Es fühlt sich ganz normal an. Am Sonntag um 15.07 Uhr steige ich in Karlsruhe in einen Zug der Schwarzwaldbahn ein. Da ahne ich noch nicht, dass meine Mitreisenden und ich bei dieser Fahrt die Gesetze der Physik aus den Angeln heben werden. Und nebenbei das drängendste Problem der Deutschen Bahn lösen.
Sanierung, Schienenersatzverkehr, Zwei-Stunden-Takt, Bauarbeiten – die Schwarzwaldbahn hat schwere Zeiten hinter sich.
Die besagte Verbindung (4731) verläuft auf den ersten Blick jedoch äußerst unspektakulär. Der Zug fährt in Karlsruhe pünktlich ab. Zumindest laut dortiger Bahnhofsuhr. Die Strecke ist eine der schönsten in Deutschland. Das lädt naturgemäß dazu ein, den Blick schweifen zu lassen.
Das nenne ich Fahrvergnügen
Aber dann fällt mein Blick auf die Anzeige über dem Treppenaufgang: „26. 10. 2003 16:44“ steht da. Wow! Nur die Uhrzeit stimmt.
Aber: Ich sitze in einer Zeitmaschine. Das entschädigt mich mehr als ausreichend dafür, dass das WLAN im Zug nicht funktioniert. Mein innerer Nerd flohlockt. Schließlich kann ich mich jetzt ein bisschen wie Doctor Who in seiner Tardis fühlen.
Mein Beweisfoto sorgt im Social-Media-Kanal Mastodon für Begeisterung. Und die kleine Zeitverschiebung ist anderen ebenfalls aufgefallen.
„Mit dem Zug bin ich vor zwei Tagen – also am 24.10.2003 – von der GPN zurückgefahren“, antwortet Frank Zimper auf meinen Post. Die Zeitreise durch den Schwarzwald scheint also schon länger anzudauern. Die Beobachtung des Offenburger Lehrers und mir sind so parallel wie die Schienen der Schwarzwaldbahn.
Hack oder Trick?
Dass auch ich gerade auf dem Rückweg von der Gulaschprogrammiernacht (GPN) bin bringt mich auf einen Gedanken. Ob das große Hackertreffen im Zentrum für Kunst und Medien womöglich dahintersteckt?
Vielleicht ist es aber auch nur ein wirklich genialer Trick der Bahn. Denn bis dieser Zug zu spät kommt, da muss einiges passieren.