Die dunklen Wolkenwände hatten schon am früheren Abend erahnen lassen, was sich am Donnerstag, 24. August, über dem Schwarzwald-Baar-Kreis zusammenbraute. Nach 20 Uhr ging es dann mit Sturmböen und Starkregen los, der Himmel erleuchtet von zahllosen Blitzen.

Viele Feuerwehreinsätze

Das Unwetter hat nach Polizeiangaben vorwiegend in den Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und dem Schwarzwald-Baar-Kreis zu zahlreichen Einsätzen von Polizei und Feuerwehr geführt.

Gewitter über Pfaffenweiler am 24. August Video: Simon, Guy

Von etwa 19.40 Uhr bis 22 Uhr gingen nach Polizeiangaben beim Polizeipräsidium Konstanz weit über 200 Notrufe ein, die zu unwetterbedingten Einsätzen führten und entweder von Polizeistreifen oder der Feuerwehr bewältigt werden mussten.

Bäume und Äste auf den Straßen

Hauptsächlich wurden umgestürzte Bäume, abgerissene Äste auf den Straßen sowie über Fahrbahnen laufendes Wasser und vereinzelte umgeworfene Bauzäune gemeldet.

Der Sturm am Abend des 24. August hat den Bauzaun am Oberen Brühl in Villingen umgeworfen. Große Teile der Gitter ragen in die ...
Der Sturm am Abend des 24. August hat den Bauzaun am Oberen Brühl in Villingen umgeworfen. Große Teile der Gitter ragen in die Pontarlierstraße hinein. | Bild: Block, Andreas

Meldungen über Großschadensereignisse im Zusammenhang mit dem Unwetter gingen bei der Polizei nicht ein.

Ferienhaus nur knapp verfehlt

In Oberkirnach, einem Stadtteil von St. Georgen, riss der Sturm eine Schneise der Verwüstung und hinterließ jede Menge entwurzelter und abgebrochener Bäume.

Johann Georg Weisser steht neben dem umgestürzten Baum.
Johann Georg Weisser steht neben dem umgestürzten Baum. | Bild: Sprich, Roland

Auf dem Hof von Johann Georg Weisser brachen drei stattliche Fichten in der Mitte ab, deren Spitzen verfehlten ein kleines, derzeit leer stehendes Haus nur knapp.

Dieses Haus haben die Bäume, die umgestürzt sind, nur knapp verfehlt.
Dieses Haus haben die Bäume, die umgestürzt sind, nur knapp verfehlt. | Bild: Sprich, Roland

Auch ein Laubbaum wurde komplett entwurzelt. Im Obst- und Gemüsegarten fielen mehrere Obstbäume dem Sturm zum Opfer. „So etwas habe ich in meinem ganzen Leben nicht erlebt“, so der fast 85-Jährige, der über das Ausmaß des Sturms,der rund eine halbe Stunde über Oberkirnach tobte, fassungslos den Kopf schüttelte.

Eine große Naturgewalt hat diesen mächtigen Baum umgerissen.
Eine große Naturgewalt hat diesen mächtigen Baum umgerissen. | Bild: Sprich, Roland

Baum beschädigt Stromleitung

In Schabenhausen bei Niedereschach schlug ein Blitz in einen Baum ein. Der umgestürzte Baum hinter dem einstmaligen Gasthaus Krone in Schabenhausen hatte bewirkt, dass es beim benachbarten Haus den kompletten Dachständer mit der Stromleitung herausgerissen hatte, wie der Gesamtkommandant der Niedereschacher Feuerwehr, Dierk Momper, auf Nachfrage bestätigte.

In diesem Baum in Schabenhausen ist der Blitz eingeschlagen.
In diesem Baum in Schabenhausen ist der Blitz eingeschlagen. | Bild: Jerger, Gerd

Das Haus sei dadurch natürlich stromlos gewesen, die ED Netze seien die ganze Nacht über beschäftigt, das Haus wieder an das Stromnetz anzuhängen.

Die Schadstelle am Dach des Hauses ist auch am Morgen danach noch zu erkennen.
Die Schadstelle am Dach des Hauses ist auch am Morgen danach noch zu erkennen. | Bild: Jerger, Gerd

Insgesamt seien es durch die Auswirkungen des Gewittersturms in Niedereschach und den Ortsteilen 25 Einsatzstellen gewesen, die es am Abend und die Nacht über abzuarbeiten galt, so ergänzt Momper, in der Masse umgestürzte Bäume an und auf den Straßen und teilweise abgedeckte Dächer im Gemeindegebiet.

Gewitter-Impressionen vom Donnerstagabend bei Furtwangen: Abgerissene Äste und Zweige liegen auf der regennassen Straße.
Gewitter-Impressionen vom Donnerstagabend bei Furtwangen: Abgerissene Äste und Zweige liegen auf der regennassen Straße. | Bild: Stein, Moritz

Die Schwarzwaldbahn zwischen St. Georgen und Donaueschingen war zeitweise gesperrt, so dass kein Bahnverkehr möglich war. Am Freitagmorgen war die Strecke nach Angaben einer Bahn-Sprecherin bereits wieder geräumt.

Metalacker in Tennenbronn

Gewitter, Sturm, jede Menge Regen: Die Voraussetzungen für den Metalacker sind schon bei der geplanten Anreise am Donnerstag schwierig. Trotzdem sind die Metalheads und die Verantwortlichen optimistisch.

So trifft der Sturm Villingen-Schwenningen

Die Feuerwehr VS rückte dabei zu insgesamt 13 Einsätzen aus. Die erste Alarmierung zum Stichwort „Sturmeinsatz“ ging dabei um 20.30 Uhr in der Abteilung Villingen ein, zehn weitere Einsatzstellen in Bezug auf umgestürzte Bäume und herabfallende Äste kamen während des gestrigen Sturms noch dazu. Besonders spektakulär war dabei ein Einsatz am Parkplatz der Romäusquelle. Durch umgestürzte Bäume wurde hier die Ausfahrtsstraße blockiert, sodass zwei Fahrzeuge mit fünf Personen auf dem Parkplatz eingeschlossen waren und befreit werden mussten.

Die Feuerwehrleute – rund 60 waren nach Angaben von Gesamtkommandant Markus Megerle im Einsatz – zersägten die Stämme und räumten die Straße, sodass die beiden Autos den gefährlichen Parkplatz verlassen konnten. Das Forstamt übernehme nun die weiteren Aufräumarbeiten.

Der Sturm hat im Villinger Stadtwald gewütet.
Der Sturm hat im Villinger Stadtwald gewütet. | Bild: Göbel, Nathalie

„Das war der spektakulärste Einsatz gestern Abend“, bilanziert Markus Megerle am Freitag. Ansonsten sei das Unwetter überschaubar gewesen. „Wir hatten den Wetterradar aber immer im Auge und hätten das Einsatzkonzept gegebenenfalls angepasst“, sagt der Kommandant.

Weitere Einsätze gab es für die Abteilung Obereschach, die aufgrund einer überfluteten Straße ausgerückt ist, sowie für die Abteilungen Weilersbach und Schwenningen, die zu einem vom Sturm abgedeckten Gebäude gerufen wurde. In letztem Fall konnten die Einsatzkräfte das Dach mithilfe von Folien abdecken.

Gegen 23 Uhr sei das meiste vorbei gewesen. „Gewitter spielen sich häufig sehr punktuell ab“, sagt der Kommandant. „Wenn sich eine Gewitterzelle über dem Feld ablädt, merkt man das natürlich nicht so, wie wenn Platzregen die Innenstadt von Villingen oder Schwenningen trifft.“ Deshalb sei die Feuerwehr bei derartigen Wetterlagen immer in Wartestellung.

Waldbesuch ist lebensgefährlich

Die schweren Gewitterstürme habe in allen Bereichen des Kreises Schäden im Wald verursacht. Das Ausmaß reicht laut Mitteilung von vereinzelten Bäumen, die umgefallen oder abgebrochen sind, bis hin zu größeren Flächen, die umgeworfen wurden.

Nach ersten Rückmeldungen aus den Forstrevieren ist die Achse Villingen-Nordstetten-Weilersbach-Obereschach und Deißlingen besonders stark betroffen. Nahezu alle Waldwege sind durch vereinzelt umgestürzte Bäume nicht begehbar.

Vorsicht auf Straßen und Radwegen

Das Straßenbauamt des Schwarzwald-Baar-Kreises warnt in einer Mitteilung, dass einige Straßen und Radwege vor allem im Bereich Villingen, Weilersbach und Deißlingen sowie im Bereich Blumberg, Achdorf und Riedböhringen durch umgestürzte Bäume, herabgefallene Äste, Laub und Nadeln verunreinigt seien.

„Einzelne Radwege müssen vorübergehend gesperrt werden. Die Aufräum- und Reinigungsarbeiten durch die Mitarbeiter der Straßenmeistereien haben bereits begonnen und werden voraussichtlich nächste Woche abgeschlossen sein“, so die Behörde.

Bei Fahrten auf Straßen und Radwegen in Waldnähe sei mit Verschmutzungen und erhöhter Rutschgefahr zu rechnen. Dies sei insbesondere für Zweiradfahrer gefährlich und erfordere aktuell eine vorausschauende und vorsichtige Fahrweise.

Gewitter am Freitagmorgen in Villingen Video: Block, Andreas

Auch die Forstarbeiten seien bereits aufgenommen, berichten die Behörden. Es ist daher in den nächsten Tagen überall mit Sperrungen die Waldwege zu rechnen, die bitte beachtet und auch befolgt werden sollten.

Bei Spaziergängen im Wald ist laut Landratsamst darauf zu achten, dass mit herabfallenden Ästen oder Gefahren durch noch nicht umgestürzte, aber schräg stehenden Bäumen zu rechnen ist. Durch den Sturm angeschobene Bäume können ohne Vorwarnung umstürzen.

Blitzparade in Furtwangen Video: Wursthorn, Jens

Das Forstamt des Kreises geht davon aus, dass die Schäden innerhalb der nächsten Wochen weitgehend aufgearbeitet werden können. Das Forstamt der Stadt VS warnt mit deutlichen Worten: „Wer jetzt in den Wald geht, riskiert sein Leben“, betont Forstamtsleiter Tobias Kühn.

Starker Regenguss am Morgen des 25. August: Hier der Platz vor dem Villinger Riettor durch eine nasse Busscheibe hindurch fotografiert.
Starker Regenguss am Morgen des 25. August: Hier der Platz vor dem Villinger Riettor durch eine nasse Busscheibe hindurch fotografiert. | Bild: Block, Andreas

In Deilingen-Delkhofen im Landkreis Tuttlingen schlug ein Blitz in ein Gebäude ein. In beiden Fällen kam es zu keinem Brand und auch zu keinen Personenschäden. In Tuttlingen und auf dem Autobahnparkplatz Eschachtal Ost im Landkreis Rottweil fiel je ein Baum auf ein Auto und verursachte erheblichen Schaden.

Unfall auf der A864

Ein Kleinwagen ist während des Unwetters auf der A864 aus der Spur geraten und wurde schwer beschädigt. Die Insassen kamen vergleichsweis glimpflich davon, müssten aber sicherheitshalber ins Krankenhaus.

Der Sturm hat das Sicherungsgerüst beim Neubau des Edeka-Marktes umgerissen.
Der Sturm hat das Sicherungsgerüst beim Neubau des Edeka-Marktes umgerissen. | Bild: Paul Haug

Schäden an Bäumen in Furtwangen

Das Unwetter hat auch in Furtwangen deutliche Spuren hinterlassen. Im Bereich Schochenbach wurde ein kleines Waldstück von den Böen umgeworfen.

Sturmfolgen am 25. August in Furtwangen: Im Bereich Schochenbach haben die Böen ein kleines Waldstück umgeworfen.
Sturmfolgen am 25. August in Furtwangen: Im Bereich Schochenbach haben die Böen ein kleines Waldstück umgeworfen. | Bild: Roland Dold

Und in Wildgutach erwischte es einen stattlichen Baum, dessen Sturz offenbar auch noch die Straße beschädigte.

Ein kräftiger Baum ist in Wildgutach dem Sturm am 25. August zum Opfer gefallen – und hat auch noch ein kleines Stück der Fahrbahn ...
Ein kräftiger Baum ist in Wildgutach dem Sturm am 25. August zum Opfer gefallen – und hat auch noch ein kleines Stück der Fahrbahn beschädigt. | Bild: Adrian Wehrle

In Geisingen wird ein Gerüst umgeworfen

Zwar kein Hochwasser, aber dennoch punktuelle Schäden hat der Sturm am Donnerstagabend in der Region Geisingen verursacht. Viele umgeknickte Bäume oder abgerissene Äste, und auch vor Bauzäunen machte der Sturm nicht halt. Das Sicherungsgerüst beim Neubau des Edeka-Marktes wurde völlig umgerissen.

So erlebte Tuttlingen das Unwetter

Von ähnlich gravierenden Schäden wie beim letzten Sturm im Juli berichtet die Stadtverwaltung Tuttlingen in einer Mitteilung. Alles in allem seien Feuerwehr und Bauhof an 31 Stellen im Einsatz gewesen.

Unter anderem musste in Möhringen ein Pfadfinderlager evakuiert werden. Zudem hatte die Feuerwehr während des Unwetters zahlreiche Einsätze zu bewältigen, bei welchen die Polizei nicht eingesetzt werden musste.

Bäume stürzen beim Unwetter in Tuttlingen auf Autos.
Bäume stürzen beim Unwetter in Tuttlingen auf Autos. | Bild: Stadtverwaltung Tuttlingen

Wie stark der Stadtwald betroffen ist, konnte Berthold Welte, Leiter des Reviers Tuttlingen, am Freitagvormittag noch nicht endgültig einschätzen. „Es gibt fast keinen Weg, der nicht durch umgestürzte Bäume versperrt ist. Allein das sagt schon etwas aus – und erschwert uns natürlich die Arbeit.“ Es werde wohl bis Mitte kommender Woche dauern, bis man einen verlässlichen Überblick über die Lage habe, so Welte.

Bauhof muss Menschen aus Autos bergen

Am Rußberg war auch einer der größten Einsätze des Bauhofs. Allein hier lagen vier Bäume auf der Straße und versperrten die Fahrbahn. An insgesamt sieben Stellen im Stadtgebiet musste der Bauhof umgestürzte Bäume beseitigen – und dabei auch in mehreren Fällen Menschen bergen, die in ihren beschädigten Autos eingesperrt waren. Personenschäden gab es aber zum Glück keine.

Der Bauhof räumt in Tuttlingen umgestürzte Bäume von der Straße.
Der Bauhof räumt in Tuttlingen umgestürzte Bäume von der Straße. | Bild: Stadtverwaltung Tuttlingen

„Unsere Leute waren fast die ganze Nacht im Einsatz“, berichtet Roland Bach vom Bauhof, und auch die Feuerwehr war bis in die frühen Morgenstunden unterwegs.

In der Nacht auf Freitag hat der Bauhof viele Einsätze nach dem Gewitter.
In der Nacht auf Freitag hat der Bauhof viele Einsätze nach dem Gewitter. | Bild: Stadtverwaltung Tuttlingen

Neben umgestürzten Bäumen mussten sich die Helfer auch um einzelne vollgelaufene Keller sowie Schäden am Dach der Schillerschule kümmern. Hier hatte der Sturm einige Ziegel herab gerissen.

In Möhringen wird Pfadfinderlager evakuiert

Einer der größten Einsätze war in Möhringen: Hier musste das Zeltlager der Pfadfinder aus dem badischen Emmingen evakuiert werden. Nachdem einzelne Zelte eingestürzt waren, beschlossen die Verantwortlichen, das Lager komplett zu räumen. Die 24 Jugendlichen und ihre Betreuer wurden über Nacht in der Möhringer Sporthalle untergebracht und am Freitag vorzeitig von ihren Eltern abgeholt.

Gewitter nähmen schnell extreme Ausmaße an

Vom Ausmaß her, so die Einschätzung von Feuerwehrkommandant Klaus Vorwalder, könne man diesen Sturm durchaus mit dem vom Juli vergleichen, der seinerzeit auch zum Abbruch eines Konzerts beim Honberg-Sommer geführt hatte. Auffallend sei dabei, dass Gewitter mittlerweile sehr schnell extrem Ausmaße annähmen. „Das ist wohl der neue Standard.“

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Etwa 140 witterungsbedingte Einsätze und Notfälle verzeichnete das Polizeipräsidium Freiburg zwischen Donnerstag, 19 Uhr und Mitternacht. Die ersten Notrufe wegen umgestürzter Bäume gingen ab etwa 19 Uhr ein, überwiegend aus den Landkreisen Lörrach und Waldshut. Ab etwa 20 Uhr bis gegen 21 Uhr zog eine große Gewitterzelle über die Stadt Freiburg und Teile des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald hinweg.

In Freiburg Land unter

In und um Freiburg kam der Verkehr für etwa 30 Minuten in Teilen vollständig zum Erliegen. Straßen wurden überflutet, Bäume stürzten um, Keller liefen voll. Es kam auch zu Verkehrsunfällen, weil Autofahre vereinzelt auf auf der Fahrbahn liegende Bäume fuhren. Zahlreiche geparkte Autos wurden durch umfallende Bäume und Äste beschädigt.

Einige Autofahrer verloren beim Durchfahren der überfluteten Fahrbahnen ihre Kennzeichen und sogar in Einzelfällen ihren vorderen Stoßfänger. Am früher Morgen lagen laut einer Mitteilung des Polizeipräsidiums keine Informationen über verletzte Personen vor. Die Schäden seien aber erheblich. Eine Schätzung sei bisher nicht möglich.

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Das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald sprach am Freitagmorgen in einer Mitteilung von 226 Einsätzen im Kreisgebiet: 109 davon im südlichen Breisgau, 60 im Dreisamtal, 54 im Markgräflerland und drei im Hochschwarzwald. Insgesamt sein 515 Einsatzkräfte der Feuerwehren zwischen 20 Uhr und 02.30 Uhr beteiligt gewesen. Sie beschäftigten sich mit umgestürzten Bäumen, vollgelaufenen Kellern und überfluteten Straßen. Auch laut dieser Mitteilung habe es keine Personenschäden gegeben.