Der Stadtwald von VS hat viele Freunde – Spaziergänger, Jogger, Radler lassen hier die Seele baumeln. Auffällig ist, dass der örtliche Wald neuerdings bei einer weiteren Gruppierung auffällig in den Fokus geraten ist: Immer mehr Firmen, Verbände und sogar Vereine werden Wald-Freunde.

Firmen schmücken sich gerne und akzentuiert mit ihren Zuwendungen für den Wald, Vereine und Unternehmen in beachtlicher Größenordnung sind ganz heiß darauf, auch selbst mit dem Spaten den Waldungen durch die Wellen der Klima-Veränderungen helfen zu dürfen.

Weshalb der Schwarzwald nicht mehr dunkel ist

Der Schwarzwald als dunkler Tann gilt seit den 1990er-Jahren als Auslaufmodell. Mit Orkan Lothar ging es los, reihenweise wurden seinerzeit vor allem Fichten und Tannen gekippt und gebrochen. Die Förster reagierten mit gezielten Nachpflanzungen vor allem durch Laubbäume, die Wälder sollen so standsicherer und durchaus auch vielfältiger werden. Nur: So richtig schwarz sind diese Bereiche des Schwarzwaldes seither eben nicht mehr.

Der Holz-Harvester hinter dem Walkebuck im Einsatz. Fahrer ist Andreas Peter.
Der Holz-Harvester hinter dem Walkebuck im Einsatz. Fahrer ist Andreas Peter. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Nun gibt es einen neuen Trend. Dieser heißt: Rettet unseren Wald. Oder, etwas spitzer formuliert: Tue Gutes und rede darüber. Im VS-Forstamt bestätigt Roland Brauner die stark gestiegene Nachfrage seitens hoch interessierter Wald-Freunde rundum. Das Gute daran, so schildert es der stellvertretende Leiter des VS-Forstamtes: Das Drängen der Waldförderer lässt sich ganz einfach in die gewünschten Richtungen lenken. „Wir spüren schon, dass hier wirklich mit viel Überzeugung gewirkt werden soll“, fasst er zusammen.

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An der Waldstraße zieht Brauner eine Kladde aus einem Regal und präsentiert daraus zahlreiche Ordner. „Das sind die einzelnen Förderprojekte für den VS-Wald“, sagt er. Neun Verträge habe das Forstamt seit vergangenem Jahr abschließen können, schöne Vorhaben rundum, aber auch Vorhaben, die durchaus überraschen.

Arbeiten nach Sturmschäden im Villinger Wald im März 2020.
Arbeiten nach Sturmschäden im Villinger Wald im März 2020. | Bild: Matthias Jundt

Der Wald ist nicht nur eine Ansammlung von Bäumen, sondern ein Ökosystem, das vom Wurzelwerk der Pilze bis zu den Zapfen in den Baumwipfeln wie ein sich geschlossenes Natur-Kunstwerk wirkt. Eines der Hilfsprojekte setzt jenseits von Eiche und Hagebutte an: Die Wirtschaftsjunioren der Region hätten schon früh angefragt, wie sie unterstützerisch in ihrer Heimatregion wirken könnten.

Waldaufbau ist auch eine Frage der Details

Das war eine Zeit, als sich auch das Forstamt den vom Aussterben bedrohten Insekten zuwandte. Und seither gibt es viele Blumenwiesen, die mit dem Geld der Wirtschaftsjunioren mehr als nur das Auge der Wanderer erfreuen. Hummeln und Bienen finden hier Nahrung, der dichte Flächenbewuchs durch die Aussaat schützt zudem den Boden in den heißen Wochen vor allzu viel Austrocknung.

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Neben der Sparkasse Schwarzwald-Baar, die aktuell eine Aufforstung damit unterstützt, indem sie Kunden zum Verzicht von ausgedruckten Kontoauszügen animiert, gibt es weitere markante Unternehmen aus der Region, die mit – so Förster Brauner – „großer Überzeugung“ jetzt zu Wald-Paten werden. Zum Beispiel der Schwenninger Galvanik-Spezialist Hattler. Die Firma, in vierter Generation seit über 100 Jahren am Markt erfolgreich, will ebenfalls Gutes tun für den heimischen Forst. Überall im Stadtwald würden in diesem Fall die Pflanzen ausgebracht, die Arbeitsaufteilung ist dabei durchaus unterschiedlich.

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Roland Brauner erklärt, dass es Unternehmen und Verbände gebe, die sehr gezielt selbst mit anpacken wollen, wenn die richtige Jahreszeit für das Aussetzen der gesponserten Pflanzen endlich da ist. Die Villinger Niederlassung der Firma Kendrion ist beim Forstamt gleich gegenüber, „ins Gespräch kamen wir, als die Stadt die alte Forsthausstraße umwidmen wollte“, schildert Brauner. Seither beobachtet er „ein hohes Interesse“ des Unternehmens am Wald.

Aufforsten macht Schule: Der Kenianer Benjamin Karanja (links) ist im Rahmen des Forest Expert Programm beim stellvertretenden ...
Aufforsten macht Schule: Der Kenianer Benjamin Karanja (links) ist im Rahmen des Forest Expert Programm beim stellvertretenden Forstamtsleiter Roland Brauner zu Besuch und erhält dort verschiedene Einblicke in das Tätigkeitsfeld rund um Villingen-Schwenningen. | Bild: Stadt Villingen-Schwenningen

Für Brauner ist klar, dass die großen Debatten über den Klimawandel und durchaus auch über die unter Trockenheit und Stürmen notleidend gewordenen Waldungen sich hier auswirken. Mit dem Kendrion-Team sei der städtische Forstbetrieb sogar gemeinsam ausgerückt, um Bäume zu pflanzen. Kendrion habe, so schildert Brauner beeindruckt, sogar einen Projektbeauftragten für das Vorhaben, der hoch interessiert sei an den Zusammenhängen und weshalb nicht einfach irgendwann und irgendwie drauflos gepflanzt werde. „Es ist für uns in der Behörde auch schön, dass hier ein Wissenstransfer einsetzen kann“, beschreibt Förster Brauner einen der Zusatzeffekte der neu entstandenen Beziehungen.

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Kendrion-Bäume wachsen nicht irgendwo, sondern an einer ganz bestimmten Stelle. Die von der Stadt vor einigen Jahren geschlagene Bresche im Wald zwischen dem Industriegebiet Schwenningen zur Bundesstraße 523 könne mit Projekt-Pflanzen gut bestückt werden, schildert Brauner. Im Klartext: Der Kahlschlag der Stadt, vorgenommen für die angestrebte Direktanbindung des Abschnitts an die Bundesstraße, wird nun mit Hilfsgeldern wieder bewaldet.

Das Projekt mit der Schwenninger Schneise war erst ein Zankapfel zwischen Rat und Verwaltung und wurde dann schlussendlich vor Jahresfrist vom Tisch gewischt, angesichts der ausgeuferten Projektkosten von deutlich über zehn Millionen Euro.

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Auch Vereine lenken ihre Leistungskraft Richtung des Schutzes des Waldes. Zum Beispiel Schwenningens Tännlelupfer. Der urige Club habe eine Fläche im Bärental bei Schwenningen wieder aufforsten dürfen. Und: Geländewagen hin, SUV her: Der deutsche Landrover Club setzt sich ebenfalls für die Rettung des Schwarzwaldes ein. Eine Fläche bei Obereschach sei in diesem Fall neu mit Pflanzen bestückt worden. Der Club habe unter fachmännischer Anleitung selbst mitanpacken dürfen, schildert Roland Brauner und schmunzelt. Vorsitzender der Vereinigung ist der Revierförster vom Villinger Germanswald.

Aufforsten ist auch ein Kampf gegen die Natur. Die zarten Neupflanzungen müssen vor knabbernden Rehen geschützt werden. Dafür sind die ...
Aufforsten ist auch ein Kampf gegen die Natur. Die zarten Neupflanzungen müssen vor knabbernden Rehen geschützt werden. Dafür sind die Hülsen am Stamm wie hier unweit des Villinger Magdalenenbergs. | Bild: Trippl, Norbert

Nicht jeder, der will, darf im VS-Stadtwald Gutes tun. Das bestätigt Roland Brauner ausdrücklich. Er habe zuletzt drei Anträge ablehnen müssen von Interessenten, die sich ebenfalls gerne für den Schwarzwald engagiert hätten. Oberster Parameter sei immer die Nachhaltigkeit eines Vorhabens, betont der Förster. Zu Ablehnungen sei es nun aber unter anderem auch aus völlig anderen Erwägungen gekommen. Brauner wörtlich: „Wir haben aktuell schlicht keine für solche Engagements in Frage kommenden Flächen“, räumt er ein.

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Dass sich diesbezüglich ständig neue Möglichkeiten eröffnen, erfährt jeder Bürger, der Sturmwarnungen registriert und die Folgen beachtet. Beim Sturm Ignatz in diesem Oktober kam der Schwarzwald-Baar-Kreis zwar vergleichbar glimpflich davon. In Zahlen hört sich das anders an: „5000 Festmeter Sturmholz“ sind laut Brauner die Bilanz der letzten Sturmböen, die übers Land gezogen sind.

Stippvisite: Ministerpräsident Kretschmann und Tobias Kühn (links) im Villinger Stadtwald Im September 2020.
Stippvisite: Ministerpräsident Kretschmann und Tobias Kühn (links) im Villinger Stadtwald Im September 2020. | Bild: Trippl, Norbert

Drückt der nächste Herbstwind durchs Gehölz, ist für Fuchs und Has‘ längst nicht alle Zukunft verloren. Der Wald um Villingen-Schwenningen wird nicht nur aus Erfahrung von sorgsamen Waldarbeitern, kundigen Förstern und zielorientierten Sponsoren gestützt. „Es gibt bei uns außer den Sponsoren auch die Spender. Hier ist vielfach nicht gewollt, dass monetär vergleichbare Unterstützung öffentliche Erwähnung findet“, umschreibt Roland Brauner.

Spender wirken lieber ganz still

Er berichtet kurz von einer Dame, die aus Sorge um die Heimat tief in ihre Kasse gegriffen und eine besondere Überweisung ihrer Bank ausgelöst habe. Heimatliebe muss nicht immer auf und ab gefeiert werden. Nicht selten entspringt sie ganz einfach aus dem Wunsch, auch weiterhin hier rum um das Oberzentrum das Draußen sein genießen zu können.

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