Jetzt ist es da, das Neun-Euro-Ticket für einen Monat Fahrtzeit im öffentlichen Personennahverkehr geht nun auch im Schwarzwald-Baar-Kreis in den Verkauf. Während viele Menschen nun Touren mit Bus und Bahn planen, bricht für die Betreiber der Verkehrsgesellschaft eine schwierige Zeit an. Sie haben dieselben Kosten wie zuvor für Personal, Gebäude, Fahrzeuge und für Betriebsstoffe, nehmen aber so gut wie kein Geld mehr ein.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Gipfel des Problems: Wer immer schon eine Monatskarte hatte, bekommt nun automatisch nur 9 Euro für 30 Tage abgebucht. Auch dies strapaziert die Kassen der Verkehrsbetriebe in einer kaum abzuschätzenden Weise.

„Die Einnahmeausfälle durch das Neun-Euro-Ticket sollen grundsätzlich über den ÖPNV-Rettungsschirm ausgeglichen werden. Allerdings läuft die Abwicklung dort immer erst im Nachhinein“, skizziert Heile Frank vom Landratsamt die Problemstellung.

Heike Frank, Sprecherin des Landratsamtes Schwarzwald-Baar.
Heike Frank, Sprecherin des Landratsamtes Schwarzwald-Baar. | Bild: Heike Frank Landratsamt

Wie aber wird das Problem für die Betreiber der Busgesellschaften nun gelöst? Heike Frank erklärt die Vorgehensweise so: „Da die Einnahmeausfälle durch das Neun-Euro-Ticket gravierend sind, ist dieser nachlaufende Ausgleich in diesem Fall aber nicht möglich, da ansonsten die Gefahr bestünde, dass Verkehrsunternehmen insolvent gehen könnten“, umreißt sie die Spannbreite der Problematik.

Abschlagszahlung vorab, aber mit einem Haken

Des Rätsels Lösung: Man habe sich „auf eine vorgezogene Abschlagszahlung verständigt“, legt sie dar. Ganz ohne Aufwand ist das nicht. „Dazu müssen die Verkehrsverbünde die voraussichtlichen Einnahmeausfälle ermitteln und dem Land melden. Das Land wird dann bis Anfang Juni darauf eine Abschlagszahlung in Höhe von 90 Prozent leisten, sodass die Verkehrsunternehmen die notwendige Liquidität haben, um die Einnahmeausfälle stemmen zu können“, sagt sie abschließend zur Strategie.

Das Ticket gilt bundesweit in allen Nahverkehrsnetzen. Die Fahrt nach Konstanz ist also gut möglich. Nur der Fernverkehr wie die ...
Das Ticket gilt bundesweit in allen Nahverkehrsnetzen. Die Fahrt nach Konstanz ist also gut möglich. Nur der Fernverkehr wie die ICE-Verbindungen ausgeschlossen. | Bild: Steinert, Kerstin

Das Neun-Euro-Monatsticket gibt es bundesweit im öffentlichen Nahverkehr vom 1. Juni bis 31. August. Für jeden der drei Monate sind pauschal 9 Euro zu bezahlen für alle Fahrten im Nahverkehr. Ausgeschlossen sind Fahrten im Fernverkehr wie im ICE der Bahn.

Stefan Preuss ist Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Schwarzwald-Baar.
Stefan Preuss ist Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Schwarzwald-Baar. | Bild: Verkehrsverbund Schwarzwald Baar

Der Chef des Verkehrsverbunds Schwarzwald-Baar (VSB) , Stefan Preuss, machte zuletzt kein Geheimnis aus der angespannten Lage: „Nach Corona fehlen uns heute aktuell immer noch 20 Prozent der erwarteten Einnahmen.“ Preuss erklärt das so: „Es geht mit dem Ticket bei uns Geld weg, das quasi sowieso gefehlt hat.“ Deshalb unterstreicht er, dass die Ausfallzahlungen „kurzfristig erfolgen müssen“. Unternehmer und Behörden hoffen jetzt, dass den Busunternehmen die für ihr eigenes Überleben notwendigen Gelder wie zugesagt auch angewiesen werden.

Vor wenigen Tagen noch vieles ungeklärt

Bis vor wenigen Tagen gab es ein Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern um diese Ausgleichszahlungen. Noch vor zwei Wochen war dazu alles ungeklärt. Für den Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar hatte Stefan Preuss deshalb einen Rettungsschirm gefordert.

Ein Erlebnis ist die tunnelreiche Fahrt mit der Schwarzwaldbahn zwischen St. Georgen und Hausach.
Ein Erlebnis ist die tunnelreiche Fahrt mit der Schwarzwaldbahn zwischen St. Georgen und Hausach. | Bild: Roland Sprich

Was sagt Stefan Preuss nun zu der Lösung mit der 90-Prozent-Lösung? Der VSB-Chef gibt sich zurückhaltend. Man müsse sehen, ob das Geld wirklich ankomme, sagte er auf Nachfrage dieser Redaktion. Er weist darauf hin, dass die Zahlungen erst zum Landkreis gelangten und von dort aber schnellstens weiter gereicht werden sollen, wie er betont. Aber: „Das Geld wird erst zum 10. Juni überwiesen“, führt Preus weiter aus. Im Klartext: Ein wirklicher Vorab-Ausgleich ist das Ganze faktisch nicht.

Noch herrscht tagsüber entspannter Betrieb am Villinger Busbahnhof. Wir das auch im Juni noch so sein, wenn das Neun-Euro-Ticket gilt?
Noch herrscht tagsüber entspannter Betrieb am Villinger Busbahnhof. Wir das auch im Juni noch so sein, wenn das Neun-Euro-Ticket gilt? | Bild: Trippl, Norbert

Preuss will aber das Ganze nun konstruktiv begleiten: „Wir hoffen, dass alles klappt und wir damit einigermaßen leben können“, erklärt er. Der VSB fasst 14 Busunternehmen im Landkreis zusammen.

Am Schalter ab Mittwoch erhältich

Und wann sind die Tickets an Automaten, in Bussen und an den Schaltern verfügbar? „Ab Mittwoch, 25. Mai, garantiert überall“, sagt Preuss. Wer es unbedingt vorab digital ordern wolle, könne dies über die App DB Navigator tun, sagt er.

Das könnte Sie auch interessieren