Es hat schon seit Ende 2021 abgezeichnet: Das Schwarzwald-Baar-Klinikum ist erstmalig im Laufe seiner jungen Geschichte, 2023 wird es zehn Jahre alt, in wirtschaftliche Turbulenzen geraten.

Die Bilanz für 2021 weist einen massiven Fehlbetrag in zweistelliger Millionenhöhe aus. Befürchtet worden waren Ende 2021 sogar 15 Millionen. Tatsächlich steht jetzt unterm Strich ein Minus von knapp 11,3 Millionen Euro.

„Geld, das uns fehlen wird“

Vor wenigen Tagen hat der Aufsichtsrat des Klinikums die Schreckensbilanz für 2021 abgesegnet. Primäre Ursache der wirtschaftlichen Talfahrt ist nach Feststellung von Klinikgeschäftsführer Matthias Geiser die Corona-Pandemie. Erstmalig musste der Landkreis als Träger der Klinik finanziell bluten und hat mit einem Betriebskostenzuschuss von fünf Millionen Euro einen Teil des Finanzlochs gestopft.

Blick auf das Schwarzwald-Baar-Klinikum in VS mit dem charakteristischen Rotor auf dem Dach. Die wirtschaftliche Lage des Hauses hat ...
Blick auf das Schwarzwald-Baar-Klinikum in VS mit dem charakteristischen Rotor auf dem Dach. Die wirtschaftliche Lage des Hauses hat sich durch die Coronapandemie deutlich verschlechtert. | Bild: Stadler, Eberhard

So verbleibt ein Fehlbetrag von 6,3 Millionen Euro in der Bilanz, den die Klinik aus ihren Rücklagen abdecken muss. „Das ist Geld, das uns mittelfristig für Investitionen fehlen wird“, beklagte der Klinik-Geschäftsführer bei der Darlegung des Jahresabschlusses 2021 in einer Pressekonferenz.

15 Prozent weniger Patienten

Das Schwarzwald-Baar-Klinikum konnte, wie alle Krankenhäuser in Deutschland, im vergangenen Jahr nicht die aus den Jahren vor der Pandemie gewohnten Leistungen erbringen. Viele Behandlungen wurden verschoben, um Covid-Patienten helfen zu können. Und viele andere Patienten haben in der Corona-Zeit nicht lebensnotwendige Operationen vorsichtshalber abgesagt. Insgesamt, so berichtete Geiser, verzeichnete die Klinik bei den Patienten einen Rückgang um 15 Prozent im Vergleich zu den Jahren vor Corona.

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Weniger Behandlungen bedeuteten aber für die Klinik auch weniger Einnahmen. Verschärft wurde die Lage durch hohe Ausfallzeiten beim Personal, hohe Preissteigerungen für medizinischen Sachbedarf und – aus Kliniksicht – durch problematische Entscheidungen der Politik. Der Bund hat den finanziellen Schutzschirm für die Krankenhäuser, der 2020 gut funktioniert hat, 2021 kurzerhand halbiert. Allein dieser Beschluss verursachte im Schwarzwald-Baar-Klinikum laut Geiser ein Minus von zehn Millionen Euro.

Politik muss schneller werden

Kein Wunder, dass er sich unzufrieden über die Bundespolitik äußert. Deren Entscheidungsprozesse für Hilfsleistungen an die Krankenhäuser seien schlicht zu langsam. „In der Pandemie müssen politische Entscheidungen schneller getroffen werden“, forderte er.

Damit aber nicht genug: Über das Krisenmanagement hinaus sieht Geiser die Politik gefordert, endlich die Strukturen im Gesundheitswesen an tatsächliche Entwicklungen anzupassen: Bei der zunehmenden Verlagerung von stationärer hin zu ambulanter Patientenversorgung, bei der fortschreitenden Digitalisierung in der Medizin sowie beim Fachkräftemangel.

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„Die bislang strengen Trennlinien zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzten hinsichtlich der Versorgung und der Finanzierung werden zunehmend verschwimmen und bröckeln“, konstatierte Geiser. Der Gesetzgeber müsse endlich die Öffnung der Krankenhäuser für weitere ambulante Dienstleistungen ermöglichen, weil die niedergelassene Ärzteschaft den wachsenden Bedarf immer weniger abdecken könne.

Große Sorge über Fachkräftemangel

Ein weiterer Trend im Krankenhauswesen ist der Fachkräftemangel. „Das macht uns ganz große Sorgen“, bekundete der Klinikchef. „Unsere Mitarbeiter haben erneut Unglaubliches geleistet und verdienen höchsten Respekt“, sagte Geiser im Rückblick auf 2021.

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Aber: Der Klinik gelingt es nicht, ausreichend Personal zu finden. Derzeit, so Geiser, gibt es im Pflegebereich am Klinikum 700 Vollzeitstellen für Pflegekräfte. „Wir würden gerne 50 Vollzeitstellen mehr besetzen“, berichtet er. Ganz gravierend sei der Mangel an OP- und Intensivpflegekräften. Doch der Stellenmarkt sei leergefegt.

Pflegekräfte von den Philippinen

Das Klinikum ist gerade dabei, 25 Pflegekräfte von den Philippinen einzustellen. Knapp 20 sind bereits eingetroffen. Die Anwerbung ist zeitraubend und bürokratisch. Bis diese Kräfte in Deutschland eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben, dauere es rund zwei Jahre. Mit der Anwerbung ausländischer Fachkräfte sei es bisher nur gelungen, den Personalstand einigermaßen stabil zu halten, nicht aber aufzustocken.

Eine Pflegerin im Schwarzwald-Baar-Klinikum kümmert such um eine Patienten. Allerdings kämpft das Klinikum wie die meisten anderen mit ...
Eine Pflegerin im Schwarzwald-Baar-Klinikum kümmert such um eine Patienten. Allerdings kämpft das Klinikum wie die meisten anderen mit Personalmangel. Es fehlen rund 50 Fachkräfte. Bild: Sandra Adams | Bild: Sandra Adams

Um hier voranzukommen, postuliert Geiser, „müssen wir die Bürokratie und Überregulierung in den Krankenhäusern abbauen“. Vor allem die weitreichenden Pflichten der Mitarbeiter, alles und jedes zu dokumentieren, müsse dringend zurückgefahren werden. Nur dann hätten die Mitarbeiter wieder mehr Zeit für ihre originäre Aufgabe: Die Pflege der Patienten.

Digitalisierung kommt voran

Einen Lichtblick konnte Geiser mit Blick in die Zukunft am Ende aber auch noch vermelden. Aus dem Krankenhauszukunftsgesetz des Bundes von 2021 erwartet er bis 2025 etwa elf Millionen Euro Zuschüsse für die beschleunigte Digitalisierung des Klinikbetriebs. Im Pflegebereich wurde die Digitalisierung bereits umgesetzt, in der Intensivstation ist sie angelaufen.

Weiter geht es 2023 mit dem Aufnahme- und Entlass-Management der Patienten. Die aufwändige Zettelwirtschaft mit einer Fülle von Papier-Formularen soll dann bald der Vergangenheit angehören.