Im Internationalen Luftfahrtmuseum am Schwenninger Flugplatz erlebt ein Kampfjet der Schweizer Luftwaffe einen dritten Frühling. Florian Licciardello verpasst der De Havilland DH.100 Vampire aus dem Jahre 1943 ein neues Außenkleid. Das war nötig, denn das Flugzeug hat über die letzten Jahre auf dem Freigelände des Museums stark gelitten. In wesentlichen Teilen wurde es aus Holz gebaut.
Im Flugzeug liegt Bauschutt
„Wir mussten erst einmal sechs Schubkarren Bauschutt aus dem Inneren des Flugzeugs herausholen“, berichtet der 30-jährige Flugzeugenthusiast aus Bad Säckingen.
Licciardello ist weder Pilot noch Flugzeugmechaniker oder Restaurator. „Bis jetzt fliege ich nur mit dem Simulator am PC und baue schon seit Kindesbeinen Flugzeugmodelle aller Art“, erzählt der Bastler, der von Flugzeugen begeistert ist. Er arbeitet als Monteur in der Industrie.
Eines seiner Lieblingsflugzeuge ist der Starfighter. Die Lockheed F-104 war der Kampfjet, der in den 60er-Jahren in der Bundesrepublik für große Schlagzeilen gesorgt hatte, vor allem durch seine vielen Abstürze, durch die zahlreiche Piloten ihr Leben verloren haben.
Ein Traumjob für den flugbegeisterten Bastler
Für Licciardello ist es aber eines der schönsten Flugzeuge überhaupt. Um sein aktuelles Modell so detailgetreu wie möglich zu vervollständigen, kam er im Herbst 2024 ins Schwenninger Museum, um dort am Original genau Maß zu nehmen. Das blieb Sibylle Steinert, der Tochter der Museumsbetreiberfamilie Pflumm nicht verborgen.
Sie hat gleich gespürt, dass da jemand ganz besonderes den Kampfjet-Oldtimer streichelt. „Da habe ich ihn einfach angesprochen, ob er nicht Lust hätte, uns bei der Konservierung einiger unserer Ausstellungsstücke zu helfen“, erinnert sie sich.
Und da war es um Licciardello geschehen: „Wo sonst bekommt man die Gelegenheit als Unbekannter ohne Spezialkenntnisse einfach mal so an alten Kampfjets herumschrauben zu dürfen?“
Fast jedes Wochenende gehört der Vampire
Im Juni 2025 ging es also los. Fast jedes Wochenende kommt nach Schwenningen und arbeitet an seinem ersten Projekt, der Vampire. Die hatte der verstorbene Museumsgründer Manfred Pflumm in den 1990er-Jahren von der Schweizer Luftwaffe geschenkt bekommen, nachdem die Maschine dort zwischen 1950 und 1969 noch in der Luftverteidigung über den Alpen unterwegs war.

Da Pflumm nicht für alle seine Flugzeuge eine Halle zur Verfügung hatte, musste auch die Vampire zusammen mit dem Starfighter und einigen anderen Militär-Oldtimern im Freien stehen. Sonne, Wind und Wetter und vor allem mehrere Hagelstürme setzten der Maschine über die Jahre arg zu.
Die Maschine wird enthäutet
Florian Licciardello hat nun damit begonnen, die Maschine zu enthäuten und ihre markante Außenkontur mittels Epoxid getränkter Styrodurplatten wieder neu aufzubauen. Als nächster Schritt folgt eine neue Nylonbespannung, die in Silber lackiert und poliert wird. Danach sieht der Oldtimer-Jet wieder wie neu aus, nur fliegen kann er nicht mehr.
Auch alle noch so kleinen Details der Beschriftungen, Abzeichen und Markierungen werden per Hand aufgetragen. Licciardello hat dazu schon mal an einem perfekt erhaltenen Ausstellungsstück im Flugzeugmuseum Dübendorf Maß genommen beziehungsweise alle Details abfotografiert.
Schweißtreibende Arbeit unter freiem Himmel
Bei den heißen Sommertemperaturen ist das im Freien eine schweißtreibende Arbeit. „Mir macht das einfach unheimlich viel Spaß und ich kann mich hier voll einbringen und auch mal etwas ausprobieren“, erklärt er. Wer ihm bei der Arbeit zusieht, merkt sofort, dass hier einer mit viel Leidenschaft zu Werke geht.
Aber nicht nur das, fast noch wichtiger ist die Ausdauer, denn das ist keine Arbeit von ein paar Stunden. Ganz im Gegenteil, noch viele Wochenden unter sengender Sonnenhitze dürften vergehen, bis die Vampire für die Museumsbesucher im neuen Glanz erstrahlt.
Die Museumsbesitzerinnen sind dankbar für die Hilfe
Margot Pflumm und Tochter Sibylle Steinert wissen das Engagement ihres neuen Helfers sehr zu schätzen. „Wir hätten das ja gar nicht mehr alleine geschafft“, erzählen die beiden. Nachdem Margot Pflumms Ehemann Manfred 2017 verstorben war, tat sich die 90-Jährige immer schwerer, das Museum am Laufen zu halten. Deshalb ist ihre Tochter Sibylle mit eingestiegen.
Aber auch ihr wird das mit 68 Jahren langsam, aber sicher einfach zu viel. Die Familie wünscht sich nichts lieber, als eine Nachfolgelösung für den Erhalt und Fortbestand des Lebenswerks von Manfred Pflumm zu finden.
Mehrere Interessenten für das Flugzeug-Museum
„Unser Museum steht zum Verkauf und wir sind derzeit im Gespräch mit mehreren Interessenten“, berichtet Sibylle Steinert. „Und jetzt, wo uns Florian Licciardello so tatkräftig unterstützt, können wir auch zeigen, dass es weiter geht“, ergänzt Margot Pflumm. Licciardello hätte gerne selbst das Museum gekauft, dem 30-Jährigen fehlt es aber am nötigen Kleingeld.
Stattdessen hat sich der Flugzeugenthusiast vorgenommen, den Segelflugschein zu machen. Dann fliegt er zwar erst einmal noch ohne Motor, aber immerhin mit der thermischen Kraft der Sonne, die ihn gerade so bei der Arbeit schwitzen lässt.