Ende Oktober war Barbara Würtz bei ihrem Hausarzt in Villingen. Na und, ist doch nichts Besonderes? Im Fall der 58-jährigen Frührenterin ist es dies schon. Und dass es überhaupt so weit kam, ist ein Verdienst der SÜDKURIER-Leser.
Aber von Anfang an. Im August hat sich Barbara Würtz, neu zugezogen nach VS-Schwenningen, an den SÜDKURIER gewandt. Voller Verzweiflung. Die chronisch kranke Frau konnte nach ihrem Umzug in die Doppelstadt partout im kompletten Umkreis keinen neuen Hausarzt finden.
Bei einer Erkrankung hätte sie in ihre alte Heimat in Rheinland-Pfalz zur Sprechstunde fahren müssen, ebenso bei ihren immer wieder nötigen Routineuntersuchungen.
Das Arzt-Problem bewegt viele Leser
Heute ist die Arzt-Welt für die Rentnerin, die seit einem Unfall außerdem Pflegegrad 2 hat, wieder ziemlich in Ordnung. Der SÜDKURIER-Artikel zog weite Kreise, gleich mehrere Leserinnen und Leser meldeten sich bei Barbara Würz mit Ratschlägen, welche Mediziner in der Region denn möglicherweise noch neue Patienten aufnehmen.
Einer dieser Tipps kam von einer Dame aus VS. Und er war tatsächlich das, was gemeinhin als Volltreffer bezeichnet wird. Die Frau war just im Sommer mit ihrer Mutter beim Arzt in Villingen, als sie dort mitbekam, dass diese Praxis noch Patienten aufnimmt. Über den SÜDKURIER war schnell der Kontakt zu Barbara Würtz hergestellt.
„Ich habe in der Praxis angerufen und die haben mir gleich zugesagt, mich aufzunehmen“, freut sich die 68-Jährige. Sie hatte zwar schon vor ihrem Umzug in die Doppelstadt mit der Suche nach einem neuen Hausarzt begonnen – bis zu dem Zeitpunkt vergeblich.
Hochzufrieden mit dem neuen Mediziner
Beim ersten Besuch vor wenigen Tagen ist Barbara Würtz auch gleich hochzufrieden. „Der Arzt hat sich über eine halbe Stunde Zeit für mich genommen, es war wunderbar“, erzählt sie. Der kurze Weg zwischen V und S ist für sie, der zeitweise Anfahrtswege von über 200 Kilometern drohten, ebenfalls gar kein Problem.
Für die SÜDKURIER-Leserinnen und -Leser hat die Schwenningerin ein dickes Lob parat. „Ich war ganz überrascht und unheimlich froh, dass sich die Leute die Mühe gemacht und sich bei mir gemeldet haben“, sagt sie dankbar.
Neben der Villinger Praxis gab es sogar noch einen zweiten Arzt, der Barbara Würtz aufgenommen hätte. Auch eine Orthopädin vor Ort hat sie inzwischen gefunden.
Barbara Würtz weiß, dass sie inzwischen in einer glücklichen Lage ist. Für die Menschen im Schwarzwald-Baar-Kreis wird die Suche nach einem Hausarzt in den kommenden Jahren nämlich wohl schwieriger und schwieriger.
131 niedergelassende Ärzte gibt es derzeit im gesamten Landkreis, 60 davon in VS. 46 Prozent von ihnen sind jedoch über 60 Jahre alt, erklärt Martina Troescher von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). Die Nachfolge: Oftmals schwierig bis unmöglich. Derzeit kommen rechnerisch 1669 Einwohner auf jeden Hausarzt.
Schwenningerin rät: Am Ball bleiben
„Nicht aufgeben und am Ball bleiben“, rät Barbara Würtz allen, denen es so geht oder gehen wird wie ihr bis vor wenigen Wochen.
Ein bisschen Hartnäckigkeit braucht sie allerdings auch selbst noch: Die Schwenningerin ist noch immer auf der Suche nach einem Gynäkologen und einem Psychotherapeuten vor Ort.