Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind auf dem Vormarsch: Das schreibt die Krankenkasse AOK im Dezember 2024. Denn die ambulante Versorgung steht vor einem Wandel: Während bei der Zahl an klassischen Vertragsarztpraxen ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, geht jene der MVZ steil nach oben.

Funktionierende Beispiele im Landkreis

Dieses Modell der Gesundheitsversorgung ist auch im Schwarzwald-Baar-Kreis zu finden. Ein MVZ an der Sonnhaldenstraße, betrieben von zwei Ärztinnen, ist auf der Homepage der Stadt gelistet. Ferner gibt in Donaueschingen auch das Ärztehaus am Karlsgarten. MVZs gibt es ferner auch in Bad Dürrheim und in Villingen-Schwenningen – wobei das Oberzentrum weitere MVZ einrichten will. Und in St. Georgen nennt sich dieses Modell Medizinisches Diagnose- und Therapie-Zentrum (MTZ).

Diese Liste ließe sich sicher fortsetzen. Und Planungen gibt es vielerorts. In Furtwangen beispielsweise will die Stadt ein MVZ als Eigenbetrieb jetzt am 1. März in Betrieb nehmen.

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Gibt es also darüber hinaus Bedarf? Das Landratsamt hat dazu eine klare Einschätzung. „Die ärztliche Versorgung ist im Gegensatz zur Einschätzung der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KV), die für den Sicherstellungsauftrag zuständig ist – aktuell schon nicht gut und droht sich weiter zu verschärfen, sodass hier unbedingt eine Versorgungsverbesserung erzielt werden muss“, sagt Sprecherin Heike Frank.

Kommunen suchen nach neuen Wegen

Die aktuelle Entwicklung kann sie verstehen. Wenn die KV das Problem offenbar nicht lösen könne, sei es verständlich, dass die Städte und Gemeinden nach „neuen Wegen“ suchen, um eine dringend notwendige Verbesserung herbeizuführen, beispielsweise durch kommunal getragene medizinische Versorgungszentren (kMVZ) – ungeachtet der eigentlichen Zuständigkeiten.

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Aktuell sei auf Initiative des Gesundheitsamtes zusammen mit dem Gesundheitsnetzwerk im vergangenen Jahr ein Weiterbildungsverbund gegründet worden, um jungen Ärztinnen und Ärzten in der Region die Fort- und Weiterbildung zu erleichtern und so letztlich auch die Niederlassung zu vereinfachen.

Die Problematik sei in den vergangenen Jahren mit unterschiedlichen Ansätzen in der Bürgermeisterdienstversammlung, im Aufsichtsrat der Klinikum GmbH, in den Gremien des Kreistages sowie im Gesundheitsnetzwerk diskutiert worden.

„Der Südkreis mit Donaueschingen, Hüfingen, Bräunlingen und Blumberg ist aktuell unterversorgt.“Micha Bächle, Bürgermeister Bräunlingen
„Der Südkreis mit Donaueschingen, Hüfingen, Bräunlingen und Blumberg ist aktuell unterversorgt.“Micha Bächle, Bürgermeister Bräunlingen | Bild: Johann Müller-Albrecht

Der Bräunlinger Bürgermeister Micha Bächle sagt dazu: „Der Südkreis mit Donaueschingen, Hüfingen, Bräunlingen und Blumberg ist aktuell unterversorgt, das gilt nicht nur für Hausärzte, sondern auch für andere Bereiche wie an Fachärzten.“

Auch im Südkreis werde sich die Frage eines MVZ mittelfristig stellen. Es könne aber auch auf ein Ärztehaus oder eine Gemeinschaftspraxis herauslaufen, die sich eigentlich auch selber tragen.

Beatrix Grüninger, Sprecherin der Stadt Donaueschingen, betont, dass die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung ein zentrales Anliegen der Bürgermeister des Städtedreiecks sei. „Doch konkrete Überlegungen für eine Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden hinsichtlich der Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums gibt es derzeit jedoch keine“.

„Konkrete Überlegungen für eine Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden hinsichtlich der Einrichtung eines Medizinischen ...
„Konkrete Überlegungen für eine Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden hinsichtlich der Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums gibt es derzeit jedoch keine.“Beatrix Grüninger, Sprecherin Stadtverwaltung Donaueschingen | Bild: Simon, Guy

Aktuell liefen auch Abstimmungen mit der KV und der Donaueschinger Ärzteschaft, um einem drohenden Ärztemangel in der Stadt aktiv gegenzusteuern. Das Thema MVZ spiele bei diesen Prüfungen durchaus eine Rolle. Offen sei die mögliche Organisationsform. Die Wirtschaftsförderung Donaueschingen befinde sich aktuell mit Betreibern und Beratern von Medizinischen Versorgungszentren in Gesprächen.

„Wir stehen hierbei aber am Beginn unseres Weges und werden noch viele Gespräche führen müssen.“Patrick Haas, Bürgermeister Hüfingen
„Wir stehen hierbei aber am Beginn unseres Weges und werden noch viele Gespräche führen müssen.“Patrick Haas, Bürgermeister Hüfingen | Bild: AndreaHAuger

Sowohl in der Verwaltung als auch im Gemeinderat Hüfingens ist das Thema präsent: „Wir stehen hierbei aber am Beginn unseres Weges und werden noch viele Gespräche führen müssen“, sagt Hüfingens Bürgermeister Patrick Haas.

Doch ein MVZ könne hierbei Teil der Lösung sein, es gebe aber auch einige andere erfolgsversprechende Modelle. Entscheidend werde es sein, die medizinische Versorgung passgenau für die Stadt nachhaltig sowie wirtschaftlich tragfähig zu ermöglichen.

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Die Präsidentin des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg, Professorin Nicola Buhlinger-Göpfarth, sieht kommunale MVZ als Einrichtungen, in denen Kommunen selbst Ärztinnen und Ärzte anstellen können, zum Beispiel, wenn sich in einer Region keine Ärztin oder kein Arzt niederlassen möchte.

Kein Allheilmittel gegen Hausärztemangel

Kommunale MVZ seien aber kein Allheilmittel gegen den Hausärztemangel, da auch sie erst einmal Hausärztinnen und Hausärzte brauchen, die sie anstellen können und die bereit sind, die hausärztliche Versorgung auf dem Land zu übernehmen.