„Wir sind die aufnehmende Bank“, sagte der in Villingen ansässige Vorstandsvorsitzender der Volksbank Schwarzwald-Baar-Hegau mit Bekanntwerden der Fusion mit der Volksbank Offenburg. Diesen Sommer ist der Bankenzusammenschluss per Briefwahl durch die Vertreter deutlich zustimmend beschlossen – und jetzt werden neue Details bekannt.
Thomas Bader, Generalbevollmachtigter der Volksbank eG, bestätigte am Donnerstag auf Anfrage Informationen des SÜDKURIER, wonach es für alle Kunden nun eine neue IBAN geben werde. Genauer: Für alle Kunden im Bereich Schwarzwald, Baar und Hegau. Hintergrund, so Bader, sei der Umstand, dass eine der fusionierten Banken eine neue Bankleitzahl bekommen müsse. Die Volksbank Offenburg sei wiederum als „technisch aufnehmende Bank“ innerhalb des Fusionsprozesses bestimmt. 140.000 Kundenhaushalte der Volksbank seien zwischen Singen im Hegau und Sankt Georgen im Schwarzwald davon betroffen.
Die SÜDKURIER-Frage, weshalb den Kunden im Gebiet Schwarzwald, Baar und Hegau diese Umstellung nun aufgebürdet werde, beantwortete Bader so: Die Offenburger Volksbank betreibe seit vielen Jahren „einen europaweit erfolgreichen Zahlungsdienstleiter mit 20.000 Terminals“. Deshalb wäre die Änderung der Offenburger Bankleitzahl ungleich aufwändiger gewesen.
Bader erklärt die Frage nach der Art solcher Terminals anhand eines Beispiels: Wer zuletzt beispielsweise auf bestimmten Kreuzfahrtschiffen eine Zahlung mit seiner Kreditkarte beglichen habe, der sei mit seinem Bezahlvorgang über die Offenburger Volksbank digital geleitet worden.
Der Umstellungs-Aufwand wird im letzten Quartal bei den betroffenen Kunden aufschlagen. Derzeit laufen noch die nicht unerheblichen bankeninternen Vorbereitungen. Alle hauseigenen Schriftstücke müssen geändert werden, bevor auf Seiten der Kunden die Umstellung von Daueraufträgen, Einzugsermächtigungen oder auch von Kundenkarten jeglicher Art erfolgen kann.
„Die technische Fusion wird zum 14. November vollzogen“, erklärte Bader am Donnerstag den bereits fest geplanten nächsten Meilenstein im Fusionsprozess. Dann firmieren die beiden Bankhäuser unter der neuen gemeinsamen Bankleitzahl der Offenburger. Diese Bankleitzahl wiederum ist – zusammen mit einem Ländercode und der Kontonummer Hauptbestandteil der IBAN, welche in der Steuerung der Zahlungsverkehrsströme die entscheidende Weichenstellung festlegt. IBAN steht für International Bank Account Number und ist eine standardisierte, internationale Bank-/Kontonummer für nationale und grenzüberschreitende Zahlungen. Die IBAN besteht aus den beiden Prüfziffern und der Länderkennung DE in Deutschland, gefolgt von der Bankleitzahl und der auf bis zu zehn Stellen umfassenden Kontonummer.
Während nun also offenbart wurde, dass die Offenburger Volksbank die technisch aufnehemnde Bank ist, gibt es intern weitere Festlegungen zwischen den beiden Häusern. So ist die Volksbank Schwarzwald-Baar-Hegau nach Informationen des SÜDKURIER quasi im Gegenzug die organisatorische aufnehmende Bank im Zusammenschließungsprozess. Die fusionierte Volksbank eG, die sich nun zusätzlich als Gestalterbank bezeichnet, kommunizierte nach den Zustimmungen zum Zusammenschluss, dass die Häuser keinen Personalabbau anstrebten. Vielmehr werde jede Kraft gebraucht, um die Ziele in einem sich zunehmend digitalisierten Marktumfeld erfolgreich anstreben zu können, hatte es zuletzt geheißen.
Immer wieder gibt es seit Monaten und bis heute Fragen dazu, ob die beiden Banken womöglich fusionieren mussten. Genauso lange weisen dies die Häuser zurück. Bis heute. Thomas Bader erklärte dazu am Donnerstag, dass mit der Volksbank Offenburg und der Volksbank Schwarzwald-Baar-Hegau „die beiden ertragreichsten Volksbanken in Baden-Württemberg„ zusammengefunden hätten. Für Irritationen sorgten sowohl in der Fachwelt wie auch bei Kunden der Umstand, dass bei dieser Bankenfusion zwischen den beiden Geschäftsgebieten der beiden Häuser noch viel Raum übrig ist für geschäftliche Aktivitäten kleinerer Genossenschafts-Häuser. Diesen Umstand erklärten die Volksbänker bis zuletzt mit ihrer Überzeugung, wie sehr sue trotzdem von ihrem gemeinsamen Weg überzeugt seien.
Ein anderer Ansatzpunkt für ein kritisches Hinterfragen der Fusion ist der Umstand, dass der Zusammenschluss buchhalterisch auf den 1. Januar des laufenden Jahres 2020 zurückdatiert wurde. Thomas Bader zeigte sich auch dazu am Donnerstag entspannt: „Schauen Sie: in unserer Vertreterversammlung sitzen viele versierte Unternehmer, die sich mit Bilanzen sehr gut auskennen.Und diese Gremien haben sowohl im Geschäftsbereich der Volksbank Offenburg wie im Geschäftsbereich der Volksbank Schwarzwald-Baar-Hegau auf breiter Front dem Zusammenschluss zugestimmt“, führte Bader am Donnerstag aus. Bei den Abstimmungen der Vertreterversammlungen diesen Sommer lag die Zustimmungsquote bei der Volksbank in der Ortenau bei 94,4 Prozent, bei der Volksbank Schwarzwald Baar Hegau bei 96,3 Prozent.
Die fusionierte Genossenschaft wird ihren juristischen Sitz in Offenburg und in Villingen-Schwenningen haben. Geleitet wird die Volksbank von den heutigen Vorständen Clemens Fritz, Andreas Herz (Volksbank in der Ortenau) sowie Daniel Hirt und Ralf Schmitt (Volksbank Schwarzwald Baar Hegau). Markus Dauber (Offenburg) und Joachim Straub (Villingen-Schwenningen) werden als Co-Vorstandsvorsitzende die Repräsentationsfunktion fortführen.
Die neue Volksbank
Durch die Fusion entsteht eine der größten Volksbanken in Deutschland – getragen von rund 115 000 Mitgliedern, 238 000 Kunden und einer Bilanzsumme von 8,1 Milliarden Euro. Am 21. Januar 2020 haben die Aufsichtsräte beider Banken die Vorstände beauftragt, einen Zusammenschluss der beiden Banken zu sondieren. Unter dem Vorstandsvorsitzenden Joachim Straub hat die in Villingen ansässige Volksbank die siebte Fusion vor sich. Zuletzt wurde Dauchingen eingegliedert, 2012 die Volksbank Hegau. Zuvor wurden die Spar- und Kreditbank Bad Dürrheim und andere, kleinere Häuser verschmolzen.