Es war ein höchst emotionaler Einsatz: Als die Rettungskräfte das Wrack des Autos, das von der Schwarzwaldbahn 80 Meter weit mitgeschleift worden war, zum ersten Mal sahen, wussten sie noch nicht, dass die Fahrerin, eine 34 Jahre alte Frau, sich und ihr einjähriges Kind noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte.

Feuerwehrkommandant Christoph Kleiner schildert gegenüber dem SÜDKURIER, wie die Anspannung großer Erleichterung wich, als die Nachricht kam, dass sich keine Insassen in dem Fahrzeug befanden. Dennoch musste zunächst von Personen in hilfloser Lage ausgegangen werden.

Die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst waren auf das Schlimmste vorbereitet, als sie alarmiert wurden, dass ein Auto von einem Zug erfasst wurde. „Der Schreck und die Sorge waren groß, als wir nach dem Eintreffen das total deformierte Auto circa 80 Meter weit vom Bahnübergang auf den Gleisen liegen sahen.

Regionalzug schleift Auto mit Video: Sprich, Roland

Bei der ersten Erkundung am Fahrzeug war positiv, dass keine Personen darin sichtbar waren“, schildert Feuerwehrkommandant Christoph Kleiner die ersten Momente.

Erleichterung: Die Fahrerin und ihr einjähriges Kind sind in Sicherheit

Wenngleich keine Personen im Fahrzeug gewesen zu sein schienen, standen jedoch andere Fragen im Raum. „Unsere Befürchtung war zu dem Zeitpunkt, dass womöglich Personen herausgeschleudert wurden oder beim Aussteigen vom Zug erfasst worden sind. Auch dass sie vor dem Zusammenstoß beim Verlassen des Fahrzeugs zusammengebrochen waren und sich in einer hilflosen Situation im Umfeld der Unfallstelle befinden könnten, war denkbar.“

Daher wurde zunächst die Umgebung intensiv abgesucht. „Die Meldung, als sich die Fahrerin unverletzt beim Polizeirevier gemeldet hat, war für uns ein Moment der großen Erleichterung.“

140 Fahrgäste müssen aus der Schwarzwaldbahn evakuiert werden.

Gleichzeitig galt die Sorge der Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Roten Kreuz, die in großer Zahl eintrafen und in Höhe der Firma Kaspar einen Bereitstellungsplatz einrichteten, der Sorge des Lokführers und der Fahrgäste im Zug. Auch hier wurde schnell festgestellt, dass keiner der 140 Fahrgäste durch die starke Bremsung verletzt wurde.

Der Triebwagen der Schwarzwaldbahn wurde stark beschädigt.
Der Triebwagen der Schwarzwaldbahn wurde stark beschädigt. | Bild: Sprich, Roland

Unterstützt von Mitgliedern des Roten Kreuzes, die sich um die Betreuung der Passagiere kümmerten, konnte die Evakuierung der Fahrgäste mittels Rettungsplattform vorbereitet werden. Um die Fahrgäste aus dem auf einem hoch gelegenen Bahndamm sicher aus dem Zug evakuieren zu können, wurden Leitern auf dem Boden verlegt und Leinen gespannt.

„Mit Unterstützung zahlreicher Einsatzkräfte konnten die Personen so über die steile Böschung auf ein Betriebsgelände gebracht werden.“ Von dort aus wurden die Personen mit einem Bus an den nahegelegenen Bahnhof gebracht, von wo aus sie ihre Reise fortsetzen konnten.

Zusammenarbeit verläuft reibungslos

An der Unfallstelle waren neben Feuerwehr und Rotem Kreuz auch Bundespolizei sowie Verantwortliche der Deutschen Bahn im Einsatz. Wie funktionierte die Zusammenarbeit mit den einzelnen Organisationen? „Die Zusammenarbeit mit dem Notfallmanager der Bahn, der Bundespolizei und den anderen Verantwortlichen der verschiedenen DB-Institutionen war sehr gut“, so Kleiner. Die Abstimmung sei reibungslos verlaufen.

„Auch wenn es für die Fahrgäste langes Warten bedeutet und nervenaufreibend sein kann, braucht die Evakuierung zahlreicher Personen einfach eine gewisse Zeit. Es müssen viele Dinge organisiert und abgestimmt werden, damit der Vorgang für alle Beteiligten auch wirklich sicher ablaufen kann. Alle Verantwortlichen von Bahn und Rettungsorganisationen haben hierbei an einem Strang gezogen.“

Von dem Polo, mit dem die 34-Jährige im Gleisschotter steckengeblieben ist, ist nicht mehr viel übrig geblieben.
Von dem Polo, mit dem die 34-Jährige im Gleisschotter steckengeblieben ist, ist nicht mehr viel übrig geblieben. | Bild: Sprich, Roland

Schwarzwaldbahn fährt nur im Zwei-Stunden-Takt

Die Bahnstrecke musste zur Bergung der beschädigten Fahrzeuge bis kurz nach 22.30 Uhr gesperrt werden. Wenig später kam es zur nächsten Sperrung auf der Schwarzwaldbahnstrecke. Zwischen Triberg und St. Georgen war am Morgen des 24. Dezember ein Regionalexpress über Gesteinsbrocken gefahren sei und dabei beschädigt wurden.

Der Gesteinsbrocken ist zwar mittlerweile entfernt worden, hat allerdings größere Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Laut einer Mitteilung auf www.bahn.de/aktuell verkehren die Züge zwischen Offenburg und Konstanz nur im Zwei-Stunden-Takt. Zwischen Karlsruhe und Offenburg fahren die Züge stündlich. „Die Beeinträchtigung wird voraussichtlich noch bis mindestens 8. Januar 2024 andauern“, schreibt die Bahn dort.

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