Schoolfox, Kita-App, Jitsy, Sdui, Moodle, BigBlueButton, Edupage, Threema, Zoom, Teams und Schul-Cloud: Wenn Sie bis hierher nur „Bahnhof“ verstanden haben, dann liegt das nur daran, dass Sie keine Kinder im Schulalter haben und auch selbst nicht mehr die Schulbank drücken. Viele Eltern und Schüler der Region werden jedoch den einen oder anderen Begriff schon gehört haben. Für alle anderen zur Erklärung: Das sind einige der gängige Programme, Anbieter und technische Lösungen, die seit Corona in den Schulen der Region für Fernunterricht oder für Elternabende zum Einsatz kommen.
Technische Probleme
Dabei läuft nicht immer alles glatt. Vor einigen Tagen fanden Elternabende digital über Videokonferenzen statt. Zum Einsatz kam dabei die freie Konferenzsoftware Jitsy, die von Kreismedienzentren vorgeschlagen wird und auch an mehreren Schulen im Kreis für solche Veranstaltungen Verwendung findet. Weil mehrere Elternabende gleichzeitig angesetzt waren, die angeblich über einen Server der Kreismedienzentren liefen, war die Technik schnell überlastet, die Infoveranstaltungen wurden zum Nervenkitzel, Bild und Ton wurden gar nicht mehr oder nur abgehackt übertragen.
Freie Entscheidung
Schulen der Region können selbst entscheiden, wie sie den Fernunterricht oder Elternabende umsetzen. Eine einheitliche, bindende Lösung seitens des Landes gibt es nicht. „Problem ist, dass unsere Schulen unterschiedlich ausgestattet sind“, erklärt Sabine Rösner, Direktorin im Schulamt für die Kreise Schwarzwald-Baar und Rottweil. „Größere Einrichtungen haben schon eigene Schulserver.“ Andere hingegen seien noch nicht mit schnellem Internet versorgt. Jede Schule müsse daher individuellen, praktikable Lösungen suchen. Unterstützt werden sie dabei offenbar von Netzwerkberatern im Kreismedienzentrum. Das Land selbst bietet über das Landesmedienzentrum ebenfalls Unterstützung an und stellt Zugänge zu einer zentralen Lernplattform zur Verfügung. Kosten, die für individuelle Lösungen entstehen, etwa für gewerbliche Dienstleistungen, müssen Schulen und Träger selbst finanzieren.
Einheitliche Lösung
Um Schulen in diesem Thema zu entlasten, baut das Land Baden-Württemberg seine einheitliche Bildungsplattform weiter aus, die jedoch erst im Jahr 2023 gänzlich ausgereift sein soll. Die bereits jetzt angebotenen Komponenten sollen auch Bestandteil der fertigen Lösung sein, teilt Fabian Schmidt mit, Sprecher für das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport. Zudem sei die Integration einer weiteren Lernplattform geplant, um die Bedarfe möglichst vieler Schulen abzudecken. Die Ausschreibung stünde kurz vor dem Abschluss.
Angebot des Landes
Aktuell können Schulen die E-Learning-Plattform Moodle nutzen, die ermöglicht, Lerninhalte, Aufgaben und andere Unterrichtsmaterialien mit Schülern zu teilen oder auch Lernkontrollen abzuwickeln. Als eine in Moodle integrierte Lösung für Videokonferenzen kommt BigBlueButton zum Einsatz. Ganz frisch im Bildungs-Werkzeugkasten wurde kürzlich der Nachrichtendienst Threema vorgestellt, eine Alternative zu Whatsapp. Alle diese Angebote werden zentral verwaltet. Moodle wird über Landesserver zur Verfügung gestellt.
Fertigstellung
Bis zum Jahr 2023, so der Plan, soll dieses Stückwerk zu einem einheitlichen System zusammenwachsen, mit nur einer Nutzer-Anmeldung für alle nötigen Werkzeuge und Funktionen. „Insgesamt ist das Projekt trotz der schwierigen Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie im Zeitplan oder in Teilen sogar dem Zeitplan voraus“, so Schmidt. Aktuell sollen bereits mehr als 23.000 Lehrkräfte dieses Angebot nutzen. „Uns erreichen hierzu positive Rückmeldungen.“ Verbindlich soll dieses Angebot für Schulen allerdings nicht werden. Es bleibt bei einer Empfehlung, begleitet mit Fortbildungsangeboten und Anleitungen.
Laptops als Leihgeräte
Ein Problem, das während des ersten Corona-Lockdowns sichtbar wurde: Viele Schüler, Eltern, Lehrer und auch Schulen selbst waren nicht auf den Fernunterricht vorbereitet. Fehlende Endgeräte, langsame Internetverbindungen und Infrastruktur bremsten den schnellen Umstieg zum digitalen Unterricht vielerorts aus. Nicht alle Schüler konnten in dieser Zeit am Unterricht teilhaben. Um gegenzusteuern, wurden den Schulen des Landes über den Digitalpakt und eigenen Landesmitteln 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und über die Träger rund 300.000 Laptops für Schüler angeschafft, was rund 20 Prozent aller Schüler entspricht.
Verteilung benötigt Zeit
„Die Verteilung der neuen Geräte ist im Gange“, erklärt Sabine Rösner. In Villingen-Schwenningen zum Beispiel wurden rund 1000 Neugeräte an die Schulen verteilt, die Schüler dann ausleihen können. Laut Rösner sollen auch die rund 2500 Lehrkräfte in beiden Schulamtskreisen nach und nach neue Endgeräten erhalten. Sie rechnet damit, dass die neuen Geräte den Bedarf decken werden. Sollte es an einer Schule knapp werden, sei eine Umverteilung möglich. Allerdings seien alle Bemühungen zeitaufwendig und ein „riesigen Aufwand“, so die Schulamtsdirektorin. Sie denkt dabei an Schulungen für Lehrer und Schüler, die organisiert werden müssen, aber auch an die notwendige Inventarisation der Geräte.