Caroline Haxel ist Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO). Der Traum von der eigenen Praxis erfüllt sich für die 42-Jährige bereits zum zweiten Mal in ihrer Karriere. Dieses Mal in Villingen.
Seit 2020 war Haxel im HNO-Bereich des Schwarzwald-Baar-Klinikums tätig. Warum gibt sie die sichere Anstellung zugunsten einer Niederlassung auf?
„Ich komme aus der HNO und weiß wie groß der Bedarf ist“, sagt Caroline Haxel. „Und ich wollte das machen, was heute die wenigsten wollen: mich niederlassen. Das war mein Wunsch.“ So wie 2017, als sie ihre erste Praxis in Magdeburg gründete.
Ihr Mann war dort damals Chefarzt, bekam dann aber das Angebot aus Villingen-Schwenningen, die HNO im Klinikum zu übernehmen. „Wir sind dann 2020 mit der ganzen Familie umgezogen und ich musste meine Praxis leider aufgeben“, erzählt Caroline Haxel. Für sie ist es der einzige negative Punkt am Wechsel in den Schwarzwald.
Das sagt sie zu ihrer neuen Heimat
Die landschaftlich schöne Gegend sei ein echter Wohlfühlfaktor. Auch die Lage – die Nähe zu Stuttgart, Freiburg und der Schweiz – schätzt die Ärztin. Und: „Die Kinder können hier besser groß werden als in Magdeburg“, sagt Haxel. „Es ist ein deutlich angenehmeres Leben mit mehr Lebensqualität.“
Was bliebt war der Wunsch nach der eigenen Praxis. Doch dann kam eins zum andern: „Erst wurden die Praxisräume von Christoph Leonhardt frei und dann wurde auch noch meine alte Praxis aufgelöst“, sagt die Ärztin. Plötzlich konnte sie sehr günstig ihr ehemaliges Inventar wieder erwerben. „Da habe ich mir gesagt: Das sind so viele Zufälle, jetzt mache ich mich selbstständig.“

Eine Kassenzulassung habe sie nicht bekommen können, weil derzeit kein HNO-Sitz in der Region frei sei. „Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) geht davon aus, dass es bis Sommer 2025 dauern könnte, bis eine Praxis frei wird“, sagt Haxel. So lange wollte sie nicht warten.
Warum auch Kassenpatienten kommen
„Ich hoffe, dass alles gut wird“, sagt die Ärztin. „Die Neugründung einer Privatpraxis ist immer ein Wagnis.“ Jedoch habe sie gute Chancen für sich gesehen. „Kollegen berichten von langen Wartezeiten für die Patienten.“ Es kämen bereits einige Kassenversicherte zu ihr, die lieber selbst zahlten, als mehrere Monate auf einen Termin zu warten.
Haxel schließt mit ihrer Niederlassung eine Lücke, die eigentlich in einem anderen Fachbereich aufgegangen ist: Die Praxisräume wurden bis Ende 2021 vom Kinderarzt und Eigentümer Christoph Leonhardt genutzt.
Funktionieren die Räume als HNO-Praxis?
Christoph Leonhard sei froh gewesen, dass jetzt wieder eine Arztpraxis einzieht – auch wenn es nicht die Kinderheilkunde ist. „Die HNO deckt da aber einiges mit ab“, sagt Haxel. „Gerade, was Atemwegsinfekte bei Kindern angeht.“ Die Probleme anderer Eltern mit diesem Thema kann sie gut nachvollziehen. „Als wir nach Villingen-Schwenningen gezogen sind, hatten wir selbst große Schwierigkeiten, einen Kinderarzt zu finden.“
Aber passen die Räume überhaupt auf den neuen Zweck? Der Kinderarzt Leonhardt hatte das Gebäude perfekt auf die Bedürfnisse seiner Patienten zugeschnitten. „Ich war begeistert, als ich die lichtdurchflutete Praxis gesehen habe“, schwärmt die HNO-Ärztin. Noch viel wichtiger: „Ich brauche eigene Räume für die Hördiagnostik und Ultraschall-Untersuchungen sowie ein normales Sprechzimmer.“ Zudem gebe es ein Wartezimmer.
Start mit Stift und Papier
Was noch fehlt, ist hingegen eine vollständig eingerichtete IT-Technik. Pünktlich zum Start des E-Rezeptes muss sich Haxel daher auf herkömmliche Art und Weise behelfen: „Wir arbeiten noch mit Papier und Stift, bis alles soweit ist.“
Dafür gibt es in der neuen Praxis keinen Personalmangel. Durch die Neugründung sei es allerdings eine Sondersituation. „Ich habe keinen Patientenstamm, kein Kapital und möchte ich die Kosten am Anfang niedrig halten“, sagt Caroline Haxel. „Deshalb fange ich mit nur einer Kraft an: meiner Mutter.“