Selbstbestimmung, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und Kommunikation auf Augenhöhe, das soll die Behindertenrechtskonvention für Menschen mit Behinderungen durchsetzen. Auf Kreisebene arbeiten dafür die Behindertenbeauftragten.
Stabwechsel unter Behindertenbeauftragten
Stefanie Kaiser hat Manfred Kemter Ende vergangenen Jahres in diesem Amt abgelöst. Im Sozialausschuss des Kreistages gab Kemter jetzt seinen letzten und Kaiser ihren ersten Bericht über ihren Arbeitsbereich.
Erster hauptamtlicher Amtsinhaber
Nach jahrelanger ehrenamtlicher Beauftragung wurde Manfred Kemter seit dem 1. Februar 2016 als hauptamtlicher Kreisbehindertenbeauftragter angestellt. Zum 20. Oktober 2019 ging er in den Ruhestand. Die Verwaltung bestätigte ihm jetzt eine „überdurchschnittlich gute Zusammenarbeit“.
683 Telefonate, 1647 Mails und 55 persönliche Gespräche
Sein letzter Jahresbericht, Kempter war im Rahmen einer 70-Prozent-Stelle tätig, macht noch einmal deutlich, worum es im vergangenen Jahr in 683 Telefonaten, 1647 Mails und 55 persönlichen Gesprächen ging: Unterstützung bei der Beantragung von Behindertenausweisen, Begleitung von Arbeitssuchenden zum Arbeitsamt, Vermittlung an den Integrationsfachdienst und das Jobcenter, Unterstützung und Beratung der ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten der Kommunen, Architekten, Ingenieurbüros und Baubehörden sowie von Krankenhäusern bei der Suche nach Pflegeeinrichtungen für Patienten.
Beratung und Information
Dazu kamen Anfragen von Bürgern zum Thema Schwerbehinderung und zu Zuschüssen zum Beispiel bei Autokauf und Wohnungsbau, Begutachtung von Bauplänen auf Barrierefreiheit sowie projektbezogene Zusammenarbeit mit Architekten.
Stefanie Kaiser übernimmt
Jetzt nimmt Stefanie Kaiser dieses breite Aufgabenspektrum wahr. Wie wichtig das ist, macht die Fachfrau, die seit 17 Jahren mit Menschen mit Behinderungen in der Gesundheitsförderung und vor allem in der Unterstützung von Selbsthilfegruppen gearbeitet hat, mit einigen Zahlen deutlich:
35 649 Menschen mit Behinderungen kreisweit
Im Schwarzwald-Baar-Kreis leben derzeit 35 649 Menschen mit Behinderungen, das sind knapp 17 Prozent der Gesamtbevölkerung. Davon haben 23 870 Menschen einen Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent. Nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes von 2018 gelten elf Prozent der Kreiseinwohner als schwerbehindert. Ein Drittel der schwerbehinderten Menschen waren älter als 75 Jahre, etwa 44 Prozent zählten zur Altersgruppe von 55 bis 74 Jahren und zwei Prozent waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Unabhängig und weisungsungebunden
Das Behindertengleichstellungsgesetz verpflichtet die Landkreise, einen kommunalen Behindertenbeauftragten zu bestellen. Sie sind Berater in der Kommunalpolitik zu Fragen von Menschen mit Behinderungen, arbeiten mit der Verwaltung zusammen, sind unabhängig und weisungsungebunden, haben als Beschwerde und Schlichtungsstelle eine Ombudsfunktion, leisten Koordinierungsarbeit für die Behindertenbeauftragten der Städte und Gemeinden und ein Recht auf Beteiligung bei allen behinderungsspezifischen Vorgaben des Kreises. Die jeweiligen Stellungnahmen des Beauftragten müssen vom Landrat dem Kreistag zur Kenntnis gegeben werden.