Spürbare Einschränkungen kommen auf die Besucher des Rottweiler Freizeitbads Aquasol wegen der Energiekrise im Zuge des Ukrainekriegs zu. Andere Einrichtungen in der Region tun sich damit schwer und belassen es meist bei einer Reduzierung von Wasser- und Raumtemperaturen. Auch die Preise sollen im Herbst bei einigen Bädern erhöht werden. Wir haben nachgefragt.

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Solemar und Minara in Bad Dürrheim

Mit solch relativ weit reichenden Maßnahmen, wie sie in Rottweil angekündigt werden, tut sich Markus Spettel, der Geschäftsführer der Bad Dürrheimer Kur- und Bäder-Gesellschaft, noch schwer. Die Schließung ganzer Bereiche vor allem in der Saunalandschaft des Solemar lehnt Spettel derzeit ab, weil die „Einsparungen in keinem Verhältnis zu den Qualitätseinbußen stehen würden“, sagt er. Mit anderen Worten: Er befürchtet einen enormen Imageschaden und das dauerhafte Ausbleiben von Besuchern.

Im Bad Dürrheimer Solemar sollen vorerst keine Bereiche geschlossen werden. Die Preise werden aber erhöht.
Im Bad Dürrheimer Solemar sollen vorerst keine Bereiche geschlossen werden. Die Preise werden aber erhöht. | Bild: Kur und Bäder Bad Dürrheim

Dabei drehte die Kur- und Bäder-Gesellschaft in Minara und Solemar bereits die Raum- und Wassertemperaturen zwischen ein und 1,5 Grad herunter. Viel mehr geht zum Beispiel im Solemar auch gar nicht, weil „wir dort Patienten und therapeutische Anwendungen haben“. Spettel rechnet mit einer Einsparung von mindestens etwa sechs Prozent, genau beziffern lasse es sich aber derzeit nicht. Zudem werden die Beleuchtungen, zum Beispiel an den Fassaden minimiert.

Der Geschäftsführer der Kur- und Bäder-Gmbh in Bad Dürrheim ist Markus Spettel.
Der Geschäftsführer der Kur- und Bäder-Gmbh in Bad Dürrheim ist Markus Spettel. | Bild: Sprich, Roland

Bisher sei das Verständnis unter den Badbesuchern groß gewesen, sagt Spettel. Weil die vergangenen Wochen so heiß gewesen seien, wurde die Temperaturabsenkung im Minara sogar begrüßt. Ob die in einem Herbst immer noch toleriert wird, hofft Spettel. Alle wüssten, was derzeit in der Welt los sei, meint er mit Blick auf den Ukrainekrieg, das Verständnis der Besucher sei also groß.

„Das geht nicht gut.“
Markus Spettel, falls das ganze Solemar heruntergefahren werden müsste

Ob allerdings das Abschalten einzelner Saunabereiche, was technisch möglich wäre, von den Besuchern akzeptiert wird, glaubt Spettel derzeit nicht. „Wir würden natürlich mit den kleinen Saunakabinen beginnen“, sagt er. Was gar nicht funktioniert: das gesamte Solemar für beispielsweise ein halbes Jahr stilllegen und dann wieder hochfahren. „Das geht nicht gut“, sagt der Experte. Es müssten immer grundlegende Funktionen in Betrieb bleiben, damit keine Schäden entstünden.

Ruft die Bundesregierung nach der Alarm- die Notfallstufe aus, muss er reagieren, das weiß auch Spettel. „Wir werden sehen, was dann auf uns zukommt“, meint er. Immerhin seien Freizeiteinrichtungen wie Solemar und Minara dann ohne eigenes Verschulden in eine Notlage gerutscht, das werde dann auch weitere Konsequenzen, beispielsweise für die Mitarbeiter, nach sich ziehen, ähnlich wie in der Pandemie.

Höhere Preise

Mit Sicherheit kann Spettel schon jetzt sagen, dass ab 1. Oktober die Eintrittspreise erhöht werden und zwar „stärker als vorgesehen“. Um wie viel das sein wird, weiß er noch nicht, das werde Mitte September entschieden. Er kann jedenfalls nicht die gesamte Inflationsrate „eins zu eins“ an die Besucher weitergeben. Das gehe nicht, es würde viel zu teuer. Ob höhere Preise und Einsparungen die Defizite in den Bädern ausgleichen, ist derzeit auch nicht nicht sicher.

Aquari in Hüfingen

Auch im Hüfinger Aquari (Archivbild) sind Preiserhöhungen geplant.
Auch im Hüfinger Aquari (Archivbild) sind Preiserhöhungen geplant. | Bild: DLRG-Ortsgruppe Baar/ Thomas Moch

Das Freizeitbad Aquari in Hüfingen gehört zu den dortigen Stadtwerken. Die Einrichtung hat zumindest einen Vorteil: Das Bad werde mit Fernwärme einer alternativen Energieform versorgt, berichtet Betriebsleiter Michael Scholz.

Ausschließen will er Einschränkungen nicht, konkreten Maßnahmen seien aber noch nicht umgesetzt worden: „Wir werden aber zu gegebener Zeit, entsprechend der Entwicklung auf dem Energiemarkt, reagieren.“

Eines ist aber sicher: „Eine Tarifanpassung in Bezug auf die gestiegenen Energiepreise werden wir ab Oktober verträglich umsetzen.“ Im Klartext: Auch hier wird es teurer.

Badeparadies in Titisee-Neustadt

Keine Einschränkungen müssen Besucher derzeit im Badeparadies Titisee-Neustadt befürchten, auch nicht in den Saunen.
Keine Einschränkungen müssen Besucher derzeit im Badeparadies Titisee-Neustadt befürchten, auch nicht in den Saunen. | Bild: Leo-Tippbilder

Es ist das größte Erlebnisbad der Region und hat ebenfalls einen entscheidenden Trumpf: Es wird „sehr energieeffizient betrieben“, berichtet Bettina Tritschler von der Marketingabteilung, das heißt: „Der hauseigene Biomassekessel wird mit regionalen Hackschnitzeln betrieben. Aus dem Stromnetz beziehen wir 100 Prozent Ökostrom.“

Daher seien „aktuell keine Maßnahmen geplant, die sich auf unsere Attraktionen auswirken“. Besucher könnten den Thermenbesuch daher ohne Einschränkungen genießen. Ob es dabei bleibt, kann die Einrichtung nicht gänzlich ausschließen.

Aktuell sei auch keine generelle Erhöhung der Eintrittspreise geplant. Allerdings hat das Badeparadies nun „dynamische Tarife“ eingeführt. Sie klönnen tagesabhängig und je nach Buchungszeitpunkt variieren, wie man es beispielsweise auch von den Flugtarifen kenne.

Hallenbäder in Villingen und Schwenningen

Oliver Bauer ist Sprecher der Stadtwerke VS und damit auch der Bädergesellschaft.
Oliver Bauer ist Sprecher der Stadtwerke VS und damit auch der Bädergesellschaft. | Bild: Michael Kienzler

Bereits im Juli wurden im Schwenninger Neckarbad die Temperaturen um zwei Grad abgesenkt, berichtet Stadtwerkesprecher Oliver Bauer. Hier sei das Wasser im Schwimmerbecken 27 Grad im Plansch- und Nichtschwimmerbecken 28 Grad warm. Wenn das Villinger Hallenbad am 12. September wieder öffnet, ist dort auch eine Temperaturreduzierung vorgesehen.

Ob Dampfkabinen und Whirlpools in beiden Einrichtungen wegen der Energiekrise geschlossen werden, sei noch offen. Hier falle in den nächsten zwei Wochen eine Entscheidung.