Seit etwas mehr als einer Woche ist klar, dass die Bundeswehr keinen militärischen Übungsplatz im Weißwald und auf dem Ochsenberg zwischen Tannheim und Brigachtal-Überauchen bauen wird. Bundesverteidigungsministerin Annegret-Kramp-Karrenbauer (CDU) hat die Pläne gestoppt. Derweil traut eine Gruppe von Bürgern, die gemeinsam mit viel Unterstützung aus der Bürgerschaft vehement gegen den Übungsplatz protestierte, dem Frieden nicht ganz. Sie sind weiterhin wachsam.

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Eigentlich könnten sich die engagierten Bürger, die sich, mit Unterstützung des Friedensbündnis VS, vehement gegen den Bau eines Standortübungsplatzes eingesetzt haben, jetzt zurücklehnen und den Erfolg genießen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Streiter in der Sache, die mit verhindert haben, dass die Soldaten des Jägerbataillons 292 aus Donaueschingen ihre Schießübungen künftig in Sicht- und vor allem in Hörweite der beschaulichen Gemeinden Brigachtal und Tannheim abhalten, werden die weitere Entwicklung in Sachen Suche nach einem militärischen Übungsplatz genauestens beobachten.

„Wir sind natürlich jetzt sehr erleichtert.“
Helmut Gerlach

Und bei Bedarf wollen sie andere Gemeinden unterstützen, wenn es darum geht, den Standort zu verhindern. Das bekräftigten Helmut Gerlach, Helmut Lohrer, Heike Stöckmeyer, Ferdinand Ritzmann, Christine Suppanz und Wolfgang Neininger bei einem Pressetermin in Überauchen. Die Location nicht zufällig gewählt, mit bestem Blick auf den Weißwald und den Ochsenberg. „Das wäre alles zerstört worden“, sagt Helmut Gerlach und zeigt auf den bewaldeten Hügel auf der gegenüberliegenden Seite. Am Vorabend des Termins, an dem die Bürger eine Bürgerinitiative gegen den Bau des Übungsplatzes gründen wollten, kam die politische Absage. „Wir sind natürlich jetzt sehr erleichtert und wir danken allen, die an diesem Erfolg mitgewirkt haben“, so Gerlach.

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Das Ergebnis habe deutlich gezeigt, dass die Gegner dieses Vorhabens im Recht gewesen seien und dass es sich gelohnt habe zu kämpfen. „Es zeigt, dass auch die Stimme eines Einzelnen etwas bewirken kann. Vielleicht nimmt das etwas die Politikverdrossenheit in unserem Land“, ergänzte Heike Stöckmeyer. Die Akteure sind sich aber auch einig darin, dass der derart beschleunigte Rückzug des Projekts auch mit der bevorstehenden Bundestagswahl zusammenhängt.

Ärger über Wahlkämpfer

Was den Akteuren in dem Zusammenhang missfällt ist der Umstand, dass der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei das Ergebnis als seinen Erfolg verbucht. „Frei geriert sich als derjenige, der bei der Bundesverteidigungsministerin die Interessen der Wähler aus seinem Wahlkreis vertreten hat. Im Kreis ist bekannt, dass er ein Verfechter des Projekts war“, so Lohrer. Lohrer unterstellt, dass Frei erkannt habe, dass ihm das Projekt bei der bevorstehenden und bei künftigen Wahlen Stimmen kosten könnte und er sozusagen die Reißleine gezogen habe. Einen wesentlichen Beitrag dafür, dass die Bundeswehr von dem Vorhaben so abrupt ablässt, könne zudem der Besuch des Generalinspekteurs Eberhard Zorn in der Nachsorgeklinik Tannheim beigetragen haben.

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Dass die Suche nach einem alternativen Standort in der Region noch nicht ganz ausgestanden ist, wollen die Aktionisten aus dem Wortlaut einer Pressemitteilung des Bundestagsabgeordnetem Thorsten Frei heraus lesen. „Da steht, dass es zu einem ‚dauerhaften Kompromiss gehöre, dem Jägerbataillon alternative Übungsmöglichkeiten in relativer Nähe anzubieten‘“, wie Helmut Lohrer aus dem Schreiben von Frei zitiert. Lohrer gehört dem Friedensbündnis VS an und kritisierte insbesondere die Auslandseinsätze der Bundeswehr. „Statt militärischer Stärke sollten wir unseren Dialog und Kommunikation stärken.“

Oberbürgermeister gerät ins Visier

Christina Suppanz fühlt sich von den politischen Entscheidern hintergangen. „Vor drei Jahren wurde das Projekt in Donaueschingen so vorgestellt, als ob die hier einen Kinderspielplatz bauen.“ Dabei gerät auch der Oberbürgermeister von Donaueschingen, Erik Pauly ins Visier. „Er hat beschwichtigt, obwohl er genau wusste, wie groß die Lärm- und Umweltbelastung sein würde.“

Die Interessenvertreter bekräftigten, dass sie sich jetzt keineswegs auf dem erreichten Erfolg ausruhen wollen. Sondern die weitere Entwicklung genauestens mit verfolgen und wenn nötig, Bürger in andern Gemeinden, in denen der Übungsplatz kommen soll, bei der Gegenwehr unterstützen.