Plötzlich steigt Rauch vom Betriebsgelände des Schuhherstellers Ricosta in der Donaueschinger Raiffeisenstraße auf, Mitarbeiter verlassen die Gebäude, die Feuerwehr Donaueschingen rückt mit 20 Einsatzkräften und mehreren Fahrzeugen an, ein Rettungswagen vom DRK Donaueschingen und zwei Streifenwagen treffen ein. Feuer ist jedoch nicht zu sehen. Was ist hier passiert?

Dieses Szenario ereignete sich am späten Mittwochnachmittag, 15. Mai. Kurz vor 17 Uhr ging bei der Feuerwehr Donaueschingen der Alarm ein. „Die Brandmeldeanlage der Firma hat ausgelöst“, erklärt Philippe de Surmont, Sprecher der Donaueschinger Wehr. In solchen Fällen rücke ein kompletter Löschzug samt Drehleiter zum Einsatzort aus.

Dieses Mal wurden auch der Kreisbrandmeister Florian Vetter sowie ein Fachberater Chemie des Landkreises hinzugezogen. Grund dafür war, dass für die Rauchentwicklung eine chemische Reaktion im Bereich des Formenbaus bei Ricosta verantwortlich war.

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Reaktion verläuft plötzlich anders

Jörg Ertl, Mitglied der Geschäftsführung bei Ricosta, erklärt es so: Zu er Rauchentwicklung sei es bei einer gängigen chemischen Reaktion gekommen, die schon lange im Unternehmen zum Einsatz kommt. Dabei würden zwei flüssige Materialien miteinander vermischt, die dann über zwei Stunden hinweg zu einem festen Bauteil aushärten. Eine Methode, die hier im Formanbau Anwendung findet.

Genauso werde mit Restmengen der Flüssigkeiten verfahren, um nach dem Aushärten den Feststoff einfacher entsorgen zu können. So auch am Mittwochnachmittag. „Es handelte sich dabei um nicht ganz einen halben Liter dieses Gemischs“, erklärt Jörg Ertl.

Anders als bei allen vorangegangenen Reaktionen, habe sich dieses nach der sonst üblichen Aushärtezeit von zwei Stunden angefangen zu rauchen, beschreibt er den weiteren Ablauf. Der Rauch verteilte sich schnell in der Produktionshalle und löste die Brandmeldeanlage aus.

Feuerwehrfahrzeuge und ein Rettungswagen stehen am Mittwochnachmittag auf dem Werksgelände von Ricosta an der Dürrheimer Straße. Im ...
Feuerwehrfahrzeuge und ein Rettungswagen stehen am Mittwochnachmittag auf dem Werksgelände von Ricosta an der Dürrheimer Straße. Im Hintergrund ist der Aldi-Einkaufsmarkt zu sehen. | Bild: Ricosta

Ursache soll untersucht werden

Warum dies am Mittwoch ganz anders verlief, als üblich, „das wissen wir noch nicht“, so Jörg Ertl. Ein Mitarbeiter hatte das rauchende Gebinde geistesgegenwärtig und schnell in einen Eimer gepackt, nach draußen auf den Hof befördert und so eine schlimmere Verrauchung der Halle verhindert. Die Feuerwehr bettete diesen Behälter nach Eintreffen in ein sogenanntes Überfass um, wo die bis dato unbekannte Reaktion kontrolliert zu Ende gehen konnte, bis kein Rauch mehr zu sehen war.

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Den dabei übrig gebliebenen Reststoff will Ricosta nun genau untersuchen lassen, um herauszufinden, was schiefgelaufen war und um Wiederholungen auszuschließen. Für Mitarbeiter, Anwohner und umliegende Firmen bestand keine Gefahr. Verletzt wurde niemand. „Der Rauch wurde vom Wind in Richtung Norden abgetrieben und hat sich im Freien schnell verdünnt“, erklärt Philippe de Surmont.

Eine Polizeistreife sei dennoch vorsorglich die nahe Umgebung abgefahren, um eine mögliche Belastung in diesem Gebiet zu kontrollieren. Auch die Messegeräte der Einsatzkräfte hätten keine Gefahren angezeigt, berichtet Jörg Ertl.

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20 Mitarbeiter verlassen Gebäude

Als die Feuerwehr bei Ricosta eintraf, befanden sich alle Mitarbeiter bereits außerhalb des Gebäudes, wie Philippe de Surmont berichtet. „Das hat gut geklappt“, bilanziert Jörg Ertl die Evakuierung. Erst vor ein paar Wochen habe man solch ein Szenario geübt. Eine Bestätigung dafür, dass Übungen sinnvoll und wichtig sind.

Glück war auch, dass sich zum Zeitpunkt der Rauchentwicklung nur noch rund 20 Mitarbeiter in der Firma befanden, vor allem im Verwaltungsbereich. In der Produktionshalle seien bereits alle Kollegen im Feierabend gewesen, so Jörg Ertl.

Auf dem Parkplatz bei Ricosta rücken am Mittwochnachmittag mehrere Feuerwehrfahrzeuge an. Davor steht eine Gitterbox, in die ...
Auf dem Parkplatz bei Ricosta rücken am Mittwochnachmittag mehrere Feuerwehrfahrzeuge an. Davor steht eine Gitterbox, in die Einsatzkräfte ihre Einsatzkleidung zur Reinigung ablegen können. | Bild: Ricosta

Betrieb nicht beeinträchtigt

Nachdem die Einsatzkräfte den restlichen Rauch mit großen Ventilatoren aus der Halle ausgetrieben hatten, konnte das Gebäude gegen 22 Uhr wieder freigegeben werden.

Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb bei Ricosta hatte der Vorfall nicht. Bereits am Donnerstagmorgen konnte die Produktion wieder normal anlaufen.