Wasserstoff-Autos sind selten, im ländlichen Raum sogar noch seltener. Das hat vor allem mit der sehr schlechten Verfügbarkeit von Wasserstoff-Tankstellen zu tun. Auch das Angebot an Wasserstoff-Fahrzeugen ist sehr übersichtlich.
Das schreckt aber Wasserstoff-Pioniere wie Herbert Fehrenbacher aus Pfohren nicht ab, solch ein Fahrzeug zu fahren.
Fehrenbacher ist davon überzeugt, dass sich unserer Umwelt zuliebe etwas verändern muss. 2020 leaste er sein erstes Wasserstoff-Auto und fährt seit einem Jahr bereits das Nachfolgemodell. „Das ist ein tolles Auto und macht viel Spaß beim fahren“, schwärmt Fehrenbacher.
Alles begann mit einer Geschichte aus Schweden
Den Wasserstoff-Virus hat er sich wohl vor 35 Jahren eingefangen, als er in Pfohren sein Haus gebaut hat. „Damals habe ich über einen Schweden gelesen, der selbst Wasserstoff erzeugt und damit sein Haus beheizt“, erinnert er sich.
Seitdem ging ihm die Sache nie wieder aus dem Kopf. Als dann 2021 die Ölheizung im Haus ihren Geist aufgab, baute er eine Brennstoffzelle ein. Die erzeugt auf Gas-Basis mit Wasserstoff Wärme und Strom für sein Haus. Auf dem Dach speist eine PV-Anlage zusätzlichen Strom ein.
Für Herbert Fehrenbacher ist es unverständlich, dass nach wie vor große Windräder und PV-Anlagen genehmigt werden, ohne lokale Speicherlösungen zu haben.
„Wir stellen Windräder ab und geben Milliarden aus, um den überschüssigen Strom in Ausland abgeben zu können, und nochmals weitere Milliarden, um ihn in bei hohem Bedarf noch teurer zurück zu kaufen“, beklagt Fehrenbacher die aktuelle Energiepolitik.
Seiner Meinung nach müssten solche Anlagen alle mit Batteriespeichern oder noch besser mit Wasserstoff-Erzeugungsanlagen ausgestattet werden.
Denn Wasserstoff lässt sich gut speichern und vielfältig verwenden. Für seine Erzeugung muss man aber rund fünf mal soviel Energie aufwenden wie sich aus ihm gewinnen lässt.
Im Falle der erneuerbaren Energien wie Wind und Strom ist das aber kein größeres Problem. So lange Wasserstoff aber auch noch aus Gas gewonnen wird, der sogenannte „graue Wasserstoff“, ist das durchaus ein Thema.
Horrender Kostenanstieg an der Tankstelle
Auch als Antrieb für Autos ist Wasserstoff deshalb in der Energiebilanz eher suboptimal. Das weiß auch Herbert Fehrenbacher und überlegt sich, wie er weiter machen will.
Als er sein erstes Auto fuhr, kostete das Kilo Wasserstoff an der Wasserstoff-Tankstelle in Geisingen noch 9,80 Euro. Inzwischen liegt der Preis bei 19,25 Euro. Aus seiner Sicht eine brutale Preiserhöhung ohne Vorwarnung und scheinbar ohne jegliche Regulierung.
Seine Mutmaßung ist, dass sich bei diesem hohen Preis um grauen Wasserstoff handelt. Denn in Dresden koste das Kilo aktuell nur 13 Euro und werde expliziert als „grüner Wasserstoff“ ausgewiesen. Dabei werden all diese Tankstellen bundesweit vom selben Betreiber versorgt und betrieben, der Firma H2 Mobility.
100 Kilometer weit mit einem Kilo Wasserstoff
Fehrenbachers Wasserstoff-Auto kommt mit einem Kilo Wasserstoff rund 100 Kilometer weit. Das kann man also nicht mehr als preiswert bezeichnen und erfordert schon einiges an Pioniergeist.
Dafür kommen aus seinem Auspuff aber keinerlei klimaschädlichen Abgase. Nur reines Wasser, sonst nichts.
Die Reichweite ist mit rund 400 Kilometern nicht gerade üppig und auf dem Niveau aktueller Elektro-Autos. Trotzdem ist Fehrenbacher mit seinem Fahrzeug öfter auch auf langen Strecken quer durch Deutschland unterwegs. So lernte er im Laufe der Jahre auch fast jede Wasserstofftankstelle im Bundesgebiet kennen, denn solch eine Fahrt will gut geplant sein.
Da es so wenige Wasserstoff-Fahrer gibt, kennen die sich untereinander meist persönlich. Zumindest hat man jeden schon einmal an einer der Tankstellen getroffen und einen kleinen Technologie- und Erfahrungsplausch gehalten, erzählt Herbert Fehrenbacher.
Und ab jetzt haben sie alle zusammen noch ein leidiges Thema mehr. Fehrenbacher beklagt, dass die Politik seiner Meinung nach hier viel zu wenig unternehme und Pioniere wie ihn im Regen stehen lassen.
Dabei könne alles viel einfacher sein, wenn nur schon mehr Wasserstoff-Erzeugungsanlagen überall lokal verteilt den Strom aus Wind und Sonne erzeugen und lokal nutzbar machen würden.
Die größte Herausforderung für Wasserstoff-Fahrer ist also das Tanken. Für den Pfohrener bedeutet das, dass die nächste Tankstelle erst im zehn Kilometer entfernten Geisingen verfügbar ist.
Die übernächste liegt dann schon 68 Kilometer weit weg in Freiburg, was hin und zurück gleich drei Stunden Fahrzeit bedeutet.
Die nächste Wasserstoff-Tankstelle in Sindelfingen sei mit einer Entfernung von 109 Kilometern über die Autobahn auch keine bessere Option.
Versorgungsprobleme im Oktober
Zu Versorgungsproblemen kam es es im letzten Oktober bundesweit, nachdem ein Wasserstoff-Transporter einen Unfall hatte und für ein paar Wochen Transporter dieser Bauart nicht mehr fahren durften. Damals gab es dann einige Wochen lang nirgendwo mehr genügend Wasserstoff für alle Fahrzeuge.
Zu allem Ungemach hat die H2 Mobility nun jüngst angekündigt, dass die Geisinger Anlage ab dem 31. März dauerhaft vom Netz genommen wird – obwohl der Wasserstoffbedarf für Autos jedes Jahr zugenommen hat, zeigt zumindest die Statistik auf der Webseite von H2 Mobility.
Unternehmen setzt jetzt auf Lastwagen
Auf Nachfrage erklärt Pressesprecherin Daniela Dietz von H2-Mobility, dass sich der Fokus in der Anlagentechnik von Autos auf Lastwagen verschiebe und ältere Tankstellen wie die in Geisingen deshalb geschlossen werden.
„Ältere, kleine Tankstellen mit Pkw-Fokus, welche teilweise vor mehr als zehn Jahren errichtet wurden und den heutigen technischen und wirtschaftlichen Anforderungen nicht mehr gerecht werden, nehmen wir dort, wo es unvermeidbar ist, aus dem Netz“, sagt Dietz. „Der Markt der Wasserstoffmobilität in Deutschland hat sich seit unserer Gründung im Jahr 2015 stark verändert.“
Die Tankstelle war erst 2016 mit großem Medienrummel eröffnet worden. Für Herbert Fehrenbacher bedeutet das also nicht Gutes und er muss sich überlegen, was das in der Konsequenz für ihn bedeutet.