So wirklich ruhig ist es beim SV Aasen eigentlich nie. Es gibt immer etwas zu tun – oder es tut sich gerade etwas. Nachdem die Profi-Fußballer des FC Liverpool und danach des VfL Wolfsburg ihre Trainingslager beendet haben, konzentriert sich der Verein auf die Turniere und das im September anstehende Dorffest.

Seit die Trainingslager der Profimannschaften über den Öschberghof hier aufschlagen, um die Plätze zu nutzen, habe sich schon etwas verändert, sagt der Vorsitzende des SV Aasen, Rainer Hall: „Früher war es über diese Zeit komplett ruhig, jetzt ist auch der Juli herausfordernd.“ Wenn die Weltstars kommen, dann gibt es viel zu tun. Findet etwa ein öffentliches Training statt, dann wird auch bewirtet und es braucht Leute, die das stemmen.

Und auch die Plätze des Sportvereins müssen in einem ordentlichen Zustand sein, wenn die Profis kommen: „Wir wollen da ja auch ordentliche Plätze anbieten“, erklärt Hans-Peter Rolle, Ehrenvorstand des SV Aasen. Das reiche nicht, wenn man sich nur vier Wochen vorher darum bemühe: „Bei der Anlage ist es wie mit dem heimischen Garten: Wenn sie ein Jahr nichts machen, dann sieht er halt auch entsprechend aus.“

Alles mit Ehrenamtlichen

21.000 Quadratmeter plus zusätzliche Infrastruktur müssen vom SV Aasen gepflegt werden: „Sicher ist es hauptsächlich wegen des Hotels, dass Mannschaften wie Liverpool oder Barcelona hier trainieren. Aber wenn die Plätze nicht passen und außenrum alles miserabel ist, dann funktioniert das auch nicht“, sagt Rainer Hall. Die Pflege höre nicht am Spielfeldrand auf.

Und worauf der Verein besonders stolz sei: „Bis auf die Greenkeeper vom Öschberghof, die vor den Trainingslagern vorbeikommen, wird das alles in ehrenamtlicher Arbeit geleistet“, sagt Rolle. Greenkeeper sind ausgebildete Fachleute für die Pflege und Instandhaltung von Rasensportplätzen. Sie kümmern sich etwa um die Golfanlagen beim Öschberghof.

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„Da wird auch oft rumerzählt, dass bei uns alles vom Öschberghof übernommen werde. Das stimmt nicht“, erklärt Hall. Mittlerweile habe man sich auch Wissen angeeignet, werde teilweise auch von Greenkeepern namhafter Vereine angefragt, ob man Tipps geben könne. In Aasen kümmert sich Martin Hembach um den Rasen. Er ist gelernter Landwirt und habe dadurch schon einen anderen Bezug zur Materie.

Wenn der Platz passt und alles vorbereitet ist, dann kommen auch irgendwann die Spieler, die man aus dem Fernsehen kennt: „Die Liverpooler waren immer voll des Lobes für unsere Plätze“, sagt Hans-Peter Rolle. Und wie war das mit den unnahbaren Profis aus England? „Das Trainerteam und die Spieler waren sehr umgänglich. Man kann mit ihnen reden und sie interessieren sich auch für uns. Jeder hat ja irgendwann mal auf dieser Basis Fußball gelernt.“

Unvergesslicher Moment für die Mitglieder des SV Aasen: Liverpool-Trainer Jürgen Klopp zum Anfassen mitten unter dem Fußball-Nachwuchs.
Unvergesslicher Moment für die Mitglieder des SV Aasen: Liverpool-Trainer Jürgen Klopp zum Anfassen mitten unter dem Fußball-Nachwuchs. | Bild: Hans-Peter Rolle

Man habe im Falle von Liverpool auch Verständnis für die Art und Weise des Trainingslagers: „Man muss das als Geschäft sehen“, erklärt Rolle. „Wenn sie mit dem Geschäft unterwegs auf Klausur gehen, dann wollen sie auch ihre Ruhe.“ Mit einem öffentlichen Training, „hätten wir ihnen nicht die Ruhe geben können. Da wären sofort 5000 Leute hier gewesen.“ Das gehe nicht: „Wir wollten nichts dem Zufall überlassen.“ Und der Ehrenvorstand stellt klar: „Es kann sein, dass da Leute aus Ägypten in den Flieger steigen, nur um hier Mohamed Salah zu sehen.“

Toller Umgang mit den Profis

Der Umgang zwischen den Profis und dem SV Aasen sei immer sehr gut gewesen, das habe Trainer Jürgen Klopp auch kürzlich in einem Fernseh-Interview betont: „Er sagte, dass das Hotel außergewöhnlich sei, die Nähe zur Anlage toll – und er die Freundlichkeit im Verein sehr schätze“, erklärt Hall.

Schon bald werden im Vereinsheim auch ein Liverpool-Wimpel mit den Unterschriften und ein Trikot des VfL Wolfsburg zu sehen sein. Unterschriften gab es auch von Spielern und Trainern, sogar ein Gruppenfoto mit dem FC Liverpool. Dass dieses Erlebnis noch lange im Gedächtnis bleiben wird, davon geht Rainer Hall aus: „Das merke ich bei meinen beiden Jungs.“

Der VfL Wolfsburg trainiert auf dem Platz des SV Aasen öffentlich, Zuschauer dürfen vorbeischauen – und sich Autogramme und ...
Der VfL Wolfsburg trainiert auf dem Platz des SV Aasen öffentlich, Zuschauer dürfen vorbeischauen – und sich Autogramme und Selfies holen. | Bild: Zschäbitz, Dietmar

Sie seien beide am Platz gestanden, als ein Spieler „zwei Meter von uns mehrere Eckbälle geschlagen hat.“ Es handelte sich um Trent Alexander-Arnold. „Die Namen kennen die aus den Spielen von der Playstation.“ Ein unvergessliches Erlebnis.

Gibt es Neid wegen der Situation?

Eine Neiddebatte komme dabei auf, „das Konstrukt ist für uns gewinnbringend, aber wir bleiben der SV Aasen“, sagt Hall. „Aber wir stecken alles in die Infrastruktur, den Multifunktionsplatz, das Vereinsheim. Alles Spieler und Verantwortlichen sind ehrenamtlich. Daran wird sich nichts ändern.“ Dass Spieler der Top-Mannschaften hier auflaufen, „das ist eine Ehre“, sagt Rolle.

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Auch Wolfsburg habe er als sehr sympathisch empfunden: „Man konnte mit jedem reden und es gab interessante Gespräche.“ Wolfsburg sei auch aktiv auf die Stadt zugegangen, was hier an Freizeitmöglichkeiten geboten sei: „Sie waren dann etwa Bogenschießen über den Waldläufer in Pfohren“, sagt Rainer Hall.

Liverpool, der SV Aasen und das Strandbad

Und schließlich gab es da noch den Ausflug der Liverpooler ins Strandbad Bodman. Ob der SV Aasen und Liverpool zusammen hingefahren sind? Sehr wahrscheinlich nicht. Aber wie es der Zufall so will, spielte der SV Aasen auf dem Platz neben dem Strandbad gegen die Mannschaft aus Bodman. Und das eben an jenem Samstag als der FC Liverpool dort baden war.

„Klar, für das Fußballherz ist es schade, dass nicht alles öffentlich stattfand – aber es ist schlicht nicht machbar“, sagt Rainer Hall. Die Wünsche vieler junger Fans nach einem Autogramm konnten trotzdem erfüllt werden: „Ich hatte viele Trikots und Bälle dabei, die alle unterschrieben wurden“, so Hans-Peter Rolle.