Mitten im Wohnzimmer seines Sohns steht die letzte Krippe, die Otto Heizmann mit 80 Jahren erbaut hat. In einem Fachwerkhaus mit Spitzdach liegt das Jesuskind, daneben Maria und Josef. Ein Schäfer hütet davor die Schafe. Auf der linken Seite befindet sich eine gemauerte Treppe, auf der ein Engel steht.
Nun halten sein Sohn Hans Claus Heizmann (86) und dessen Frau Erika (85) die Krippe in Ehren. Dabei erzählen sie über seinen Vater und dessen Leben.
Fast 50 Jahre alt ist Otto Heizmanns letzte Krippe
Die Mauern sind aus Kiefernrinde gefertigt, erzählt Hans Claus Heizmann, der Sohn des Krippenbauers aus Hüfingen, der über Jahrzehnte in diesem Bereich Maßstäbe setzte und in seinem Heimatort zur Instanz im Krippenbau wurde. Aus Papierstaub und dem Leim habe Otto Heizmann einen Kleber entwickelt, der die Mauer zusammengehalten hat – und das bis heute. Denn die Krippe ist fast 50 Jahre alt.
Der Boden besteht aus einem Papier, das aussieht wie Gras. Doch auch das war früher anders. „Da hat man Moos vom Baum genommen“, erzählt Hans Claus Heizmann. Die Berge wurden mit einem Drahtgeflecht modelliert und das Moos darüber gelegt. „Das musste jedes Jahr frisch gemacht werden“, sagt Hans Claus Heizmann.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Otto Heizmann 1946 mit seiner Familie von Gutmadingen nach Hüfingen. Neben seiner Arbeit als Lehrer und später als Rektor an der Grund- und Hauptschule Hüfingen werkelte Otto Heizmann unablässig.
„Wo jetzt der Friedhof ist, im Schützenhaus, hatte er eine Rumpelkammer als Raum zum Basteln“, erzählt sein Sohn Hans Claus. Dort fing er mit wenigen Werkzeugen und alten Brettern an, kleine Häuser zu bauen. Auch zusammen mit zehn oder zwölf Jungen, die später mit ihm nach Vorlage an den Krippen bauten.
Krippenbau ohne Maschinen und Werkzeuge
Die Materialien dafür trug Otto Heizmann von verschiedenen Seiten zusammen. Leim und Farbe bekam er von der Firma Frei in Bräunlingen-Döggingen, aus der Rückwand eines alten Schranks nahm er Holzbretter.
Kurz vor Weihnachten wurden früher in der Hüfinger Festhalle die Krippen seines Vaters ausgestellt, erinnern sich Hans Claus und Erika Heizmann. Dieser nahm auch Aufträge an, Otto Heizmann baute unter anderem eine Krippe für das alte Krankenhaus, die zwei Meter lang gewesen sei. Auch für das Landesheim baute er eine Krippe, deren Aufbau allein einen Tag gedauert habe. Insgesamt dürfte es sich um mehrere Dutzend Krippen handeln, die aus der Werkstatt von Heizmann hervorgingen.

Auch in Vereinen war Otto Heizmann Mitglied. 1935 gründeten er und neun weitere Männer in Gutmadingen einen Männerverein innerhalb des Badischen Roten Kreuzes. Später in Hüfingen war er unter anderem im Gesangsverein aktiv. Dort half er bei der Organisation von mehreren Operetten, die in der Festhalle Hüfingen aufgeführt wurden.
Zusätzlich bastelte er an Fasnacht, einmal war es ein Elefant, der so groß war, dass er kaum durch die Tür passte, erinnert sich Erika Heizmann. An Fronleichnam half Otto Heizmann zudem dabei, die Blumenteppiche zu legen, und auch im Gemeinde- und Kreisrat war er aktiv.
Wenig Zeit für die Familie
Bis zu seinem Lebensende und nach seiner Pension half Otto Heizmann bei Reparaturen im Römerbad und gab mittags Führungen. „Er hat so ein Wissen gehabt, auch von den Römern, wie das gebaut worden ist“, erinnert sich Erika Heizmann an die Zeit vor 40 Jahren zurück.
Doch bei all der Arbeit und den Verpflichtungen blieb nur wenig Zeit für die Familie. Weil sein Vater nur selten daheim war, könne Hans Claus Heizmann vieles nicht genauer erzählen. Doch die Erinnerungen und die Krippe seines Vaters bleiben trotzdem.