Bereits 2016 haben die Geisinger Angler eine Entdeckung gemacht, die in den Angelvereinen in der Region seitdem Besorgnis erregt: In der Donau bei Geisingen wurden Signalkrebse gefunden. Bei diesen Krebsen handelt es sich um eine invasive Art, die für die einheimischen Krebsarten, wie Steinkrebse, zur Gefahr werden kann. Grund dafür ist, dass Signalkrebse die Krebspest auf heimische Krebsarten überträgt.
„Heimische Krebsarten sterben innerhalb von zwei bis drei Tagen, nachdem sie den Erreger aufgenommen haben“, schildert Benjamin Luithle, Gewässerwart bei der Anglergesellschaft Villingen, das Problem. Das Tückische sei, dass die Signalkrebse selbst aber krankheitsresistent seien. Ursprünglich kommen die Signalkrebse aus Amerika.

Dass sie nun auch hier in der Region leben, hat seine Gründe in den 1960er-Jahren, wie Benjamin Luithle erklärt: „Damals wurde diese Krebsart nach Schweden gebracht, um die krebsleeren Gewässer nach einer Krebspest in der Vergangenheit wieder mit Krebsen zu beleben.“ Von dort sind die Tiere immer weiter nach Süden gelangt und inzwischen in ganz Europa verbreitet.
So sind sie 2016 auch in den Gewässern des Geisinger Anglervereins aufgetaucht. Der Vorsitzende des Vereins, Paul Haug, verweist auf die deutlich gestiegene Anzahl der Signalkrebse in dem Gewässerabschnitt des Vereins.
Während es 2022 noch etwa 4500 Tiere waren, waren es 2023 schon um die 7300 Signalkrebse. „Inzwischen sind sie schon bis Immendingen vorangekommen und in noch kleiner Zahl auch bei Gutmadingen zu finden“, so Haug weiter.

Eine dichtere Besiedelung bei Gutmadingen sei aber für die nächsten Jahre absehbar. Dennoch hofft er, dass die Population bald an einem Punkt ankommt, an dem sie nicht mehr weiter wächst und idealerweise sogar zurückgehen könne.
Signalkrebse schmecken aber auch gut
Trotz natürlicher Feinde wie Ottern oder Fische, die kleine Krebse fressen, hält er es aber für schwierig, die vielen Signalkrebse in den Griff zu bekommen. „Dagegen hilft nur fangen“, so der Angler. Immerhin seien sie auf dem Teller eine Delikatesse.

Michael Birk vom Anglerverein Hüfingen kann für das Gebiet des Vereins glücklicherweise noch keine Signalkrebse vermelden. „Wir behalten aber die zunehmende Anzahl der Signalkrebse in der Donau im Blick.“

Das kann auch Benjamin Luithle feststellen. Die Gewässer im Bereich Villingen hat die invasive Art zwar noch nicht erreicht, doch auch die Villinger Angler rechnen damit, in einigen Jahren Signalkrebse in ihren Gewässern zu finden. Das lässt sich laut Luithle auch nur schwer aufhalten.

Mit den Signalkrebsen haben die Villinger Angler aber trotzdem bereits zu kämpfen, denn sie haben nun deren Pachtstrecke bei Gutmadingen erreicht. „Demnach haben sie das Geisinger Wehr überwunden, das war vergangenes Jahr noch nicht der Fall“, so Benjamin Luithle. Dies sei aber absehbar gewesen.
Die Krebse breiten sich weiter aus
Jetzt werden die Krebse in den kommenden Jahren weiter nach Neudingen und Donaueschingen kommen. Ein effektives Mittel, präventiv dagegen vorzugehen, gibt es nicht. Zwar könnten theoretisch Krebssperren errichtet werden, aber diese würden die Signalkrebse nur für kurze Zeit aufhalten. Denn die Tiere können durchgehend zwei Kilometer an Land wandern.
Ein Problem, das sowohl Paul Haug als auch Benjamin Luithle sehen, ist die mögliche Übertragung des Krebspesterregers durch Menschen. Dies kann in Form von nicht desinfiziertem Anglerzubehör oder auch Baumaschinen geschehen, die nicht ordentlich gereinigt wurden. Auf diesem Weg können aber nicht nur die Erreger in andere Flussabschnitte gelangen, sondern auch die Eier der Krebse.
Eine weitere Gefahr
Paul Haug sieht aber noch eine weitere Gefahr für die heimischen Krebsarten: „Inzwischen sind in der Brigach auf der Höhe von Marbach auch Kamberkrebse aufgetaucht.“ Dabei handelt es sich ebenfalls um eine invasive Art, die die Krebspest überträgt. Noch sind es nicht so viele von ihnen, doch die Angler befürchten auch hier eine zunehmende Anzahl in den nächsten Jahren.
Ein wenig Hoffnung gibt es aber trotzdem: Nach wie vor bestehen einige Gewässerabschnitte, in denen heimische Krebsarten wie der Steinkrebs oder der Edelkrebs leben.