Sein Atelier ist prallvoll mit Fasnet. Schemen schmücken die Wände. Sogar ein Rottweiler Federhannes hängt hier, flankiert von allen wichtigen Villinger Fastnachtslarven und: Viele Hosen und Kittel der Weißnarren sind hier aufgereiht. Speziell der textile Bereich in dieser Werkstatt wirkt fast ein wenig wie eine Modeboutique vom linken Seine-Ufer in Paris.
Schon als Kind hat Dominik Schaaf die Fasnet als faszinierendes Element seiner Heimatstadt erlebt. „Als Warenberg-Schüler bin ich jeden Tag von zuhause aus an der Werkstatt von Manfred Merz vorbeigegangen“, blendet er zurück.
„Auf dem Heimweg bin ich dann einmal mit ihm ins Gespräch gekommen und er zeigte mir seine Werkstatt. Seither bin ich da so oft es ging wieder hin.“
Der Katzen-General schildert, dass er „pro Woche bestimmt dreimal, eher öfters, stundenlang dort war“. Schaaf heute weiter: “Ich durfte erst zuschauen, bekam alles erklärt und dann habe ich auch mitwirken dürfen.“

Manfred Merz selbst hat zu Lebzeiten genauso respektvoll über Dominik Schaaf gesprochen, wie er über ihn heute. Kein Zweifel: Da hatten sich zwei gefunden, die tief in das Metier der Brauchtumsdetails einzutauchen bereit waren.

Dominik Schaaf weiß, dass „MM“, wie Manfred Merz viele Narros mit Hochachtung ob seiner Initialen in den Schemen nennen, nicht von Anfang an komplett Narro- und Surhebel-Masken herstellte. „Die frühen Merz-Schemen wurden von Malermeister Hermann Fischer gefasst“, weiß Schaaf.

Die Werkstatt von Manfred Merz ist bis heute sagenumwoben. Wer eintreten durfte, erlebte sorgsam geschliffenes Werkzeug, eine aufgeräumte Werkbank und ab und zu Holzspäne auf dem Boden, die er in dem lang gezogenen, einstöckigen Bau in seinem Ofen verfeuerte.

Der junge Besucher durfte hier alle Geheimnisse sehen und kennenlernen. Das ist deshalb bedeutsam, weil beispielsweise die Farbmischungen von Manfred Merz bis heute ein Geheimnis sind. Dominik Schaaf hat vom als Schemenpapst bezeichneten Villinger gezeigt bekommen, wie eine geschnitzte Maske bemalt werden soll.
Als Dominik Schaaf eines Tages von Manfred Merz einen Stechbeitel mit Hammer in die Hand gedrückt bekam und ein Holzklotz zur Bearbeitung parat lag, war das so: „Er hat mir dann schnell das Werkzeug wieder abgenommen und gesagt, das wird nix. So war er halt und deshalb bin ich heute auch Fasnetmaler aber kein Schnitzer.“ Schaaf ergänzt: „Mein ganzes Fastnachtswissen ist von ihm.“

Schaaf rückblickend auf seine jungen Jahre: „Manfred Merz hat mir über Jahre die Augen für die Fastnacht geschärft.“ Das führe, so erzählt Schaaf lachend, „bis heute so weit, dass mir eigentlich niemand unerkannt strählen kann. Ich erkenne jeden an der Scheme“.

Bei Dominik Schaaf in der Werkstatt stapeln sich die Farbtuben und die Eimer. Er kennt die Zusammensetzung der Farben von Manfred Merz – und hat heute seine eigene. Neben den Prägungen in der Werkstatt von Merz sei Sebastien Gambin der zweite Experte, der ihm die Kunst des Malens weiter beigebracht habe.
„Er ist mein Mentor“, sagt Schaaf und schildert, er habe von ihm gelernt, wie Farbe fließen muss.
„Ölfarbe trocknet nicht“, schildert Schaaf eine der Herausforderungen beim Abmischen der Farbe. „Das ist nicht nur ein Prozess der Nuancierung.“ Auch der Villinger Kunstmaler Manfred Hettich habe ihn beeinflusst, schildert Schaaf.

Das erste offizielle Fasnetbild in Villingen habe er für den Feuerwehrball im Spritzenhaus angefertigt, schildert Schaaf heute. Es sei eine Szene mit verschiedenen Fasnetfiguren vor Villinger Kulisse gewesen.
Dominik Schaaf bemalt heute mit Sebastien Gambin die herrlichen Uniformen der Katzenmusik. Umgesetzt werden dabei historische Vorlagen des Villinger Kunstmalers Karl Kaiser. Die Uniformen erinnern an die Zeit, als die Villinger aus dem deutsch-französischen Krieg nach Hause kamen und 1872 die Katzenmusik gründeten. Die Katze ist ein Tiermotiv, wie vielfach in der süddeutschen Narretei verwendet, etwa von der Radolfzeller Froschenzunft oder den Villinger Katzen.

Schaaf bezeichnet heute in seinem Villinger Atelier die Narrenzunft Wehringen als größten Auftraggeber. Der 42-jährige Kaufmann sagt, er sei ganzjährig mit der Fasnetmalerei befasst. Für ihn sei das Betreten des Ateliers ein „Eintauchen in eine andere Welt – mein Ausgleich zum Stress“, erklärt er.

Am Schluss dieses Samstagnachmittags wirbt er dann gegenüber dem SÜDKURIER noch entschlossen für sein ureigenes Metier. Es platzt, wie so oft bei ihm, ein wenig heraus, als er sagt: „Um die Schemenschnitzer gibt es heute einen riesigen Hype. Das Handwerk der Malerei geht dabei als Kunstform leider oft völlig unter.“