Von einer „Achterbahnfahrt“ sprach Geschäftsführer Matthias Geiser vom Schwarzwald-Baar-Klinikum bei der Präsentation des aktuellen Jahresabschlusses 2022. Bevor das Zahlenwerk am Montag, 17. Juli, im Kreistag präsentiert wurde, stellte es Geiser bei einem Pressegespräch vor.
Nach turbulenten Monaten habe das Klinikum zum Jahresende wieder festen Boden unter den Füßen gehabt, bilanzierte Geiser. Vor allem die ersten vier Monate des Jahres 2022 seien stark von der Pandemie beeinflusst gewesen: Ständig wechselnde Vorgaben der Politik, ein hoher Krankenstand beim Personal, ein hoher Aufwand durch Hygiene- und Isolierungsmaßnahmen.

Was die Leistungszahlen betreffe, sei man daher vom Vor-Coronajahr 2019 noch ein ganzes Stück entfernt. 43.000 Patienten wurden 2022 stationär im Klinikum behandelt, 2019 waren es mehr als 50.000. Ambulant versorgt wurden im Jahr 2022 exakt 152.234 Patienten, das waren rund 12.800 mehr als im Jahr 2021.
Stellenpläne aufgestockt, doch Menschen fehlen
Was dem Klinikum – wie so vielen Branchen – zu schaffen mache, sei der Fachkräftemangel. So würde man im Pflegedienst, vor allem im Bereich OP- und Intensivpflege, gerne weitere Kräfte einstellen, weshalb man die Stellenpläne aufgestockt habe.
„Wir sind aus der Corona- in die Fachkräftekrise geschlittert“, so der Geschäftsführer. Das führe dazu, dass das Klinikum nicht diejenigen Leistungen erbringen könne wie vor der Pandemie.

Was bringt die Zukunft? Auf jeden Fall Investitionen, wie auch schon im Vorjahr. Rund fünf Millionen Euro wurden 2022 in die apparative Ausstattung investiert, berichtete Geiser.
Beispielsweise in die Modernisierung des Herzkatheter-Labors. Erst vor Kurzem wurde außerdem die neue Laborstraße in Betrieb genommen, die mit modernster Ausstattung noch schnellere Ergebnisse als bisher liefert.
Neuer Strahlenbunker
Nächste Großprojekte am Standort VS werden der Bau eines vierten Strahlenbunkers für die Radiologie und die Erweiterung der Zentralen Notaufnahme (ZNA) sein.
Für den Strahlenbunker sei der Bauantrag bereits eingereicht worden, so Geiser. Man rechne mit einer Bauzeit von eineinhalb Jahren.

Mit der Erweiterung der ZNA soll im kommenden Jahr begonnen werden. Dazu werde die Ambulanz der Kinderklinik aus dem Erdgeschoss ins obere Stockwerk der Frauen- und Kinderklinik verlegt.
Die bisher dort angesiedelte Klinikschule wiederum ziehe in Räume außerhalb des Klinikums.
In der Notaufnahme wird es eng
Die Vergrößerung sei nicht als große Expansion zu sehen, sondern soll vielmehr den Druck aus der Zentralen Notaufnahme nehmen. „Hier stoßen wir räumlich an unsere Grenzen.“ Jährlich werden hier inzwischen mehr als 50.000 Patienten behandelt, mehr als noch im Jahr 2019.
Patientenflut hat mehrere Ursachen
Woran das liegt? „Da kommen mehrere Faktoren zusammen“, sagt Matthias Geiser. Zum einen sei die ambulante Versorgung nicht immer gewährleistet, wieder anderen sei nicht klar, dass vergleichsweise harmlose Verletzungen kein Fall für die Notaufnahme sind.
Hinzu komme in der Bevölkerung ein hoher Anteil an Menschen, in deren Heimatländern es Standard sei, mit gesundheitlichen Problemen aller Art ins Krankenhaus zu gehen. „Wenn die Leute dann keinen Hausarzt haben, kommen sie zu uns.“
Heute operiert, heute nach Hause
Am Standort Donaueschingen indes will sich das Klinikum das Augenmerk auf ein weiteres großes Thema der Gesundheitspolitik richten: Dem Trend, künftig mehr Behandlungen ambulant und nicht stationär zu erbringen. Bereits im kommenden Jahr soll ein ambulantes OP-Zentrum in Donaueschingen an den Start gehen.

Generell sieht Matthias Geiser das Klinikum für die Zukunft gut aufgestellt. Eine Bewertung zum Eckpunktepapier der bundesweit geplanten Krankenhausreform sei schwierig zu treffen.
„Das kann etwa Gutes werden, aber auch zur Katastrophe mutieren, je nachdem, wo die Schwerpunkte gesetzt werden.“ Das Problem sei, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach unmissverständlich klar gemacht habe, dass kein zusätzliches Geld ins System fließen werde.
„Krankenhausplanung nach dem Lotterieprinzip“
Im Umkehrschluss bedeute das eine Umverteilung – sowie Gewinner und Verlierer. Letztere in Gestalt von Häusern, die geschlossen werden. Genau für jenen Prozess gebe es keinen Plan.
„Das ist doch keine Strategie“, kritisiert Geiser. „Das ist Krankenhausplanung nach dem Lotterieprinzip.“ Es könne nicht sein, dass man alle Häuser „in die Seuche“ schicke, um dann zu schauen, wer überlebe.