Eigentlich blickt jeder süddeutsche Narr mit einem milden Lächeln auf den Beginn des rheinischen Karnevals am 11.11. In der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte ändert sich das ganz still und grundlegend. Die Narren rücken gezielt zusammen.
Fastnacht und Karneval klopfen bei der Unesco an
Dahinter steckt ein großes Projekt: Die Narretei soll Weltkulturerbe werden. Fastnacht und Karneval wollen ihr Brauchtum gemeinsam von der Unesco mit dem Prädikat umranken lassen. Ein Prozedere, das auch einen langen Weg beinhaltet: „Unter anderem muss sich die deutsche Kultusminister-Konferenz hinter das Vorhaben stellen, damit der Antrag in Paris bei der Unesco überhaupt eingereicht werden kann“, erklärt Roland Wehrle.
Um keine Missverständnisse über das gemeinsame närrische Treiben aufkommen zu lassen, gibt es nun in der fünften Jahreszeit des kommenden Jahres etwas nie Dagewesenes: Fastnachter aus Südbaden gehen in Köln mit dem Rosenmontags-Umzug auf die weltbekannte Paradestrecke.

Roland Wehrle ist die Vorfreude bereits heute anzusehen. „Im Prinzip war das meine Idee“, sagt er. Und weil er Zweifeln vorbeugen will, betont er die Ernsthaftigkeit des Unterfangens.
Am 20. Februar ist es soweit: Zum Rosenmontag dürfen rund siebzig Vertreter der Vereinigung in Köln beim Umzug mitmarschieren. Zu Fuß geht es auf die acht Kilometer lange Strecke, die Tiengener Stadtmusik wird der Delegation vorwegmarschieren und Fastnachts-Märsche aus Südbaden zum Besten geben. „Die Aktion soll das Zusammenrücken von Fastnacht und Karneval zum Ausdruck bringen“, sagt Roland Wehrle Mitte Oktober 2022.
Die Fitness-Frage für die Fastnachter
Kölns Rosenmontagsumzug gilt als der längste in ganz Deutschland. Fünf Stunden lang windet sich der Zug durch die Stadt, 12.000 Teilnehmer sollen es regelmäßig sein, die aktiv dabei sind. Wer hier tatsächlich mitmachen darf, bestimmt das Festkomitee Kölner Karneval. Teilnehmen dürfen die Vereine, die Mitglieder der Organisation sind. Zugelassen sind außerdem Gruppen von Kölner Schulen.
Wehrle und die Vereinigung halten die Teilnehmerzahl der Südbadener bewusst gering. „Was wir auf keinen Fall wollen, ist dass bei der heimischen Fastnacht Gruppen fehlen.“ Deshalb werden nur Repräsentanten der Vereine durch Köln marschieren.
Roland Wehrle, mittlerweile 73 Jahre alt, darf auf einem Wagen mitfahren. Er weiß: Die Strecke ist herausfordernd. Wir haben potenzielle Teilnehmer gewarnt: „Es dürfen nur fitte Fastnachter in Köln zum Karneval mit anreisen“, betont er.