Die Goldschakale streifen durch die heimischen Wälder und lösten im Juni 2022 eine Fotofalle aus. Das Besondere daran: Auf den Bildern sind neben den erwachsenen Tieren noch vier Welpen zu sehen. Was ist mit der Familie passiert und sind die Tiere eigentlich gefährlich?

Das Elternpaar, das ursprünglich aus dem Ostbalkan nach Mitteleuropa vermutlich über Österreich, in den Kreis einwanderte, dürfte sich tatsächlich noch hier aufhalten, bestätigt eine Sprecherin des Umweltministeriums. Das legen Bilder der Goldschakale nahe, die über Fotofallen gemacht wurden.

Diese Aufnahme vom vergangenen Jahr zeigt im Schwarzwald-Baar-Kreis den Goldschakal mit Welpen.
Diese Aufnahme vom vergangenen Jahr zeigt im Schwarzwald-Baar-Kreis den Goldschakal mit Welpen. | Bild: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt

Es sei davon auszugehen, dass das Elternpaar nach wie vor dort lebe.

Genug Nahrung für Goldschakale

Meist wandern die jungen Goldschakale im Alter von ein bis zwei Jahren ab, um selbst einen Partner zu finden und ein Territorium zu etablieren. Welche Nachkommen der Schakalgruppe im Kreis noch vor Ort und welche abgewandert seien, lasse sich mit den aktuellen Untersuchungsmethoden nicht näher feststellen.

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Die Tiere sind kleiner als Wölfe und größer als Füchse. Das Elternpaar und die Jungtiere aus dem südlichen Kreisgebiet seien noch nicht in der Nähe von Siedlungen und Bauernhöfe aufgetaucht, berichtet Bernhard Bolkart, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), zumindest nicht, dass er davon erfahren hätte.

Bolkart, der selbst einen Hof bei Schonach hat, geht davon aus, dass sie in der Natur ausreichend Nahrung finden. Falls nicht würden sie eher kleinere Tiere reißen, beispielsweise Hühner. Aber das sei seines Wissens noch nicht vorgekommen – und so sehen die Landwirte der Region auch nicht Goldschakale, sondern Wölfe als eine Gefahr.

Wolf zweimal nachgewiesen

Tatsächlich wurde im Schwarzwald-Baar-Kreis im vergangenen Jahr das Vorkommen eines Wolfes zweimal nachgewiesen, bestätigt die Sprecherin des Umweltministeriums: Und zwar am 27. Mai in Schönwald und am 8. August in Schonach.

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Es handelte sich um durchziehende Tiere, die auf Weiden und in den Höfen des Kreises noch keinen Schaden anrichteten, berichtet Bolkart. Doch die Nervösitäte wächst, vor allem nachdem im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald eine Wölfin nachgewiesen wurde, die Wahrscheinlichkeit einer Rudelbildung steige und damit die Gefahr, dass künftig junge Wölfe Nutztiere jagen – auch im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Was Landwirte unternehmen können

Derzeit können sich die Landwirte nur mit einem Mittel schützen: „Zäune, Zäune und nochmals Zäune bauen“, berichtet Bolkart. Doch das seien spezielle Wolfszäune mit fünf bis sechs Drähten, erläutert der Landwirt. Das sei nicht nur mit 15 bis 20 Euro pro Laufmeter teurer als das Anbringen herkömmlicher Zäune, sondern auch deutlich aufwendiger.

Wolfszaun bei Donaueschingen: Es müssen mehr Drähte gespannt sein, um das Raubtier abzuhalten..
Wolfszaun bei Donaueschingen: Es müssen mehr Drähte gespannt sein, um das Raubtier abzuhalten.. | Bild: Roland Sigwart

Und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Da der erste Draht etwa zehn bis 20 Zentimeter über dem Boden befestigt werden muss, damit sich die Wölfe nicht durchzwängen, müssen diese Zäune öfters gepflegt, beispielsweise von Bodenwuchs befreit werden

Wo es bei den Zäunen klemmt

Außerdem kommt hinzu: Im Schwarzwald führen im Winter oft Langlaufloipen über die Sommerweiden. Der Abbau eines Zauns mit fünf bis sechs Drähten sei natürlich langwieriger. Zudem seien Wolfszäune höher. Die könnten von Wanderern und Mountainbikern nicht mehr so einfach überstiegen werden.

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Für die Errichtung von Wolfszäunen gibt es Geld vom Land, allerdings ist die Förderung auf 30.000 Euro pro Jahr gedeckelt. Für einen größeren Hof fällt aber schon einmal eine sechsstellige Summe an, die müsste dann auf mehrere Jahre verteilt werden, was ebenfalls mit einem Aufwand verbunden ist. Hinzukommt im Schwarzwald die oft schwierige topographische Lage mit starken Anstiegen und ausgesetzten Lagen.

„Der Wolf ist eben kein Schoßhund.“
Bernhard Bolkart, BLHV-Präsident

Bolkart sieht eine Koexistenz zwischen Wölfen und Nutztieren als schwierig an. Vor allem wenn junge Wölfe im Rudel das Reißen schon gelernt und die Tiere ihre Scheu verloren hätten, werde es kompliziert. Er fordere nicht den grundsätzlichen Abschuss der Raubtiere, aber eine Vergrämung müsse erfolgreich sein. Wenn Raubtiere zurückkehren und wenn sie realisieren, dass für sie das Reißen keine Konsequenzen hat, werde es gefährlich: Es handele sich beim Wolf eben nicht um „einen Schoßhund“.

Kühe in Panik

Dabei geht es nicht nur darum, dass sich Landwirte um Gerissene oder bereits angefressene Tiere, wie Schafe, kümmern müssen. ‚Das ist kein schöner Anblick.„ Oft versetzt der Wolf eine Kuhherde auch nur in Panik und die bricht aus. Bis dann alle Tiere wieder eingefangen seien, dauere es oft lange.

Die Landwirte stünden vor schwierigen Herausforderungen: Mehr Bürokratie, neue Haltungsverordnungen, da könnte der Wolf das Fass zum Überlaufen bringen.