„Meine Frau war der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich habe sie sehr geliebt, ich habe sie getötet“ – so klang das Geständnis des 50-Jährigen am ersten Prozesstag vor dem Landgericht Rottweil am Montag, 31. Juli. Er soll Anfang Dezember 2022 seine Ehefrau ermordet haben.

Doch war er wie behauptet bei der Tat wirklich völlig betrunken? Hatte er wirklich, wie angeblich auch seine Frau, ein Alkoholproblem, wie er am ersten Prozesstag behauptete?

Zweifel darüber sind aufgetaucht, nachdem am zweiten Tag sowohl der Hausarzt der Getöteten wie auch Kollegen und Freunde als Zeugen aussagten.

Ihm habe die Frau nur von ihren Trennungsgedanken erzählt, so der Hausarzt, von Problemen mit Alkohol sei nie die Rede gewesen.

Keine Alkoholsucht bemerkt

Der Kollege des Angeklagten, beide arbeiteten bei einer Baufirma, hat nach eigenen Angaben nie bemerkt, dass der 50-Jährige zu viel getrunken haben soll. Nur nach Rauch habe er gerochen.

Die Mitbewohnerin des neuen Freunds der Getöteten sprach davon, die Getötete habe mal ein Schorle getrunken, in einer langen Nacht auch zwei oder drei. Auch der neue Freund konnte davon nichts berichten. Aber davon, dass der 50-Jährige durchaus aggressiv gewesen sei, Möbel durch die Wohnung geschmissen habe, einen Wohnzimmertisch zertrümmert.

Sie hatte keine Angst vor ihrem Mann

Seiner Frau selbst habe der Ehemann aber nichts angetan, berichtet der neue Freund. Sie habe auch keine Angst vor ihrem Mann gehabt, so der 61-Jährige. „Der tut mir nix“, habe sie gesagt.

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Sie habe sich von ihrem Ehemann trennen wollen und statt dessen mit ihm, dem neuen Freund, zusammenleben, aber in ihrem eigenen Haus.

„Sie war ein sturer Esel“, sagte der 61-Jährige, hätte die Idee gehabt, dass er bei ihr einziehe und ihr Mann dann eben oben seine eigenen Räume haben könnte. Für den 61-Jährigen unvorstellbar, er hätte lieber eine eigene Wohnung für sie beide gesucht.

Totenstille im Haus

In der Nacht vom 4. auf 5. Dezember 2022 habe sie ihn nach Mitternacht noch angerufen und angekündigt, dass sie noch zu ihm rüberkomme, berichtete der 61-Jährige weiter. Doch sie sei nicht gekommen, sei nicht ans Telefon gegangen.

So sei er am nächsten Morgen zu ihrem Haus gegangen, habe geklingelt, doch die Klingel sei abgestellt gewesen. Geklopft habe er dann, doch „da war Totenstille im Haus.“ Nicht mal der Hund habe gebellt, was er immer mache, wenn jemand vor der Tür stehe.

Gesuchte Frau bereits begraben im eigenen Garten

Wieder und wieder habe er versucht, sie zu erreichen, jeden Tag sei er an ihrem Haus vorbei gelaufen. Was er nicht wissen konnte: Dort lag die Frau zu diesem Zeitpunkt bereits in ihrem eigenen Garten begraben.

„Sie war ein toller Mensch, zuverlässig, sie hätte ihr letztes Hemd hergegeben.“ Und sie habe ihm das Leben gerettet, als er einen Herzinfarkt hatte. „Sie hat mich reanimiert“, sagte der 61-Jährige.

Keine Gemeinsamkeiten mehr in der Ehe

Für ihren Mann sei sie nur die Putzfrau und Köchin gewesen, erzählte eine Bekannte. Es habe in der Ehe keine Gemeinsamkeiten mehr gegeben, er habe die ganze Freizeit vor der Spielkonsole oder dem Fernseher verbracht, davon habe seine Frau ihn nicht wegbekommen. Von Alkoholproblemen habe sie aber nie erzählt.

„Sie war eine lockere, lustige, lebensfrohe Frau“, sagte die Zeugin. Auch die Behauptung des Angeklagten, seine Frau habe das gleiche Schicksal mit ihm geteilt, nämlich Alkohol und Obdachlosigkeit, war so nicht zu verifizieren.

Die Getötete wohnte nach der Trennung von ihrem Ex-Mann in der Wohnungslosen-Unterkunft Spittelmühle in Rottweil, aber im Gegensatz zu ihm scheint sie nicht jahrelang auf der Straße gelebt zu haben.

Der Prozess wird am Mittwoch, 2. August, fortgesetzt, am Freitag, 4. August, wird voraussichtlich das Urteil fallen.

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