Das ist die Woche, in der ein Regenschirm zu wenig sein wird. Bei der Wetterlage über der Region VS und der Baar braut sich ab Dienstag etwas zusammen – und zwar gewaltig. Die milden Tage mit romantischen Vollmondnächten und Frost und sternenklarem Himmel sind vorbei. Es wird wärmer, aber nicht nur: Läuft es gut für unsere Region, wird es nur sehr stürmisch. Läuft es schlecht, gibt es Orkanausläufer zwischen Rohrhardsberg und der Grenze zur Schweiz.
Jürgen Schmidt ist Geschäftsführer bei Wetterkontor. Für die SÜDKURIER-Leser zwischen Schwarzwald und Baar hat er im Detail nachgeschaut – und so lautet seine Prognose für die kommenden Tage zwischen Triberg und Blumberg.
So geht es bei uns los
Dienstag, 15. Februar: Schmidt liest das Wetter wie alle Experten aus verschiedenen Berechnungsmodellen. Nach seiner Detailprüfung für unsere Heimatregion steht für ihn fest, dass es ab Dienstagabend losgehen wird. „Es wird zunächst nur sehr windig“, sagt er. Alles hänge davon ab, wie weit das Orkantief in den Süden zu uns sich auswirken wird. Die Wettermodelle, so sagt er, seien sich aber eigentlich einig – „da kommt richtig was“. Konkret könne am Dienstag im Schwarzwald auch noch mit ein paar Schneeflocken gerechnet werden, „es wird aber nicht mehr richtig Winter“, ordnet er ein. Zunächst sei auch noch einmal mit kalten Stunden zu rechnen.

Mittwoch, 16. Februar: Die Lage ändert sich – und spitzt sich auch zu. Schmidt: Es gibt Sturmgefahr und ganz konkret für Schwarzwald-Baar mit Windstärke 8 bis 9“, sagt er voraus. Es müsse mit Regenschauern und mit Temperaturen bis zu 6 Grad plus gerechnet werden.

Wind, der mit 80 Stundenkilometern drückt, ist gefährlich, vor allem, wenn wie jetzt Böen vorhergesagt sind, die überfallartig auftreten. Plötzlich starker Seitenwind auf den Straßen, schwierige Lage auch bei Alltagssituationen wie dem Schieben von Kinderwagen oder ganz einfach auch, weil nun alles mögliche plötzlich durch die Luft fliegen kann – Müllsäcke, Blumentöpfe, Spielzeug. Oder es kippen Bäume, die auf Straßen und Schienen stürzen können. Das ist die Lagevorhersage für Mittwoch, aber es kommt noch mehr.

Donnerstag, 17. Februar: Jürgen Schmidt sagt es zunächst so: „Es wird auf alle Fälle am Donnerstag noch stärkerer Wind als am Mittwoch.“ Der Fachmann: „Wir müssen in Schwarzwald-Baar mit Böen bis zu 100 Stundenkilometern rechnen“, führt er aus und ergänzt: „Auf den Schwarzwaldhöhen wird das dann noch mehr sein als in Villingen-Schwenningen oder auf der Baar.“ Dazu gebe es einen bunt durcheinander gewehten Wetter-Mix: „Sonne, Wolken und Schauer“, prognostiziert er. Doch der Donnerstag wird wohl noch übertroffen.

Freitag; 18. Februar: Jürgen Schmidt rät Stand Montag wenigstens für diesen Freitag, vielleicht auch schon für Donnerstag von Bahnreisen sicherheitshalber ab. Heißt übersetzt: Die Windstärken erreichen in ganz Deutschland voraussichtlich ihren Höhepunkt.
Tückische Strecke Richtung Offenburg
Zuletzt hat die Bahn mehrfach angesichts vergleichbarer Bedingungen den Fernverkehr vorübergehend einstellen müssen. Aus Sicherheitsgründen. Im Schwarzwald gilt die Strecke von Villingen bis Triberg als neuralgisch. Immer wieder blockieren dort auch bei leichteren Stürmen gekippte Bäume die Gleise. Die Frage stellt sich nicht nur für Wetterspezialist Schmidt: „Wir rechnen für Freitagvormittag mit noch mehr Wind“, sagt er. Ob Orkanstärke erreicht wird, sei unklar.
Ob der Schwarzwald nach dem niederschlagsreichen Jahr 2021 eine bessere Standfestigkeit haben wird – es kommt vor allem Donnerstag und Freitag zur Nagelprobe. Waldspaziergänge, Joggingläufe oder Loipenrunden weiter oben werden an diesen beiden Tagen besonders kritisch. „Man sollte da – so es geht – Baumgruppen meiden, sagt Schmidt.
Woher nun genau der Wind weht
Für alle Menschen mit Balkon: Die Hauptwindrichtung soll aus dem Westen sein, mit Ausschlängen „von Südwest bis Nordwest“, so Jürgen Schmidt abschließend.
Prägende Stürme
Die schweren Winterstürme der vergangenen Jahrzehnte haben die Region Schwarzwald-Baar geprägt und verändert.
- Orkan Lothar wütete am 26. Dezember 1999 über der Region. Bei Hüfingen entgleiste am Wolfsbühl ein Zug. Bahnreisende irrten panisch durch den Wald – bei weiter umstürzenden Bäumen. Der Landkreis löste Katastrophenalarm aus. Die Schäden waren kaum noch zu schätzen. Firmendächer, Privatanwesen, geparkte Fahrzeuge waren demoliert.
- Forstumgestaltung: Die Region hat reagiert. Wald wird seither anders angepflanzt. Die Monokulturen von Fichte und früher der Weißtanne gibt es so kaum noch. Mischwald galt als Gebot der Stunde, so wie etwa südlich vom Villinger Magdalenenberg am Ende des Laibles. Gemischte Bestände sollten standfester sein. Vielleicht zahlt sich dies in einigen Jahrzehnten aus. Waldaufbau ist generationenübergreifend.
- Orkan Kyrill tobte am 18. und 19. Januar 2007 in der Region um VS. Immer deutlicher wurde: Es gibt auch eine Verkettung von Entwicklungen, welche die Wälder so angreifbar machen. Einer davon heißt: Klimawandel. Die Fichte erreicht mit ihrer Flachwurzel immer seltender das Grundwasser. Stürmt es im Winter und hat es kurz zuvor geschneit, tragen die Bäume oft schwere Nassschnee-Lasten. Auch leichtere Stürme lassen sie dann kippen.
- Versuchsfelder: Die Förster versuchen bis heute einen Baum zu finden, der diese Bedingungen aushalten kann. Am Stadtrand von Villingen-Schwenningen gibt es zahlreiche Pflanzungen, die regelrechte Versuchsfelder sind. Es geht dabei nicht nur um Wald. Die Schonungen sind für unsere Klima prägend und damit nicht zuletzt auch für die Gesundheit der Menschen.