Der Blick auf das Jahr 2019 scheint aus heutiger Sicht der Blick in eine fast goldene Vergangenheit zu sein. Zumindest war es das bislang letzte normale Jahr – auch für das Schwarzwald-Baar-Klinikum. Seither nämlich ist das Krankenhaus am Limit und zwar auf allen Ebenen.
Während die hohen Inzidenzen im Kreis zu enormen Corona-Patientenzahlen und in weiterer Folge zu vielen Todesfällen führen, sind die Mitarbeiter am Limit, wie Geschäftsführer Matthias Geiser sagt: „Die Zahl der Mitarbeiter ist aber ziemlich unverändert. Es kommt aber immer wieder zu Krankheits- oder Quarantänefällen.“

Zu spüren bekommt das Klinikum die Pandemie nun auch immer deutlicher im Geldbeutel. „15 Millionen Euro fehlen uns aktuell in der Kasse“, sagt Geiser. 2020 sei das noch anders gewesen. Da hatte Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn versprochen, den Kliniken zu helfen – und Wort gehalten.
Für jedes Bett, dass wegen eines Corona-Patienten frei blieb, hatten Kliniken eine Tagespauschale über 560 Euro erhalten. „Ein Corona-Patient benötigt die doppelte Zahl an Pflegekräften im Vergleich zu einem normalen Patienten“, erläutert der Klinik-Geschäftsführer. Der erste Krankenhaus-Rettungsschirme führte letztlich zu einem ausgeglichenen Haushaltsergebnis.
2020 seien zehn bis 15 Prozent der Leistungen im Klinikum weggefallen, das sei wegen des Schutzschirms aber finanziell nicht ins Gewicht gefallen. In diesem Jahr konnten laut Geiser ein bisschen mehr Leistungen erbracht werden, die finanzielle Lage ist aber eine ganz andere. Geiser: „Der Schutzschirm für 2021 ist am 30. Juni ausgelaufen.“ Seither habe es keine finanzielle Zuwendung für die Kliniken gegeben.
Nach Angaben der baden-württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) schreiben zwei Drittel der Krankenhäuser in diesem Jahr rote Zahlen. Geiser: „Betroffen sind eigentlich alle Maximalversorger. Das Drittel, das nicht betroffen ist, beinhaltet Spezialkliniken.“
Um rote Zahlen zu vermeiden, braucht es laut dem Klinik-Geschäftsführer Ausgleichszahlungen, die sich am Ergebnis von 2019, dem bisher letzten normalen Jahr, orientieren. Das jüngst beschlossene neue Infektionsschutzgesetz bringe dem SB-Klinikum lediglich 400.000 Euro ein, dann würden also noch 14,6 Millionen statt 15 fehlen.
Und das ist nicht alles: „Wir brauchen auch für 2022 einen Schutzschirm. Am besten wäre eine Regelung, die sich am ersten Rettungsschirm 2020 orientiert. Das Jahr ist fast um und bislang ist noch nicht klar, wie es weitergeht.“
Forderung der Krankenhausgesellschaft
Auch die baden-württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) fordert von der Politik konkrete Handlungen. Der BWKG-Vorsitzende Heiner Scheffold wird wie folgt zitiert: „Die neue Bundesregierung muss umgehend handeln und den finanziellen Rahmen der Krankenhäuser schnell und nachhaltig absichern.
Zum einen müssen die durch die Pandemie wegfallenden Erlöse aus der Patientenbehandlung für alle Krankenhäuser vollständig und nicht nur anteilig ausgeglichen werden. Zum anderen müssen die überdurchschnittlichen Kosten, die für die Behandlung von Covid-19-Patienten entstehen, durch dauerhafte Erlöszuschläge finanziert werden. Und da die Pandemie nicht am 31. Dezember enden wird, muss auch für das Jahr 2022 ein wirksamer Schutzschirm für die Finanzen der Krankenhäuser etabliert werden.“
Geiser sagt deutlich: Das Schwarzwald-Baar-Klinikum hatte vor der Pandemie eine gute Ausgangslage. Sollte es von der Politik aber keine finanziellen Zuwendungen geben, werden die Gewinnrücklagen, die sich das Haus angespart hat, im kommenden Jahr gänzlich aufgebraucht sein. Die Folge: „Dann wären wir nicht mehr in der Lage, in die medizinische Weiterentwicklung des Klinikums zu investieren.“