Hirse als neues Powerfood. Das ist auf dem Löffinger Haslachhof nicht nur ein Schlagwort. Das Getreide ist eine von mehreren Pflanzensorten, die als Antwort auf klimabedingten Herausforderungen in der Landwirtschaft stehen.
Diesen stellt sich Betriebsleiter Wolfram Wiggert. Nachhaltige Bewirtschaftung, Kreativität sowie Experimentierfreudigkeit im Anbau nicht alltäglicher Pflanzensorten gehören zum Erfolgsrezept für einen landwirtschaftlichen Betrieb. „Eines meiner Ziele ist es, die Bodenbewirtschaftung aufgrund der, mit den klimatischen Veränderungen einhergehenden Probleme so zu lösen, dass die Wirtschaftlichkeit erhalten bleibt“, stellt er seine Vorgehensweise vor.
Auf der Suche nach hierfür geeigneten Pflanzensorten stieß er unter anderem auf die als Nahrungsmittel geeignete Rispen- beziehungsweise Braunhirse. Diesbezügliche Überlegungen, sie anzubauen, keimten bereits seit Jahren. 2022 war es dann soweit und auf einer kleinen Fläche von 30 Ar, also 0,3 Hektar, starteten die Wiggerts einen Feldversuch mit dem Hirseanbau.
Das Ergebnis war beeindruckend. Alle Vorhersagen über Ergiebigkeit, die Beständigkeit gegenüber Hitze und Trockenheit bestätigten sich. Im Hinblick auf die zunehmenden Wetterextreme der warmen Jahreszeiten in den letzten Jahren sei diese ein nicht zu unterschätzender Faktor gewesen.

„Hirse kann bei lang anhaltendem Wachstum ihr Wachstum einstellen und nach Regenfällen wieder aufnehmen. Sie benötigt rund 110 bis 130 Tage bis zur Reife, weshalb die beste Zeit zu ihrer Saat im Juni ist“, erläutert Wiggert, der eine spätere Aussaat aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber Kälte für problematisch hält.
In einem Versuchsfeld baut er sie wechselweise mit dem in unseren Regionen ebenfalls nicht allzu häufig anzutreffenden Buchweizen an. Beide Sorten reifen ungleichmäßig, was sich über die Jahrzehnte über eine entsprechende Zucht vermeiden lässt. „Das macht die Ernte aufwändiger, doch ist der Haslachhof inzwischen mit einer top modernen optischen Maschine ausgestattet, welcher genieß- und ungenießbare Fraktionen nach ihrer Farbe trennt.“
Im vergangenen Jahr tat er dies mit dem Anbau auf einer Fläche von rund 20 Hektar. „Wir verkaufen die geerntete Hirse oder den Buchweizen in unserem Hofladen, doch dieser Anteil ist minimal“, spricht Wiggert von einem steigenden Interesse bei den Kunden.

Einer der Hauptabnehmer ist eine Mühle bei München, die 50 Tonnen Hirse vom Haslachhof vor allem in Babynahrung verarbeitet. Ein Abnehmer für den Buchweizen liegt im Spreewald. Geht es nach Wiggert, dürften sich Abnehmer aus ökologischen Gründen auch im Süden der Republik befinden. Doch es gibt noch keine Abnehmer für größere Mengen.
„Wir legen großen Wert darauf, dass unser Ackerland nie brach liegt und um die Fotosynthese ganzjährig zu erhalten“, sagt der Landwirt. Denn vor allem an heißen Spätsommertagen könne die Brache rasch austrocknen. „Bei Temperaturen von bis zu 60 Grad auf dem Oberboden wird jegliches Leben von Organismen rasch ausgelöscht, der Ertrag etwa an Hirse oder Buchweizen fällt im Folgejahr deutlich ab“, erläutert Wiggert.
„Deshalb bauen wir ganzjährig Getreide und Früchte an, die sich zumindest zur Energieerzeugung eignen“. Die hofeigenen Biogas- und Photovoltaik-Anlagen produzieren bereits seit 2008 Strom und Wärme für das städtische Nahwärmenetz und den Eigenbedarf. Ein weiteres Standbein des Betriebs ist die Muttertierhaltung.
Bisher untergeordnete Rolle
Im Schwarzwald-Baar-Kreis spielt gemäß telefonischer Auskunft von Alina Kleiser, Mitarbeiterin am Landwirtschaftsamt, der Anbau von Hirse bislang eine untergeordnete Rolle. „Landwirtschaftliche Betriebe, die Hirse anbauen, sind uns bekannt, sie verwenden das Getreide nach unserem Wissen jedoch ausschließlich als Biogas-Energiepflanze“, informiert die Beraterin für Pflanzenproduktion und Biodiversität.
Einer von Ihnen ist der Dögginger Landwirt und Vorsitzende im Maschinenring Klaus Grieshaber. „Die Wachstumsbedingungen für Hirse als Energielieferant für Biogasanlagen sind in unserer Region nicht optimal“, sieht er einen Grund für die aktuell noch verhaltene Begeisterung für den Anbau dieser Getreidesorte im Kreisgebiet.

Der Neudinger Uwe Münzer, einer der BLHV-Vorsitzenden im Vorstandsteam Donaueschingen sprach in Bezug auf den Anbau von Hirse von einer interessanten Überlegung. Bislang habe er sich damit noch nicht beschäftigt. Im Hinblick auf den vielfältigen Wandel, in dem sich die Landwirtschaft befindet, kann er sich durchaus vorstellen, dass er sich mittelfristig mit derartigen Alternativen beschäftigt.
Beispiel Hafermilch
„Wer hätte vor Jahren daran geglaubt, dass Hafermilch einen derartigen Boom erlebt wie derzeit“, sieht er für landwirtschaftliche Betriebe gute Überlebenschancen, wenn sie sie Neuerungen offen gegenüber stehen.