Was es braucht, damit Menschen gerne in einer Gemeinde leben? Andere Menschen, die sich selbstlos dafür einsetzen, dass die Gemeinschaft überhaupt funktionieren kann.
Thomas Rosenstiel engagiert sich in der Kirche – und darüber hinaus
So jemand ist Thomas Rosenstiel. Mit 70 Jahren ist der ehemalige Löffinger Stadtbaumeister keineswegs in Ruhestand: „Ich habe viel von der Gesellschaft bekommen, deshalb möchte ich auch mittels Ehrenamt etwas an die Gesellschaft zurückgeben“, so sein Motto. Dieses setzt er gleich in vielfältigem bürgerschaftlichem Engagement um. Als im Jahr 2021 in Löffingen der ehrenamtliche Fahrdienst mit dem Bürgerauto eingeführt wurde, stellte sich Thomas Rosenstiel sofort als Fahrer zur Verfügung: „Einfach nur helfen können für Menschen, die Hilfe benötigen, das ist einfach schön.“
Weitaus mehr Zeit und Arbeit setzt er in seiner Tätigkeit als Pfarrgemeinderat und Stiftungsrat ein. Seit 15 Jahren setzt er sich mit seinem großen baulichen Fachwissen für die Immobilien, für die Vermögensverwaltung und Personalangelegenheiten, aber auch für pastorale und gesellschaftlichen Themen in der Seelsorgeeinheit Löffingen ein. Um die vielen Kirchen weiterhin finanzieren zu können, versuche man, die nicht mehr benötigten Pfarrhäuser zu verkaufen.
Derzeit werde der Kirchturm in Reiselfingen saniert, danach müsse man sich um den Kirchturm in Seppenhofen kümmern, die statischen Probleme mache. Die alten Kirchtürme müssten nach jedem großen Sturm auf Schäden kontrolliert und diese dann beseitigt werden.
„Mir ist es als Christ sehr wichtig, die Kirchengebäude zu erhalten, die auch ein Ort der Ruhe und Besinnung sind und wichtige Zeugnisse der Geschichte und Baugeschichte“, informiert der Bauingenieur mit Herz. Gerade in Löffingen sei der Wallfahrtsort Schneekreuz ein solcher Ort der Besinnung. „Für mich ist es eine gewisse Zufriedenheit und Dankbarkeit, mich in der Institution Kirche einbringen zu können, wobei mir um die Zukunft der Kirche schon Angst ist.“
Als Musiker hat Thomas Rosenstiel bei der Öschmusik und zuvor beim „Schwarzwald Echo“ mitgewirkt. Heute kommt das Musizieren zu kurz, zumal er sein Wissen auch als Mitglied im Gutachterausschuss mit einbringt. „Hier werden die Bodenrichtwerte ermittelt“, informiert der Experte, „und auch Verkehrsgutachten gefertigt.“
Der Natur- und Wanderfreund hat sich in seinem Unruhestand seinen Kindheitstraum als Imker erfüllt. Nach verschiedenen Kursen kümmert er sich um seine Bienenvölker, wird aber auch nicht müde über die Wichtigkeit der Bienen und Insekten zu informieren. Letzteres auch als Vorstandsmitglied im Bezirksimkerverein Löffingen.
Obwohl der gebürtige Unadinger Ehrenamtsmann auch viele Jahre in Stuttgart wohnte, fühlt er sich in der Gesamtstadt Löffingen Zuhause: „Hier wohnen unsere Freunde, und hier kann man sich auch in die Gesellschaft mit einbringen.“
Annette Scherzinger: Sie hat die Tür zur Inklusion geöffnet.
Sich um andere Menschen zu kümmern ist ihre Berufung, Musik ihre große Leidenschaft – beides verknüpft die 53-jährige Annette Scherzinger, die nicht nur den Inklusionschor ins Leben rief, sondern auch als erste kommunale Inklusionsvermittlerin der Stadt Löffingen (KIV) die Tür zur Inklusion aufstieß.
Eigentlich hatte sie zunächst die Ausbildung zur Hauswirtschaftlerin im Haus Lebensheimat in Reiselfingen gelernt, um dann die dreijährige Ausbildung als Altenpflegerin zu absolvieren: „Hier habe ich schnell gesehen, wie Musik die Menschen positiv verändert.“ Also strebte sie die Zusatzausbildung in Berlin zur examinierten Musik- und Klangtherapeutin an.
Bereits als Jugendliche lernte sie, die Klarinette zu spielen, nun mit der Zusatzausbildung kam auch noch die Gitarre dazu, und seit einiger Zeit lernt sie fleißig Klavier: „Tanz ist Energie und Bewegungen war für mich immer schon sehr wichtig.“ Das Schlüsselerlebnis hatte sie im Haus Lebensheimat – hier war sie über 20 Jahre beschäftigt – als sie mit den Bewohnern Schlager und Evergreens sang. Obwohl kaum einer den Text kannte, summten und tanzten alle gleich mit.
„Musik und Tanz ist das Beste für Körper und Geist für alle Menschen, mit oder ohne Behinderung“, sagt sie. Mit diesem Plan mietet sie den barrierefreien Saal der Tourist-Info und setzt die erste Probe an, um einen Inklusionschor zu gründen. Beim ersten Mal kamen gerade acht Bewohner aus Reiselfingen und auch die anderen Male war es nicht besser. „Ich habe fest an das Gelingen dieses Projekts geglaubt“, erklärt sie.
Und wirklich. Ab dem fünften Mal wurde dieser Inklusionschor ein Selbstläufer. Bis zu 25 Personen sangen mit und sorgten bei Auftritten wie in Stuttgart im Porsche-Museum oder bei anderen Konzerten für Aufsehen. „Leider beendete Corona unsere gemeinsame Chorarbeit“, zumal Annette Scherzinger auch den Arbeitsplatz wechselt.
In der Tagespflege in Neustadt profitieren nun die Menschen von der Chorerfahrung und dem Musiktalent. Als jedoch die Anfrage kam, ob der Inklusionschor sich an der Konzertaktion „Für Demokratie – gegen Hass“ beteiligen wolle, trommelte sie den ihn zusammen. Alle kamen und waren begeistert. Das beflügelte sie, um Planungen zum Neustart ab Herbst ins Auge zu fassen: „Wir werden im Herbst den Inklusionschor wieder reaktivieren, denn was gibt es Schöneres, als in strahlende Augen zu sehen.“
Doch auch als KIV öffnet sie in Löffingen die Tür, um alle Bürger am Leben teilhaben zu lassen. Ob als Ansprechpartner, Vermittlerin oder Aufklärerin: Der Kampf gegen die Barrieren trägt Früchte, etwa durch die Behinderten-Parkplätze, Absenkung der Randsteine, Autorenlesungen oder auch den ersten Baden-Württembergischen Blindenpfad, der in Löffingen eingeweiht wurde.
Löffingen in Zahlen, Daten, Fakten
- Fläche in Hektar: 8802
- Bevölkerung: 7675
- Einwohner pro km²: 87
- Einpendler: 1350
- Auspendler: 2711
- Altersdurchschnitt: 44,7
- Bildung: Grundschulen (3), Schulverbund mit Werkreal- und Realschule.
- Miete pro Quadratmeter in Euro: 5,88
- Wohnung Kaufpreis pro qm² in Euro: 2314,38
- Haus Kaufpreis pro qm² in Euro: 2743,60
- Bautätigkeit: Die Stadt Löffingen hat momentan 45 Bauplätze zu verkaufen. Dies sind im Einzelnen: Dittishausen Wassersack II (Normale Bebauung) 14 Plätze, Wassersack II (Tiny-Haus-Bebauung) 15 Plätze, Wassersack II (Bebauung mit Mehrfamilienhaus) 2 Plätze. Reiselfingen Innere Halde: 2 Plätze. Unadingen Hägleäcker III (Mischgebiet) 1 Platz. Hägleäcker III (Wohngebiet Merowingerweg) 2 Plätze. Hägleäcker IV (Wohngebiet Burgunderweg) 2 Plätze.
- Fernverkehr: nein
- Regionalbahn: ja
- Gastro: ja
- Pflegeheim/Seniorenzentrum: Ja
- Hausärzte: 4
- Kitaplätze: Im U3-Bereich gibt es aktuell 89 Plätze in Kindertageseinrichtungen, davon 40 in der Krippe, 39 in altersgemischten Gruppen und zehn in betreuten Spielgruppen. In der Tagespflege gibt es 23 Plätze für U3-Kinder. Für Kinder ab 3 Jahren gibt es 313 Plätze, davon 148 in Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten, 21 in Ganztagsgruppen und 144 in Gruppen der Regelöffnungszeit.