Ende Oktober wurde bekannt, dass das Unternehmen Alfred Fehrenbacher GmbH, das zuletzt unter der Bezeichnung Abundantia firmierte, seine Betriebsstätte für Plattenspielerproduktion in der Feldbergstraße in St. Georgen zum 1. November endgültig schließt.
Seither häufen sich Nachfragen besorgter Kunden und es flattern Zahlungsaufforderungen bei einem anderen Unternehmen ins Haus, nur weil dessen Name so ähnlich klingt.
Als Thomas Botta und Bianca Buggisch 2015 den Bereich Kabelkonfektion von der Plattenspielerproduktion der Alfred Fehrenbacher GmbH herauslösten und als eigenständigen Betrieb aufbauten, nannten sie das neu gegründete Unternehmen Fehrenbacher Kabeltechnik.
„Der Name Fehrenbacher stand bis dato mehr als 60 Jahre für Qualität und war bei den Kunden fest verankert. Deshalb dachten wir, dass es eine gute Idee sei, den Namen Fehrenbacher in unseren Firmennamen zu integrieren“, sagt Thomas Botta.
Besorgte Kunden rufen an
Dass diese Idee sich nur als bedingt gut erwies, mussten Botta und seine Frau Bianca im Nachhinein erkennen. Mit der Nachricht des endgültigen Aus und der Aufgabe der Betriebsstätte der Plattenspielerproduktion steht das Telefon praktisch nicht mehr still.
„Kunden und Lieferanten rufen an und fordern uns auf, die Rechnungen zu bezahlen. Wohlgemerkt, die meinen das andere Unternehmen und nicht uns“, sagt Thomas Botta. Es sei auch schon vorgekommen, dass die Firma Feba-Kabel im Risiko-Management ihrer Lieferanten weit nach unten rutschte und erst einmal ihre Liquidität nachweisen musste, um weiter Material bestellen zu können.
Das ist für den Geschäftsführer besonders ärgerlich, weil wie er sagt, „unser Unternehmen sehr gut dasteht“. Mehrere Telefonate und die Beantwortung zahlreicher E-Mail-Anfragen pro Tag brauche es derzeit, um klar zu stellen, dass mit der Betriebsaufgabe nicht das Unternehmen Fehrenbacher Kabeltechnik gemeint ist.
Namensverwechslungen sind eher selten
Wie Dirk Prehl, Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter bei der Kanzlei Schultze & Braun aus Achern am Standort Freiburg auf unsere Anfrage erläutert, habe er in den 15 Jahren als Insolvenzverwalter und Restrukturierer Verwechslungen bei Insolvenzen aufgrund einer Namensgleichheit oder Ähnlichkeit nur selten erlebt.
„Wie in vielen Ehegelübden, wo es heißt; in guten wie in schlechten Zeiten, verhält es sich auch, wenn sich ein Unternehmen mit seinem Namen und seiner Marke an ein bekanntes Unternehmen anlehnt.“ Häufig komme es vor, dass Investoren Unternehmensmarken aus einer Insolvenz erwerben, weil sie daran glauben, dass die Marke weiterhin Potenzial hat.
„Es gibt aber auch den gegenteiligen Fall, dass ein Investor das insolvente Unternehmen, das er erwirbt, direkt umbenennt, um mit der Insolvenz so wenig wie möglich in Verbindung gebracht zu werden.“
Fehrenbacher und Fehrenbacher – von Anfang an gab es Verwechslungen
Von Anfang an kam es zwischen der Firma Alfred Fehrenbacher GmbH als Hersteller von Plattenspielern und deren Komponenten und der Firma Fehrenbacher Kabeltechnik zu Irritationen und Verwechselungen. „Bei uns landeten immer wieder Bestellungen für Plattenspieler und Zubehör.“
Besonders Mitarbeiter von Paketdiensten hatten zudem aufgrund der Namensähnlichkeit Probleme mit der richtigen Zuordnung. Zunächst noch verständlich, da beide Firmen anfangs unter der gleichen Adresse in der Feldbergstraße auf der Seebauernhöhe agierten.
Falsche Lieferungen an der Tagesordnung
Aber selbst als Fehrenbacher Kabeltechnik im Sommer 2020 neue Geschäftsräume in der Industriestraße bezogen, ebbten die Verwechslungen aufgrund der Namensähnlichkeit nicht ab. „Mehrmals die Woche haben uns Paketdienste Lieferungen für Alfred Fehrenbacher Plattenspieler gebracht. Andererseits sind Warenlieferungen für uns auf der Seebauernhöhe gelandet.“
Der bislang größte Coup war, als der Plattenspielerproduzent im Sommer vier Wochen Betriebsurlaub machte und dies bei den Paketdiensten kundtat. Auch Feba-Kabel machte im selben Zeitraum Betriebsferien, allerdings nur zwei Wochen. „Nach den Ferien bekamen wir tagelang keine Paketlieferungen. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass wir doch vier Wochen Urlaub hätten“, ärgert sich Thomas Botta, der seine dringend benötigten Warensendungen schließlich selbst im Warenlager des Paketdienstes suchen und abholen musste, um Kundenaufträge produzieren zu können.
Ein Hoffnungsschwimmer, dass die Verwechslungen ein Ende nehmen, flammte auf, als die Alfred Fehrenbacher GmbH im vergangenen Jahr nach der Insolvenz unter der Bezeichnung Abundantia geführt wurde. Doch selbst das hielt Paketboten nicht davon ab, fleißig weiter die Firma Feba-Kabel in der Industriestraße anzusteuern. „Weil die Firma Fehrenbacher direkt neben uns Lagerräume angemietet hatte“, wie Botta sagt.
So sehr Thomas Botta und Bianca Buggisch bedauern, dass es den Plattenspielerhersteller auf der Seebauernhöhe, aus dem sich ihr Unternehmen einst heraus gegründet hat, nun nicht mehr gibt, so sehr hoffen sie, dass sich die Situation nun endlich beruhigt.