Wenn Paul (9) und Johanna (7) aus Geisingen ihren Opa in Aufen besuchen, fasziniert sie besonders der Kellerraum mit der Modelleisenbahnanlage. Zielstrebig steuern sie ihn an. An Weihnachten haben sie wieder ihnen Besuch angekündigt.
Für Kinderfinger noch zu filigran
„Sie wollen immer zur Eisenbahn und wollen damit spielen“, freut sich der Opa Michael Eberl, der in diesen Tagen viel Zeit dort verbringt. Allerdings dürfen die momentan nur zuschauen, der Opa muss immer dabei sein. „Man muss sehr aufpassen, dass sie nichts kaputt machen.“ Schließlich seien die Teile zu filigran für Kinderhände. „Schauen dürfen sie, auch die Schalteinheit bedienen.“
Der Gynäkologe Michael Eberl hat unzählige Kinder in Donaueschingen und Umgebung auf ihrem Weg auf die Welt begleitet. Der heute 83-Jährige war Chefarzt der Gynäkologie im Krankenhaus Donaueschingen.
Die Kleinen bewundern ihren Opa
Heute bringt er eigenen Enkelkinder mit der Welt der rollenden Miniaturen zusammen. Gerade jetzt vor Weihnachten verbringt der Opa viel Zeit im Keller und sorgt dafür, dass alles auch läuft, wenn die Kleinen kommen. „Sie sind fasziniert und fragen ‚Wie hast du das gemacht?‘ Es ist für sie unvorstellbar, dass ich das alles selbst gebaut habe.“
Wie ist Michael Eberl zu dieser Eisenbahn gekommen? „Es ist die übliche Geschichte. Man hat einen Sohn, das war vor 30 Jahren. Damals war er sieben oder acht Jahre alt. Da dachte ich, es wäre doch schön, wenn er mit der Eisenbahn spielen könnte. Ich wollte ihm eine Freude machen. Dann habe ich sukzessive die Dinge gekauft“, so Michael Eberl.
Anlage besteht aus Modulen
Nach und nach gebaut hat er eine Modulanlage. Dabei werden einzelne Module zusammengesteckt. Das Ganze ist auf einem Tisch mit Rädern montiert auf einer Fläche von circa zwei auf vier Metern.
„Zunächst brauchte zunächst ich Hilfe, da ich so noch nie gemacht hatte, es war völliges Neuland“, erinnert er sich. Die Module waren roh bis auf ein paar Felsen, nur die Tunnel und der Verlauf der Schienen waren schon vorgegeben. Alles andere musste man selbst gestalten. Beleuchtete Häuser, Bäume, kleine Figuren, Autos. Das Gleisbett musste geschottert werden.
Bernd Spadinger hat viel geholfen
Manches wie der Schotter kann im Fachhandel gekauft werden, in anderen Dingen müsse man sich selbst behelfen, kreativ sein. Aktive Unterstützung und wertvolle Tipps erhielt er von Bernd Spadinger, dem Vorsitzenden der Eisenbahnfreunde Donaueschingen. Diesen hatte er bei einer der Ausstellungen angesprochen, die der Verein alljährlich an Weihnachten im alten Stellwerk veranstaltet. Bernd Spadinger war oft und lange vor Ort, bis alles lief. Später hat er ihm sogar eine Lok repariert, die durch einen Sturz beschädigt worden war.
Geht es um das rollende und stehende Mobiliar, fallen bekannte Namen aus der Welt der Modelleisenbahnen. Die meisten Loks sind von Märklin, ein paar von Trix. Die Häuser sind von vorwiegend von Faller, manche von Märklin oder Noch. Vater und Sohn haben anfangs alles gemeinsam aufgebaut.
Sohn verlor das Interesse
„Leider Gottes hat mein Sohn dann später das Interesse nicht mehr gehabt, es ist in das Teenager-Alter gekommen, da waren solche Dinge nicht mehr interessant. Dann habe ich alleine weitergemacht“, erzählt Eberl. So wurde aus dem Vater-Sohn-Projekt zusehends eine Feierabendbeschäftigung für den Vater.
An der Bastelarbeit habe er mit der Zeit Spaß gefunden, es mache Freude. Mit viel Liebe zum Detail ging es an die Ausgestaltung der Modell-Landschaft. Szenen mit Miniaturfiguren verleihen ihr einen lebendigen Charakter: Ein Haus brennt, eine Mühle läuft, Schranken öffnen und schließen sich.
Im Laufe der Zeit kaufte Michael Eberl weitere Loks dazu. Diese sind an der Wand in einer Vitrine ausgestellt und werden wechselweise eingesetzt. Natürlich darf auch das Schweizer „Krokodil“ nicht fehlen. Jede Lok ist mit einer Ziffer codiert und wird so von der digitalen Steuerung erkannt.
Und nicht nur spezielle Loks laufen auf der Anlage, sondern ganze Züge aus verschiedenen Epochen mit Geschichtsbezug, so der Zug des bayrischen König Ludwig, ein Torf-Zug, dessen Original nicht nur dem Torf-Transport diente, sondern auch mit Torf betrieben wurde oder die Pfalz-Bahn aus den 1930er Jahren.
Der Kaiser Wilhelm-Zug kommt leider mit den Radien der Anlage nicht zurecht, so bleibt er ein Ausstellungsstück. Wenn man die Weichen optimal eingestellt sind, können bis zu vier Züge gleichzeitig laufen.
Die Anlage selbst wurde mit der Zeit immer weiter optimiert. Es kamen viele Feinheiten dazu, für die er vorher keinen Gedanken verschwendet hätte. Am Anfang habe es sehr viel Zeit gekostet, „Wenn es dann fertig ist, freut man sich darüber“. Doch die Zeit bleibt nicht stehen. Alles muss permanent gewartet und geölt werden und natürlich auch laufen.
In diesen Tagen verbringt der Opa viel Zeit mit seiner Eisenbahn und sorgt dafür, dass alles optimal läuft, wenn seine Enkel Paul und Johanna kommen.