Von Narrenbühne zum Krisenmanagement: Vor sieben Tagen hatte Georg Schwende noch als Antinarr im Schalander 300 Narren empfangen und mit spitzer Zunge für viel Gelächter gesorgt, nun steht der Geschäftsführer der Fürstenberg-Brauerei auf einer anderen Bühne. Sein Publikum im Sudhaus sind dieses Mal Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, und seine Worte klingen sehr ernst.
Als Vertreter der Babyboomer-Generation habe er bislang nur friedliche Zeiten erlebt. „Und wir haben es ordentlich krachen lassen.“ Doch die vergangenen vier Jahre hätten gezeigt, dass diese Zeiten nun vorbei sind: Corona-Krise, Ukraine-Krieg und der Angriffskrieg der Hamas...: „Ich weiß nicht, worauf das alles hinausläuft.“
Hinzu kommen die wirtschaftlichen Herausforderungen, die Inflation, und mittlerweile sei wohl „dem letzten Sturschädel klar geworden, dass der Klimawandel kein Hirngespinst ist“.
Schwende: „Die Krise ist das neue Normal.“
Das sei die Situation, das sei die Realität und kurz könne man sagen: „Die Krise ist das neue Normal.“ Von einer „eigenartigen und aufgeheizten Stimmung“ spricht der Brauerei-Chef. Für vieles könne er Verständnis aufbringen. Allerdings sieht er auch eine Gefahr: „Populisten erhalten durch ihre einfachen Antworten auf komplexe Themen zu viel Zulauf.“ Die Mehrheit der Gesellschaft müsse sich dem entgegenstellen.

Die weltweiten Krisen machen auch vor einem Traditionsunternehmen wie der Fürstenberg-Brauerei nicht halt. Preissteigerungen, Inflation, Konsumverhalten – das alles zeige seine Auswirkungen. „Die Verunsicherung und die Verteuerung wirken sich aus“, so Schwende.
2023 sei in Deutschland der Brauumsatz um vier Prozent gesunken, in Baden-Württemberg um 3,5 Prozent. Und das vor dem Hintergrund, dass der Biermarkt seit Jahrzehnten rückläufig ist.
So betrug der Bierkonsum 2023 pro Kopf im Jahr 92 Liter. Das sind rund 60 Liter weniger als in den 1980er Jahren und weit entfernt vom Spitzenwert mit 150 Litern Bier pro Jahr und Kopf.
Schwache Gastronomie trifft auch Fürstenberg-Brauerei
So bleibt auch das Ergebnis der Fürstenberg-Brauerei leicht unter dem des Vorjahrs, auch wenn sich das Absatzniveau besser entwickle als auf Landes- und Bundesebene.
Und da die Fürstenberg-Brauerei eine „starke Gastronomie-Marke“ sei, mache sich auch die aktuelle Situation in diesem Bereich bemerkbar. „Wir sind nahezu gleich wie im Vorjahr“, sagt Schwende. Hört sich gut an, aber es sei eben nicht das Vor-Corona-Niveau.

Die Situation in der Gastronomie: 2022 seien die Besuche um 16 Prozent zurückgegangen, die Konsumausgaben um 8,4 Prozent und 60.000 Gaststätten gebe es einfach nicht mehr. „Und es werden weitere hinzukommen.“
Die 16-Prozent-Mehrwertsteuer werde das Gefühl der Teuerung nur befeuern und dabei kämpfe die Gastronomie immer noch mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie.
Hinzu kommen Personalmangel und der Konsumrückgang. „Es ist eine schwierige Gemengelage.“ Aber: Wer dem Kunden Qualität und auch ein Erlebnis werde weiterhin überleben.
So habe die Fürstenberg-Brauerei in ihrer Funktion als Partner der Gastronomie in diesem Bereich drei Millionen Euro investiert. Und auch in der Brauerei wurden Projekte umgesetzt. Für 1,5 Millionen Euro wurden Investitionen wie eine neue Kältemaschine und eine neue Einpackmaschine angeschafft.
Doch allen Krisen zum Trotz: Zeit für Optimismus
Unter dem Strich – trotz aller Krisen, Probleme und Herausforderungen – bleibt Schwende optimistisch. „2023 war für die Fürstenberg-Brauerei ein gutes Jahr.“ Doch es werde immer schwieriger, ein gutes Ergebnis einzufahren.
Kostensteigerungen – ob es nun bei der Beschaffung oder bei den Fix-Kosten wie Personal ist – könnten nur durch Wachstum abgefangen werden. Und da kommt wieder der rückläufige Bierkonsum ins Spiel.

Trotz allem blickt der Brauerei-Chef optimistisch auf die Zukunft: Dass die Fasnet so kurz ist, sei sehr schade, dafür gebe es reichlich Feste wie Sommersound VS oder das Freiburger Zelt-Musik-Festival und sportliche Höhepunkte wie den Schwarzwaldpokal, die Wild Wings oder zwei große Reitturniere in Donaueschingen. Und dann gibt es ja noch eine Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land.
Wobei der Optimismus da auch schon wieder etwas getrübt wird, was das Abschneiden der deutschen Mannschaft betrifft.
Doch schon findet Schwende wieder etwas Positives: „Die spanische Mannschaft ist ja im Öschberghof und die haben den klaren Vorteil, dass sie gutes Bier zu trinken bekommen.“