Als Teil des europäischen Wasserstoffnetzes bezieht wohl auch die Region Schwarzwald-Baar eines Tages tatsächlich diesen Energieträger der Zukunft – allerdings nicht aus Norddeutschland und hergestellt mit Strom aus den dortigen Windparks. Sondern eher aus Italien oder Frankreich. So schilderte Fabian Burggraf im Kreistag die regionale Wasserstoffstrategie Südwest.
Zwei kleine Wurmfortsätze für die Region
Immerhin kam er mit einer guten Nachricht in das Gremium: „Zwei sehr kleine Wurmfortsätze“ des künftigen bundesweiten Leitungsnetzes könnten die Region künftig mit Wasserstoff versorgen. Insgesamt ist von 700 Kilometern neuer Rohre die Rede – eine Leitung im Raum Freiburg und in Nähe der Grenze zu Frankreich und eine weitere am Rhein entlang.
Aber: „Ohne dezentrale Wasserstoffversorgung wird es nicht gehen“, meinte Burggraf. Auf Basis einer geodatenbasierten Auswertung der Gesamtregion mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) wurden zusätzliche Standorte ermittelt für die Erzeugung von grünem Wasserstoff – also nur mit Elektrizität aus erneuerbaren Quellen. Resultat: Insgesamt 15 Bereiche blieben übrig.
2000 Tonnen grüner Wasserstoff soll in der Salzgrube erzeugt werden
Unter ihnen ist die geplante Wasserstoffelektrolyse der Inferner AG aus der Schweiz im Industriegebiet Salzgrube in Villingen-Schwenningen. Perspektivisch sollen dort dezentral jährlich 2000 Tonnen grüner Wasserstoff erzeugt werden können mit überschüssigem Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind.
Als möglicher zusätzlicher Standort für eine Wasserstoffprojekt im Schwarzwald-Baar-Kreis wurde der Bereich Donaueschingen ausgewiesen.
Nicht nur für das Klima gut
Die Regionale Wasserstoffstrategie Südwest sieht dort unter anderem aufgrund der bestehenden Verkehrsachsen, eines örtlichen Nutzerpotenzials und der Tatsache, dass sich keine ähnlichen Projekte dort befinden, interessante Perspektiven.
In Bezug auf die nötige Nachfrage nach dem Wasserstoff sind der Landkreis, die Stadt Donaueschingen und Energieversorger im Gespräch. „Grüner Wasserstoff ist nicht nur ein Klimaschutzziel, sondern auch Standortqualität“, machte Burggraf deutlich.
Allerdings sei der Energieträger aus heutiger Sicht ziemlich teuer und der Bedarf womöglich hoch. Mindestens 300 Tonnen Wasserstoff täglich würden beispielsweise für ein einziges Zementwerk benötigt.
Großer Aufbruch mit manchen Fragezeichen
Oberbürgermeister Jürgen Roth (CDU) sprach von einem großen Aufbruch. Allerdings sei der Schwachpunkt das Stromnetz. Die CDU würde sich etwas mehr Engagement diesbezüglich wünschen.
„Wir begrüßen die Initiative“, sagte Wilhelm Hahn (Freie Wähler). Jedoch befürchte man „Verteilungskonflikte“. Für zukünftige Energieversorgung „werden wir Wasserstoff brauchen“.
Martina Braun (Grüne) erklärte, es wäre falsch, nur auf Wasserstoff zu setzen. „Klar ist, wir brauchen unterschiedliche Energieformen.“ Der grüne Wasserstoff werde eher als Speicherenergie gebraucht „als als Antrieb für unsere Autos.“
Nicola Schurr (SPD) erklärte, die SPD hoffe, dass gute Rahmenbedingungen geschaffen würden. Eine gute Leitungsstruktur sei wichtig, betonte Frank Bonath (FDP). Hier sei auch die Bundesebene gefragte.