Ein Aufhalten, Zurückdrängen oder gar die Ausrottung, das wird nicht mehr gelingen, da ist sich Nina Spiegel aus Bad Dürrheim sicher. Sie ist eine von mehreren Fachberatern für Wespen und Hornissen im Landkreis, selbst Imkerin und Mitglied im Donaueschinger Imkerverein.

Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis die Asiatische Hornisse auch hier in der Region Fuß fasse. „Diesen Sommer oder nächsten“, so ihre Prognose.

Jetzt gehe es darum, die Ausbreitung zu verlangsamen, denn die habe sich zuletzt beschleunigt. Grund dafür seien die zunehmend warmen Winter. Doch die Neuankömmlinge sind kein einfacher Gegner. Eine Bekämpfung mit chemischen oder biologische Mitteln, birgt immer das Risiko, damit auch heimische und harmlose Insekten zu treffen. Manuelle Nestentfernungen im Herbst sind dagegen teuer und kompliziert, da die aus Asien stammende Hornissenart gerne in großen Höhen in Baumkronen Nester baut.

Eine konservierte Asiatische Hornisse in einem Glas, daneben kleines Stück von einem Nest, das pro Jahr bis zu 13.000 Individuen ...
Eine konservierte Asiatische Hornisse in einem Glas, daneben kleines Stück von einem Nest, das pro Jahr bis zu 13.000 Individuen hervorbringen kann. | Bild: Fröhlich, Jens

Um den rasanten Vormarsch dennoch etwas auszubremsen, setzen die 42-Jährige und ihre Kollegen der Imkervereine des Schwarzwald-Baar-Kreises nun auf einen ganz anderen Ansatz und rufen die Bevölkerung zu einer Gemeinschaftsaktion auf.

Konkret werben sie für ein Projekt des Landes Baden-Württemberg, das auf Früherkennung durch Monitoring setzt, quasi eine fortlaufende Bestandsaufnahme. Das Prinzip ist einfach: Viele Augen sehen mehr als einzelne wenige.

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So funktioniert die Mitmachaktion

Bürger sollen sich jetzt im Frühjahr rege beteiligen und mögliche Sichtungen der Asiatischen Hornissen über die Smartphone-App „Meine Umwelt“ direkt an die Landesanstalt für Umwelt, kurz LUBW, melden. So können Experten schnell reagieren und gegebenenfalls entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Außerdem soll so ausgeschlossen werden, dass es zu Verwechslungen kommt.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Nester in diesem Stadium noch klein und damit leichter zu entfernen sind. Entdeckte Jungköniginnen können im besten Fall erst gar keine neuen Staaten bilden. Aber wie erkennen Laien die Asiatische Hornisse überhaupt? Imker der Region haben ihrem Aufruf ein Vergleichsbild angehängt, das die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale hervorhebt.

An diesen Merkmalen lassen sich eingewanderte und heimische Hornissen unterscheiden.
An diesen Merkmalen lassen sich eingewanderte und heimische Hornissen unterscheiden. | Bild: Reiner Jahn

Anlocken und fotografieren

Und um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Bürger überhaupt auf die Invasoren treffen, wird empfohlen, kleine Locktöpfe aufzustellen. Wer dann Besuch von einer Asiatischen Hornisse bekommt, soll diese über die App fotografieren.

Das Foto wird zur Überprüfung an die LUBW übertragen. Wird der Fund bestätigt, werden Bild und Standort auf einer Karte dargestellt.

Verführerisch: Mit so einer Mischung lassen sich Asiatische Hornissen anlocken und können dann fotografiert werden.
Verführerisch: Mit so einer Mischung lassen sich Asiatische Hornissen anlocken und können dann fotografiert werden. | Bild: Fröhlich, Jens

Warum dieser große Aufwand?

Ist die Asiatische Hornisse tatsächlich eine so große Bedrohung? Welche Gefahren bringen die Einwanderer mit sich?

Nina Spiegel verdeutlicht das Problem mit einem Vergleich: „Heimische Hornissen bilden Staaten mit rund 700 Individuen pro Nest.“ Im Durchschnitt gehe daraus ein neues Volk im kommenden Jahr hervor. Bei der Asiatischen Hornisse seien es bis zu fünf neue Völker.

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Und auch die schiere Größe der einzelnen Nester sei problematisch. „Bis zu 13.000 Hornissen pro Nest“, erklärt die Expertin. „Für die Aufzucht der Maden benötigen die Hornissen Proteine.“ Im Umkreis von etwa einem Kilometer um das Nest herum erbeutet ein Volk über elf Kilogramm Biomasse pro Jahr, Insekten aller Art oder Aas. Auch Honigbienen fallen in das Beuteschema. Die Bienenstöcke seien zudem ein einfaches und lohnendes Ziel, so Spiegel.

So können Imker zumindest das Eindringen der Asiatischen Hornissen in die Bienenstöcke verhindern. Die fünf Millimeter breiten Öffnungen ...
So können Imker zumindest das Eindringen der Asiatischen Hornissen in die Bienenstöcke verhindern. Die fünf Millimeter breiten Öffnungen solcher Bleche am Eingang sind für Hornissen zu schmal. | Bild: Fröhlich, Jens

Mit diesem großen Hunger könnten die Flugkünstler einen großen Einfluss auf die Natur und die Umwelt haben, wichtige Bestäuber würden dezimiert. Natürliche Feinde gebe es kaum – noch nicht. Das benötige viel Zeit. Und diese Zeit, sich auf die neuen Mitbewohner einzustellen, soll der Natur auch die aktuelle Mitmachaktion verschaffen.

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Gefahren für den Menschen?

Für den Menschen selbst sind die Gefahren überschaubar. Allerdings seien die Einwanderer aggressiver als die heimische Art, so Nina Spiegel. Nestern sollte man sich nicht nähern, um plötzliche Angriffe zu vermeiden.

Eine konkrete Gefahr könnten unerkannte Nester für Forstarbeiter oder Baumpfleger darstellen. Stiche seien vergleichbar mit denen heimischer Hornissen. Allerdings seien allergische Reaktionen auf die hier noch unbekannte Art noch möglich. Vor allem Menschen, die auf Wespenstiche reagieren, sollten vorsichtig sein.