Es ist einer der Höhepunkte des Jahres, wenn der VfB Stuttgart mit etlichen Spielern seiner Bundesligamannschaft, Betreuern und Funktionären die Nachsorgeklinik in Tannheim besucht. Am Dienstagnachmittag war es einmal wieder so weit.
Pünktlich um 13 Uhr rollt der große Bus des Vereins die Auffahrt zur Nachsorgeklinik hinauf. Im Eingangsbereich haben sich die beiden Tannheimer Geschäftsführer, Roland Wehrle und Thomas Müller, mit vielen Patienten und Mitarbeitern der Klinik versammelt, um den Tross aus Stuttgart zu begrüßen. Es wird ein großes Transparent ausgerollt, das die Gäste im Schwarzwald willkommen heißt.
Aufregung liegt in der Luft. In einer Gruppe von Patienten der Jungen Reha steht der 16-jährige Luca. Der Offenburger ist trotz seiner badischen Heimat eingefleischter VfB-Fan. Seine Lieblingsmannschaft empfängt er an diesem Tag sogar im eigenen Trikot.
Junge Fans fiebern dem Treffen entgegen
„Ich habe es schon geahnt, dass der VfB kommt, wenn ich hier in Tannheim bin“, erzählt er. Die Social-Media-Seite der Klink habe den Besuch angekündigt. Sicher sei er sich aber erst gewesen, als es der Besuch den Patienten bei der Begrüßung zu Beginn der Reha angekündigt wurde.

Nach der Ankunft des großen Busses steigt Trainer Sebastian Hoeneß als erster aus und schüttelt die Hände der beiden Klinik-Geschäftsführer. Im Hintergrund rufen einige Kinder lauthals: „VfB, VfB, Vfb!“ Der Trainer und auch die anschließend dem Bus entsteigenden Spieler und Funktionäre quittieren die freudige Begrüßung mit einem Lächeln.
Noch ist von beiden Seiten eine gewisse Unsicherheit zu spüren. Wie werden sich die Bundesligaspieler verhalten? Mit welchen Schicksalen werden sie heute konfrontiert? Das sind Fragen, die ganz sicher dem einen oder anderen durch den Kopf schießen.
Schnell jedoch zeigt sich, es wird ein herzlicher Nachmittag werden. VfB-Präsident Claus Vogt und Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle waren schon öfter in Tannheim zu Gast. Man kennt sich und schätzt sich.
Was es mit dem Vater des Trainers auf sich hat
Roland Wehrle erinnert bei der Begrüßung der Gäste in der Eingangshalle daran, dass er mit Dieter Hoeneß, dem Vater des heutigen Trainers Sebastian Hoeneß, die Partnerschaft von Klink und VfB vor 32 Jahren in die Wege geleitet habe. „Grüßen sie ihren Vater von mir und laden sie ihn mal nach Tannheim ein. Er war noch nie hier“, bedauert Roland Wehrle allerdings.
Präsident Claus Vogt bezeichnet die Nachsorgeklinik Tannheim als eine Herzensangelegenheit des VfB. Die Nachsorgeklinik gehöre zur DNA des VfB, sagt er sogar.
Gespräche beim Mittagessen
Nach dem Eintrag ins Goldene Buch geht es für den Tross aus Stuttgart und die Patienten der Jungen Reha erst einmal zum Mittagessen. Spieler und Patienten stehen gemeinsam am Buffet an. An den Tischen werden dann zwischen Nudeln, Fleisch und Obst zum Nachtisch erste Gespräche geführt. Luca aus Offenburg hat den Platz neben Trainer Sebastian Hoeneß ergattert.
Mit Ausnahme der Nationalspieler sind nahezu alle Stuttgarter Spieler nach Tannheim gekommen. Torjäger Serhou Guirassy sieht die Klinik an diesem Tag allerdings nur durch die Scheiben des Mannschaftsbusses. Auf der Fahrt nach Tannheim bekam er Magenprobleme. Keiner wollte das Risiko eingehen, dass er eventuell Patienten infiziert. Sicherheit geht vor.
Wie Denise zum Fan wird
Nach dem gemeinsamen Essen, bei dem Spieler und Patienten etwas länger verweilten als eigentlich laut Zeitplan vorgesehen, folgte eine umfangreiche Autogrammstunde. Denise, 16 Jahre, aus Brigachtal ist derzeit als Patientin zur Reha in Tannheim. Eigentlich ist sie Bayern München Fan. Seit dem Besuch beim VfB im Stadion vor einigen Tagen ist der VfB aber in der Beliebtheitsskala gestiegen.
Natürlich möchte sie selbst etliche Autogramme ergattern. Für einen Klassenkameraden organisiert sie VfB-Autogramme für eine Fahne. Ihr Freundinnen Hellen, 14 Jahre, und Maria, 13 Jahre, keine großen Fußball-Fans. Die Autogrammstunde lassen sie sich aber nicht entgehen.
Das gilt auch für den sechsjährigen Umut. Noch bevor die anderen sich für Autogramme anstellen konnten, begann er die Spieler der Reihe nach abzuklatschen.
Bald ging es dann raus auf den Sportplatz der Klink. Es bleib noch ein wenig Zeit für das runde Leder. Die Profis hatten hier ebenso ihren Spaß wie die Patienten. Auf dem Kleinfeld wurde das eine oder andere Spielchen absolviert und auch die Torwand und Fußball-Volleyball fanden ihre Fans.

Torwart Fabian Bredlow und Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle nutzte unterdessen die Chance, sich mit der Seilbahn der Nachsorgeklinik von der Burg hinab zum VfB-Turm zu stürzten.
Sebastian Hoeneß zeigte sich abschließend dankbar für den Besuch in der Nachsorgeklinik. „Hier wird man geerdet. Hier sieht man wieder, was wirklich wichtig ist im Leben“, stellte er kurz vor der Abfahrt fest.