Werner Schneider ist 69 Jahre alt. Der Villinger fährt schon lange einmal im Jahr für einige Monate nach Marmaris in die Türkei. Seinen Zweitwagen, ein Peugeot, meldet er für die Zeit im Ausland immer ab und erst im Spätjahr, wenn er wieder in Villingen ist, erneut an.

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Dieses Vorhaben ist derzeit aber nicht so einfach umzusetzen, wie er im SÜDKURIER-Gespräch sagt: „Ich war kürzlich beim Landratsamt und wollte zur Zulassungsstelle. Da stand ein Mitarbeiter vor der Eingangstür und hat mir den Zutritt verweigert.“

Wer einen Termin hat, muss sich am Eingang melden.
Wer einen Termin hat, muss sich am Eingang melden. | Bild: Matthias Jundt

Der Mann, der einen Mundschutz getragen hatte, fragte Schneider zunächst, weswegen er da sei. Nachdem der Villinger von der Autoabmeldung erzählte, sagte der Mitarbeiter, dass der 69-Jährige erst online einen Termin vereinbaren müsse. Vorher komme er nicht ins Gebäude.

So sieht die Online-Terminvereinbarung für die Zulassungsstelle des Landratsamts Schwarzwald-Baar aus.
So sieht die Online-Terminvereinbarung für die Zulassungsstelle des Landratsamts Schwarzwald-Baar aus. | Bild: Screenshot/Jundt, Matthias

„Er bot mir dann noch an, mir meine Nummernschilder abzunehmen und die Abmeldung für mich zu übernehmen“, erzählt Schneider weiter. Der Villinger lehnte ab, da die Kosten für eine Neuanmeldung seines Zweitwagens im Winter höher wären, als das Reaktivieren des Kennzeichens. „Vielleicht gehe ich aber doch auf sein Angebot ein, sagt Schneider, denn: „Bald geht es in die Türkei. Und für einen Termin muss ich zu lange warten.“

Und tatsächlich. Ein Blick auf die Seite für die Online-Anmeldung (zu der Sie HIER gelangen) zeigt, dass im Juni in Villingen alle Termine bereits vergeben sind. Ab dem 2. Juli können sich Bürger wieder einen Termin sichern. In Donaueschingen sieht es etwas besser aus. Dort gibt es ab dem 29. Juni Termine.

Im Landratsamt soll mit Vorkehrungen verhindert werden, dass sich Kunden zu nah kommen.
Im Landratsamt soll mit Vorkehrungen verhindert werden, dass sich Kunden zu nah kommen. | Bild: Matthias Jundt

„Diese langen Wartezeiten sind natürlich auch für uns sehr unbefriedigend. Dies umso mehr, weil täglich viele Kunden ihre reservierten Termine nicht wahrnehmen, ohne diese jedoch abzusagen“, sagt Kristina Diffring, von der Pressestelle des Landratsamts, auf SÜDKURIER-Anfrage.

Es gebe teilweise 50 Prozent nicht wahrgenommene Termine. Bürger, die ein Termin hätten, werden gebeten diesen frühzeitig abzusagen, so dass das Landratsamt diesen für andere wieder freigeben könne.

Die Terminvergabe erfolge grundsätzlich nach dem „Windhundprinzip“. Kunden, die aus nach der Corona-Verordnung des Landes systemrelevanten Bereichen kommen, erhielten nach Absprache bevorzugte Termine.

Bild 4: Kein Vor-Ort-Termin ohne Online-Anmeldung plus lange Wartezeiten:  Beschwerden über die Villinger Zulassungsstelle – so reagiert das Landratsamt
Bild: Matthias Jundt

Grundsätzlich gebe es zwei Gründe, weshalb Kunden derzeit länger auf Termine bei der Zulassungsstelle warten müssten. „Dies sind die vorübergehende Schließung der Außenstelle in Donaueschingen und die gleichzeitige Einschränkung der Öffnungszeiten der Kreisverwaltung insgesamt“, sagt Diffring.

Zwei Schichten gegen den Totalausfall

Zu Beginn der Corona-Pandemie war, in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, die Außenstelle in Donaueschingen geschlossen und in Villingen ein Zwei-Schicht-Betrieb eingerichtet worden. Dadurch sollte gewährleistet werden, dass im Fall einer Infektion zumindest die Hälfte der Mitarbeiter dennoch arbeitsfähig bleibt.

Verstärkt worden sei die Situation der langen Wartezeit aber auch dadurch, dass im Frühjahr in der Regel ohnehin ein starker Andrang bei der Zulassungsstelle bestehe.

Bei Menschen, die keinen Internetzugang oder die entsprechende Kompetenz haben, verweist das Landratsamt auf den Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis, in dem es Menschen mit diesen Möglichkeiten gebe. „Tatsächlich haben wir bisher noch keine Beschwerde darüber gehabt, dass jemand keinen Termin reservieren konnte, weil er keinen Internetzugang hatte“, sagt Diffring von der Pressestelle des Landratsamts weiter.

Ein weiterer Villinger, der namentlich nicht genannt werden will, wollte vor sechs Wochen sein Motorrad in Villingen anmelden. „Hinter dem Tresen waren 15 Mitarbeiter. Aber ich wurde wieder weggeschickt“, sagt er gegenüber dem SÜDKURIER.

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Tatsächlich sind in der Zulassungsstelle in Villingen 9,8 Vollzeitstellen vorhanden, die aktuell mit 11 Mitarbeitern besetzt sind, wie es vonseiten des Landratsamts heißt. In Donaueschingen sind es 3,8 Stellen und 5 Mitarbeiter.

„Alle Behörden machen nach und nach wieder auf. Nur die Zulassungsstelle nicht“, beklagt er. Mit seinem Unmut sei er auch auf ein Mitglied des Kreistags zugegangen. Auch dort, so sagt er, gebe es großen Unmut über die Situation in der Zulassungsstelle.

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Sein Motorrad hat er schließlich mithilfe eines Autohauses anmelden lassen. „Ich habe das beim Stadelbauer gemacht“, sagt er. Das habe ihn 145 Euro und vier Tage Warten gekostet. Er sagt weiter: „Man steht vor der Wahl: Mehr Geld ausgeben oder länger warten.“

Für gewerbliche Kunden hat das Landratsamt das Prozedere bei Zulassungen eigenen Angaben zufolge vereinfacht. „Um lange Aufenthaltsdauern im Gebäude für gewerbliche Kunden zu vermeiden, wurde der Ablauf in diesem Bereich dahingehend verändert, dass Zulassungspapiere nur noch abgegeben und nach der Bearbeitung am folgenden Tag wieder abgeholt werden“, informiert Diffring.

Wann wird es besser?

Lange Wartezeiten scheinen bei den Zulassungsstellen in Villingen und Donaueschingen derzeit also nicht zu verhindern. Wann aber können Kunden mit einer Besserung rechnen?

„Wir sind nach und nach dabei, wieder zu einem relativ normalen Arbeitsablauf zurückzukehren“, sagt Diffring von der Pressestelle. Leider zeige sich hier, dass es teilweise nicht so ohne weiteres möglich sei, die bisher eingeschlagenen Maßnahmen wieder rückgängig zu machen.

Bild 5: Kein Vor-Ort-Termin ohne Online-Anmeldung plus lange Wartezeiten:  Beschwerden über die Villinger Zulassungsstelle – so reagiert das Landratsamt
Bild: Matthias Jundt

So könnten beispielsweise die große Anzahl bereits reservierter Termine von Privatpersonen nicht einfach wieder in den Betrieb ohne Terminvergabe umgestellt werden. Abschließend heißt es: „Alle Maßnahmen werden von uns ständig überprüft und den aktuellen Entwicklungen nach Möglichkeit angepasst.“