Guido Wolf schnuppert genießerisch an einem Laib Brot. Er ist aber nicht deshalb zu Bäcker Krachenfels nach Mönchweiler geeilt. Schließlich hat der er kürzlich verkündet, die Brezel müsse neun Euro kosten und eine entsprechende Petition gestartet.

Der CDU-Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Donaueschingen-Tuttlingen kommt nicht mit leeren Händen. Wolf hat es für Krachenfels und die Bäcker und Konditoren bereits krachen lassen. „Sehr geehrter Herr Minister“, so schreibt er an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen – „lassen Sie das Bäckerhandwerk nicht im Stich“. Wolf bittet wörtlich „um Abhilfe“.

Gemeinsam ist besser als einsam: CDU-Politiker Guido Wolf und Geschäftsführer Georg Krachenfels (von links) können wenigstens über ihr ...
Gemeinsam ist besser als einsam: CDU-Politiker Guido Wolf und Geschäftsführer Georg Krachenfels (von links) können wenigstens über ihr Aussehen schmunzeln, als die sich für einen Rundgang durch die Bäckerei wappnen. | Bild: Trippl, Norbert

Susanne Dichtl-Krachenfels wirkt ein wenig erleichtert, dass endlich die Politik auf die Backstube ihres Mannes Georg schaut. „Wir machen eigentlich die ganze Woche nichts anderes, als andere zu bitten, sich für uns und die Branche einzusetzen“, schildert sie.

Wie der Bäcker die Öfen heizt

Wolfs Schreiben an den Wirtschaftsminister ist ein erster Lichtblick für die 300 Mitarbeiter der Bäckerei und ihre 40 Filialen. Die Bäcker könnten die Kostensteigerungen „nicht mehr an die Kunden weitergeben“, schreibt Wolf an Habeck. Die Branche sei „systemrelevant“, umreißt Wolf weiter die Lage. Die 20-fach höheren Strompreise wie bei Krachenfels drohten, Existenzen und eine ganze Branche zu vernichten.

„Erst das eigene Land stärken“

Susanne Dichtl-Krachenfels hadert auch mit den Rahmenbedingungen. „Wir müssen in Deutschland auch auf uns achten“, sagt sie zu Guido Wolf und meint damit, dass erst die eigenen Strukturen stabilisiert sein müssten, bevor anderen geholfen werden könne. „Ich meine das überhaupt nicht nationalistisch“, sagt die Unternehmerin und erklärt, dass Deutschland nur aus eigener Stärke heraus international sinnvoll handeln könne.

Die Idylle trügt: Während das Brot duftet, wallen die Sorgen um die Zukunft der Backstube. im Bild von links: CDU-Landtagsabgeordneter ...
Die Idylle trügt: Während das Brot duftet, wallen die Sorgen um die Zukunft der Backstube. im Bild von links: CDU-Landtagsabgeordneter Guido Wolf, Susanne Dichtl-Krachenfels und Georg Krachenfels. | Bild: Trippl, Norbert

Zwischen frischen Brezeln und duftenden Berlinern lässt Georg Krachenfels den CDU-Politiker noch an seiner Befindlichkeit teilhaben. Er sagt: „Ich werde kämpfen, ich habe 30 Jahre lang diesen Betrieb aufgebaut. Und nun wird binnen drei Monaten das komplette Geschäftsmodell komplett in Frage gestellt“, so seine Klage.

Susanne Dichtl-Krachenfels packt vor Guido Wolf auch ein Schicksal aus ihrer Belegschaft auf den Tisch: „Eine Mitarbeiterin von uns hat mit ihrem Mann ein Haus gekauft. Jetzt steigen die Zinsen und allein das kostet die Familie 400 Euro mehr im Monat. Dazu kommen die immer höheren Energiekosten“, schildert sie.

Krachenfels auch bei Thorsten Frei Thema

Für Guido Wolf ist klar, dass Bäckereien vom Bund besonders gefördert werden müssten. Da ist auch Thorsten Frei mit im Boot. Den CDU-Bundestagsabgeordneten trieb die Lage bei Krachenfels auch auf der Zugspitze um. Auf Deutschlands höchstem Berg tagte zum Wochenende die Bundestagsfraktion der Christdemokraten.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei will wie auf unserem Foto von Ende Juli im Bundestags die Lage der Bäckereien thematisieren.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei will wie auf unserem Foto von Ende Juli im Bundestags die Lage der Bäckereien thematisieren. | Bild: Kay Nietfeld/dpa

Frei meldete sich von dort beim SÜDKURIER: Die Lage bei Bäcker Krachenfels „ist für mich sehr beunruhigend“. Der Betrieb sei „innerhalb kürzester Zeit unverschuldet in einen Überlebenskampf geraten“. Es gebe ähnliche Schilderungen aus der kompletten Branche, so Frei weiter. Es dürfe „deshalb nicht nur um die Mehrbelastungen der Bürger gehen“. Frei weiter: „Die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes, die Arbeitsplätze und die Wertschöpfungsketten“ müssten ebenso im Fokus stehen, positionierte er sich.

„Brauchen einen Industrie-Strompreis“

Frei fordert, dass das Angebot an Energie ausgeweitet wird und damit Gas gespart werden kann, sodass auch der Gaspreis sinken kann“, schreibt er weiter. Sicherzustellen sei weiter, dass „der Strompreis nicht durch den Gaspreis bestimmt wird“, Er fordert „die Einführung eines Industrie-Strompreises von vier Cent“.

Energie-intensive Betriebe wie Krachenfels müssten für Frei nun ebenso wie die Bürger „rasch entlastet werden“. Die Forderungen und Vorschläge sollen diese Woche im Bundestag thematisiert werden, kündigt er an.

Das könnte Sie auch interessieren