So einen Ofen hat nicht jeder: Die Heizzentrale des Klinikums wirkt mit ihren 56 Metern Länge und neun Metern Höhe monolithisch. Die Gebäudesprache ist eindeutig: Hier herrscht Volldampf.

Während sich aktuell viele Menschen sorgen, wie sie ihre 70 Quadratmeter-Wohnung beheizt über den Winter bringen, scheint zwischen Villingen und Schwenningen alles geklärt zu sein. Matthias Geiser ließ daran vor dem Gemeinderat zuletzt jedenfalls keine Zweifel aufkommen. Staunend und ohne Widerspruch hörten ihm die VS-Räte zu.

Die Heizzentrale des Schwarzwald-Baar-Klinikums hat eine klare Formensprache: Hier herrscht Volldampf.
Die Heizzentrale des Schwarzwald-Baar-Klinikums hat eine klare Formensprache: Hier herrscht Volldampf. | Bild: Trippl, Norbert

Die Herausforderung ist jedenfalls riesig. Während die Preise für Strom und Gas seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in die Höhe schießen, ist auch bei der Klinikleitung die Frage gestellt: Wie schaffen wir Herbst, Winter und Frühjahr.

Die Dimensionen sind klar: 3500 Räume und rund 45.000 Quadratmeter Nutzfläche bilden das Klinikum und umreißen das Aufgabengebiet. Die drei mächtigen Schlote der Heizzentrale hinter den Klinikum-Gebäuden wirken angesichts dieser Größenordnungen wie eine Sicherheitserklärung.

Die Bundesregierung macht schon diesen Sommer über immer wieder klar, dass Krankenhäuser ganz oben auf der Liste stehen, wenn es darum gehen sollte, wer bevorzugt mit Energie versorgt werden muss. Das Schwarzwald-Baar-Klinikum seinerseits verlässt sich offenkundig darauf nicht allzu sehr. Das hat Gründe.

In Villingen-Schwenningen deckt eine Hackschnitzelanlage in Kombination mit gasbefeuerten Hochdruck-Dampfkesseln den Heizbedarf und liefert den im Krankenhaus zur Sterilisation notwendigen Hochdruckdampf. Die Gesamt-Heizleistung von 5900 kW versorgt das Klinikum mit Wärme. Als Biomasse-Brennstoff kommt der nachwachsende Rohstoff Holz zum Einsatz.

Die Abgase der Heizzentrale werden gefiltert, bevor sie in den Kamin geleitet werden.
Die Abgase der Heizzentrale werden gefiltert, bevor sie in den Kamin geleitet werden. | Bild: Trippl, Norbert

Die aus der Region bezogenen Holzhackschnitzel werden in einem 700 Kubikmeter fassenden Bunker gelagert. Täglich verbraucht das Klinikum im Volllastbetrieb im Schnitt eine Lastwagen-Ladung an Holz, der Vorrat im Bunker reicht also für sechs bis acht Tage. Zwei Biomassekessel wandeln bis zu 92 Prozent der Hackschnitzel in Wärmeenergie um. Die entstehenden Rauchgase werden über Elektrofilteranlagen gereinigt.

Außerdem deckt eine gasbetriebene Großkesselanlage, bestehend aus zwei Niederdruck-Heißwassererzeugern und einem Hochdruck-Dampferzeuger die benötigte Spitzenlast ab. Geschäftsführer Geiser sagte vor den VS-Stadträten, er sei sich sicher, dass das Klinikum zur Not auch ganz ohne Gas über den Winter kommen könne. Es wäre allerdings etwa aus ökologischen Gründen sehr schade, sollten diesbezügliche Umstellungen bei der Wärmegewinnung kurzfristig erforderlich sein. Geiser erklärte vor den Kommunalpolitikern weiter, das Klinikum baue aktuell Vorräte an Holzhackschnitzeln massiv auf.

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Im Sommer und in der Übergangszeit ist der dampfbeheizte Wärmeübertrager in Betrieb. Für einen besonders effizienten Betrieb ist das Energiesystem mit einem nachgeschalteten Abgas-Wärmetauscher ausgestattet. Dieser steigert den Nutzungsgrad, senkt den Energieverbrauch und somit die Energiekosten.

Mattias Geiser ist der Geschäftsführer des Klinikums. Er hat das Haus auf die Energiekrise zusätzlich vorbereitet.
Mattias Geiser ist der Geschäftsführer des Klinikums. Er hat das Haus auf die Energiekrise zusätzlich vorbereitet. | Bild: Stadler, Eberhard

Volldampf auf allen Kesseln hat im Klinikum auch noch einen anderen betrieblichen Anlass: Die Hygiene. Sterile Geräte und Räumlichkeiten nicht nur in den 15 Operationssälen unabdingbar. Der für die Sterilisatoren, Reinigungsmaschinen, Taktbandwaschanlagen für die Zentralküche sowie die Befeuchtung der Räume notwendige Hochdruckdampf mit zehn Bar wird ebenfalls von dem Energiesystem erzeugt.

Die Heizleistung des Hauses lässt sich auch umrechnen. Der größte Ofen des Schwarzwald-Baar-Kreises hat es in sich: 400 Einfamilienhäuser kann er pro Tag versorgen.

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