Was für ein Ärger: Man kommt mit dem Kofferraum voller Einkaufstüten nach Hause und der heimische Stellplatz ist einfach zugeparkt. Oder ist bei der Arbeit spät dran, doch auf dem Firmenparkplatz steht ein anderer.

Da steigt der Blutdruck heftig – doch nun nicht mehr nur beim Parkplatz-Inhaber, sondern auch beim dreisten Parksünder selbst. Den Falschparkern soll es in VS und Umgebung nämlich jetzt an den Kragen gehen: mit Hilfe einer App.

Stellplatz-Inhaber in der Zwickmühle

Bislang stecken Inhaber privater Stellplätze in der Zwickmühle. Denn Stadtverwaltung und Polizei sorgen nur im öffentlichen Raum fürs Abschleppen. Lediglich ein Bußgeld können sie auf Privatgelände verhängen – in VS etwa sind dies nach Angaben von Stadt-Pressesprecher Christian Thiel zehn Euro. Entweder suchen sich die Platz-Eigentümer also zähneknirschend einen anderen Platz für ihr Auto oder aber beauftragen selbst ein Abschleppunternehmen.

So teuer kann das Abschleppen werden

Dann allerdings müssen sie in Vorkasse gehen und später versuchen, das Geld wiederzubekommen, erklärt Eduard Stark vom Abschleppdienst Kühn aus VS-Schwenningen. 200 bis 300 Euro, so sagt er, könnten hier schnell fällig werden.

„In solchen Fällen muss meistens mit dem Kran abgeschleppt werden und das ist teuer“, so Stark. Angesichts dieser Aussichten winken die meisten Menschen in Parkplatznöten gleich wieder ab, weiß der Fachmann aus eigener Erfahrung.

Wer sein Auto widerrechtlich auf Privatparkplätzen abstellt, muss in VS nun verstärkt damit rechnen, abgeschleppt zu werden.
Wer sein Auto widerrechtlich auf Privatparkplätzen abstellt, muss in VS nun verstärkt damit rechnen, abgeschleppt zu werden. | Bild: Robert Michael/dpa

Genau hier setzt die App namens „Parknotruf“ an, die seit wenigen Tagen in Villingen-Schwenningen sowie Rottweil, Tuttlingen und Trossingen verfügbar ist. Das Vorgehen ist einfach: Privatleute, Firmen oder Geschäfte können hier ihren privaten Parkplatz registrieren lassen.

Ist diese Parkmöglichkeit plötzlich besetzt, müssen die Eigentümer lediglich zwei Fotos hochladen – und der Abschleppprozess wird ausgelöst. Der Melder kann sich nun zurücklehnen, für ihn ist die Angelegenheit erledigt und kostenfrei, erklärt Nicole Frömming, eine der Macherinnen der App aus Kiel.

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Die Parksünder-App arbeitet mit einem Abschleppunternehmen aus Deißlingen zusammen. Dieses wird im Fall des Falles durch die App beauftragt. Der Parksünder findet am Ort des Geschehens dann statt seines Fahrzeugs einen Aufkleber mit der Aufschrift „Abgeschleppt? Hier finden Sie Ihr Auto“ und einem QR-Code vor. Über diesen kann er die fällige Abschleppgebühr bezahlen und erfährt dann, wo sich sein Heilix Blechle aktuell befindet.

„Da hat sich wirklich etwas eingeschlichen über die Jahre“, weiß App-Macherin Frömming. Seit 2019 ist das Angebot in Städten in ganz Deutschland am Start, sie hat daher einen reichen Schatz an Erfahrungen gesammelt.

VS-Sprecher Thiel kann dieses Phänomen auch für VS bestätigen. Waren es 2020 noch 177 Bußgeldverfahren wegen Parkens auf privaten Stellplätzen in der Doppelstadt, stieg die Zahl auf 291 im Jahr 2021 und stolze 556 im Jahr 2022. Im aktuellen Jahr wurden bislang 215 Verfahren eingeleitet, so Thiel.

Stadtverwaltung sieht keine Probleme

Doch wie sieht die Stadtverwaltung den Einsatz der Parksünder-App? „Für die Bußgeldstellen sind solche Apps grundsätzlich nicht problematisch“, so Christian Thiel. Letztendlich sei es egal, auf welchem Weg eine Anzeige in der Behörde eingehe.

Wenn alle erforderlichen Angaben wie Tatort und -zeit, Kennzeichen und die Personalien angegeben sind, werde der Vorgang bearbeitet wie jede andere Anzeige auch und, wenn angebracht, ein Bußgeld verhängt.

Wie sieht es mit den Kosten für die Parksünder aus?

Deutschlandweit gibt es mehrere solcher Parksünder-Apps. Immer wieder sind sie auch dem Abzocke-Vorwurf ausgesetzt. Die Preise bei „Parknotruf“, sagt Nicole Frömming, orientieren sich an den ortsüblichen Sätzen.

„Natürlich ist auch Abschleppen in den vergangenen Monaten teurer geworden“, betont sie. Bei jedem Vorgang erhält das Unternehmen eine Provision vom jeweiligen Partner-Abschleppdienst.

Gibt‘s das – einen Falschparker mit Unrechtsbewusstsein?

„Falschparken hat viele Gesichter“, sagt Nicole Frömming. Vom Kurzparker, der in einer Viertelstunde schnell einkaufen will, bis zum Urlauber, der sein Auto einfach auf einem fremdem Stellplatz zurücklässt, sei alles dabei. Eins haben sie aber ihrer Erfahrung nach alle gemeinsam: „Ich bin noch nie einem Falschparker begegnet, der ein Unrechtsbewusstsein hat.“