Das Schicksal der Villinger Rentnerin Birgit Reuner hat viele SÜDKURIER-Leser bewegt: Weil ihr Mietvertrag gekündigt worden war und sie in ihrer Heimatstadt keine günstige neue Wohnung finden konnte, ist die 68-Jährige mit ihrem Dackel Max nach Portugal ausgewandert. Dort hat sie jetzt endlich ein eigenes Zuhause gefunden. Doch die Suche war nicht einfach und hielt allerlei Überraschungen für die Villingerin bereit.
„Ich hatte es mir wirklich alles leichter vorgestellt. In vielen Erzählungen von Bekannten hatte ich gehört, wie viele Häuser in Portugal leer stehen. Aber ich könne es nicht von Deutschland aus managen, ich solle einfach herkommen, hieß es immer wieder.
Ich hatte wirklich großes Glück, über die Artikel im SÜDKURIER Hildegard und Frank Löhle aus Überlingen kennengelernt zu haben, bei denen ich die erste Zeit in der Einliegerwohnung bleiben konnte. Sie nahmen mich so herzlich auf, als ob wir uns schon lange kennen würden. Ich habe niemals zuvor so herzliche, liebevolle Menschen getroffen.
Hildegard kocht übrigens so gut, dass es völlig unmöglich war, nicht zuzunehmen. Wir haben uns dann mit Kochen abgewechselt, so dass sich jeder von uns mal ausleben konnte.

Ich hatte mir ja immer gewünscht, direkt am Atlantik zu leben. Mit Max bin ich dann auch einmal direkt dorthin gefahren. An einem Kiosk fragte ich die Besitzerin mit Unterstützung des Google-Übersetzers, ob sie nicht von einer Wohnung wisse, die zu vermieten ist. Sie meinte daraufhin, dass sie eine Frau kenne, die sogar Deutsch spricht und hier in Afife auch eine Wohnung vermiete. Ich konnte es gar nicht fassen, dass ich so viel Glück haben sollte?

Telefonisch wurde dann auch sofort ein Termin für den nächsten Sonntag vereinbart. Ich fuhr also zum vereinbarten Zeitpunkt mit meinem Dackel Max direkt dorthin. Das Haus machte von außen einen fantastischen Eindruck. Nathalie, die Besitzerin, erzählte mir, dass sie einige Zeit in Bad Krotzingen in der Gastronomie gearbeitet hatte und deshalb auch so gut Deutsch spricht. Jetzt lebt sie mit ihrem deutschen Freund in Portugal.
Ab Mai kommen die Touristen
Die Wohnung sollte 600 Euro im Monat kosten, aber nur bis Mai, dann müsste ich wieder ausziehen. Denn dann, so hieß es, „kommen die Touristen und zahlen 500 Euro“ – pro Woche. Schade. Erstens waren mir 600 Euro zu viel, zweitens suchte ich ja eine Wohnung für länger. Als ich dies Nathalie erklärte, meinte sie nur, da würde ich wohl Pech haben. Hier am Atlantik gebe es nur solche Mietwohnungen.
Dann gibt es auch Idealista, das ist ein Internetportal, das Wohnungen dauerhaft und auch saisonal anbietet. Da waren auch wirklich supergünstige Wohnungen und Häuser dabei. Diese lagen allerdings entweder am Ende der Welt oder waren unbezahlbar für mich.
Meine Spaziergänge durch die Straßen und Gassen halfen mir auch nicht weiter. Denn hier in Portugal sind bei sämtlichen Häusern Tag und Nacht die Rollläden zu. Ob jemand zuhause ist oder nicht? Dies sieht man nur, wenn alle paar Tage einmal die Wäsche draußen hängt. Teils kam ich mir vor wie in einem Geisterort.

Die Wende bei meiner Suche kam wieder durch Hildegard. Sie hat eine gute Freundin namens Fernanda. Und Fernanda ist unter den Pilgern, die nach Santiago de Compostella pilgern, mit ihrer Pension der absolute Geheimtipp. Fernanda kennt natürlich auch alle Bewohner des Ortes. Sie gab Hildegard Bescheid, dass direkt bei ihr gegenüber eine Wohnung frei wird.
Auf den ersten Blick perfekt – aber nicht auf den zweiten
Also bin ich dort hingefahren. Die Wohnung war klein, aber völlig ausreichend für Max und mich. Allerdings standen keinerlei Möbel darin. Für Herd und Wasserboiler waren 200 Euro Ablöse fällig.
Ofen oder irgendeine Heizung gab es nicht – obwohl auch hier in Portugal manchmal durchaus einstellige Temperaturen herrschen. Also hätte ich alles kaufen müssen, auch eine Stromheizung im Winter wäre mich sicher teuer zu stehen gekommen. Außerdem war bekannt, dass die Vermieter etwas schwierig sind. In Portugal gibt es nicht wie in Deutschland ein Mieterrecht. Bei Differenzen ist man von heute auf morgen wieder wohnungslos. Wieder eine Enttäuschung.
Doch schließlich fand Fernanda das Passende für mich: Eine 1,5-Zimmer-Wohnung in Vitorino dos Piaes mit einem riesigen Gewächshaus und einem riesengroßen Garten für Max, mit verschiedenen Orangen-, Mandarinen- und Zitronen- und sogar Olivenbäumen. Eine tolle Terrasse war auch dabei.
Die Wohnung hat sogar einen Kaminofen, der nebenbei die verschiedenen Heizkörper in der Wohnung aufheizt. Zudem ist sie teilmöbliert mit Küche, Kühl/Gefrierschrank und Waschmaschine. Ein wunderschöner alter Schrank und ein Sekretär sind auch dabei, sowie ein massiver großer Tisch für zehn Personen mit drei Stühlen – was ja völlig ausreichend für Max und mich ist.
Die Wohnung hatte nur einen Haken: keine Fenster. Als ich dem Vermieter sagte, dass mir die Wohnung richtig gut gefalle, ich aber ohne Fenster nicht leben könnte, hatte er schnell eine Lösung parat. Er versprach, zwei Glastüren einbauen zu lassen und im Sommer auch im Bad noch ein Fenster, was sicher bei einem Meter dicken Steinmauern auch nicht so einfach ist. Die Miete liegt mit Strom, Wasser, WLAN und Heizmaterial bei 450 Euro. Das ist ein Betrag, den ich monatlich einplanen kann.

Ich habe mir noch ein Bett gekauft. Als ich jetzt einzog, waren die Glastüren tatsächlich schon eingebaut. Ich habe auch schon angefangen zu säen und zu pflanzen. Bis jetzt wächst und gedeiht alles wunderbar.
Supermoderne Elektrogeräte – doch wie funktionieren sie nur?
Die Elektrogeräte hier bei mir sind übrigens supermodern: Mein Backofen schaltet nach der Benutzung immer gleich automatisch die Pyrolyse ein. Und für die Waschmaschine muss ich mir jetzt noch eine App herunterladen, um sie über das Handy steuern zu können. Fürs Erste habe ich jetzt wenigstens eine Gebrauchsanleitung gefunden – auf Portugiesisch natürlich. Das wird noch ein größerer Aufwand, alles zu übersetzen.
Endlich haben Max und ich ein eigenes Zuhause hier in Portugal gefunden. Und das Beste ist: Abends haben wir es hier immer schön warm und kuschelig.“