Wahrscheinlich ist jeder Fahrzeuglenker schon einmal durch eine Radarfalle gefahren und kennt das Gefühl, wenn der Bußgeldbescheid zuhause ankommt. Wir wollten wissen, wie sich das auf der anderen Seite der Messgeräte anfühlt und haben die Beamten des Verkehrsdienstes Villingen bei ihrer Arbeit im Schwarzwald begleitet.
An diesem Tag hat sich das Team an der L173 zwischen Vöhrenbach und Furtwangen postiert. Dort besteht an manchen Stellen ein Tempolimit von 70 Kilometer pro Stunde (km/h). Solche Geschwindigkeitsbegrenzungen bestehen oft im Bereich von Hofausfahrten. Zwei Beamte überwachen den Bereich in mit einer Laserpistole. Bis zu 1000 Meter Entfernung misst das Gerät die Geschwindigkeit von Fahrzeugen auf den Kilometer genau.

Auffällige Verkehrsteilnehmer werden per Funk gemeldet
Die Beamten nehmen damit alle Fahrzeuge ins Visier, egal ob PKW, LKW oder Motorrad. Ab 86 Km/h schlägt das Gerät Alarm. Wer langsamer unterwegs ist, bewegt sich noch im Toleranzbereich und wird nicht geahndet, hat also gerade noch einmal Glück gehabt. Per Funk melden sie dann Fahrzeugtyp, Farbe und Kennzeichen an die Kollegen in zwei Kilometern Entfernung. Dort ist eine Kreuzung und genug Platz, um das Fahrzeug anzuhalten.
Hauptkommissar Klaus Bayer steht dort bereits mit deutlich sichtbarer Polizei-Warnweste und Signalkelle bereit, um das Fahrzeug auf den Parkplatz heraus zu winken. Das macht er dort übrigens auch mit anderen Fahrzeugen, die den Beamten suspekt vorkommen, im speziellen viel zu laute Motorräder oder überladene Anhänger.

Umbauen von Motorrädern im Visier
Hauptkommissar Joachim Baumann fällt an diesem Tag die Aufgabe zu, die eigentliche Kontrolle der Fahrzeuge vorzunehmen. „Mit den Fahrzeugführern führen wir freundliche, aber bestimmte Gespräche“, erklärt Baumann das Prozedere. Das funktioniere mit 90 Prozent der Fahrer, denn die allermeisten seien mehr oder weniger unabsichtlich zu schnell unterwegs gewesen.
„Das passiert doch jedem von uns mal. So lange das noch im tolerierbaren Bereich liegt, sind fast alle auch sehr einsichtig“, weiß Baumann zu berichten. Bei der Gelegenheit schauen sich die Beamten auch den Zustand der Fahrzeuge an, Reifenprofil, Lichtanlage, verdächtige Nummernschilder, oder sonstige Auffälligkeiten.
Deutlich mehr Aufmerksamkeit wird den Motorrädern geschenkt, vor allem beim Thema Auspuffanlagen und Lärm. Hier gibt es seitens der Hersteller eine Unzahl von Zurüstteilen für Freunde der schnellen und tiefen Kurvenlagen. Die Beamten schauen sich hier alles sehr genau an und prüfen, ob es für alle umgerüsteten Teile an der Maschine auch eine „ABE“ (Allgemeine Betriebserlaubnis) gibt.

Weiterbildung gehört zum Berufsalltag
Hier ist neben menschlichem Einfühlungsvermögen und starken Nerven auch viel Fachwissen gefragt. Das deutsche Verkehrsrecht und seine vielen Komplexitäten können in jedem Einzelfall ganz unterschiedliche Konsequenzen zur Folge haben. Vor allem ändert es sich jedes Jahr und neue Regelungen kommen hinzu.
Ständige Weiterbildung gehört daher für die Beamten zum Berufsalltag. Vom Fahrrad bis zum Schwerlast-LKW ist alles dabei, was man sich nur vorstellen kann, immer in Verbindung mit der passenden Fahrerlaubnis und der Ausbildung der jeweiligen Fahrzeuglenker.
Kontrollstellen sprechen sich schnell herum
An diesem Samstag gibt es auf der Landstraße wenig zu beanstanden. Und bevor sich die mobile Kontrollstelle über die Sozialen Medien herumspricht, fahren die Beamten weiter in den Schwarzwald. Auf der L109 im Oberprechttal laden vielen Kurven und die schöne Landschaft besonders viele Motorradfahrer zur Ausfahrt mit ihren Maschinen ein.
An einer unfallträchtigen Hofausfahrt mit Bushaltestelle und Wanderwegüberquerung besteht ein Tempolimit von 60 km/h. Auf einem Waldweg daneben lässt sich dieser Bereich sehr gut mit der Laserpistole überwachen. Aber auch hier das selbe Bild, die allermeisten Verkehrsteilnehmer fahren ordnungsgemäß, nur wenige sind aus Unachtsamkeit etwas schneller unterwegs.
Ein ganz schneller Motorradfahrer
Am Ende geht den Beamten doch noch ein ganz schneller Motorradfahrer ins Netz. Der war mit gemessenen 128 km/h unterwegs. Genau solche Fälle sind es dann auch, warum die Beamten diese Kontrollen durchführen, denn hier ist die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gefährdet, inklusive der Fußgänger an dieser Stelle. Bei der anschließenden Kontrolle gab der Fahrer dann zu Protokoll, das Schild nicht gesehen zu haben und reagierte auch entsprechend ungehalten.
Wohlgemerkt, für den Rest der Strecke gilt dort ein Tempolimit von 80 km/h. In solchen Fällen nimmt Hauptkommissar Baumann die Delinquenten dann ganz ruhig zur Seite und versucht alles, den Temposündern so freundlich wie möglich ihr Fehlverhalten zu erklären.

Fahrer sieht Fehlverhalten ein
So gelingt es dem erfahrenen Polizisten, auch in diesem Fall eine verbale Eskalation zu verhindern und den Fahrer zu seinem Resümee zu veranlassen: „Ja, ich habe Mist gebaut, das war einfach viel zu schnell, dazu muss ich jetzt auch stehen.“ Mehrere Monate Fahrverbot, einige Hundert Euro Strafe und Punkte in Flensburg sind die Folge. Die erzieherische Wirkung stellt sich dabei quasi sofort ein. Wie lange sie anhält, ist je nach Charakter ganz unterschiedlich.
So wird es den Beamten des Verkehrsdienstes nie langweilig. Sie machen ihre Arbeit gerne, denn jeder Fall ist anders und sie freuen sich über jeden, der ohne Beanstandungen an ihnen vorbei fährt. Und wenn es auf dem Parkplatz zu einem Gespräch kommt, versuchen sie alles, sich von ihrer menschlichen Seite zu zeigen und ein freundliches Gespräch zu führen.
Nur in ganz wenigen Fällen müssen sie aber Autorität zeigen, dann geht nicht anders, zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Denn im Straßenverkehr geht noch immer viel zu oft um Leben oder Tod.