Die Erfahrungen, die Eltern, Schüler und auch Lehrer mit den unterschiedlichsten Lösungsansätzen für Fernunterricht und Videokonferenzen gemacht haben, die damals wegen Corona teils über Nacht eingeführt wurden, sind gar nicht mal so schlecht, wie eine Umfrage des SÜDKURIER im sozialen Netzwerk Facebook ergab.

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Positive Erfahrungen

  • Teams und SchoolFox: „Das hat super funktioniert, auch beim Elternabend“, schreibt eine Nutzerin zum Microsoft-Produkt Teams. Ihr stimmen weitere Nutzerinnen zu und sehen Vorteile gegenüber dem Programm Skype. Eine Frau spricht von einem aktuellen Wechsel an ihrer Schule zu Teams, nachdem dort der Fernunterricht erst lange per E-Mail organisiert wurde, was jedoch auch gut funktioniert habe. „Ganz prima“, beschreibt eine Frau ihre Erfahrungen zum Einsatz von Teams an der Albert-Schweitzer-Schule in Villingen sowie SchoolFox an der Schwenninger Neckarschule.
  • EduPage: Auch die Online-Software EduPage bekommt gute Bewertungen. „Es hat gut funktioniert und die Lehrer haben sich viel Mühe gegeben“, schreibt eine Mutter. Eine andere hätte sich sogar eine stärkere Nutzung gewünscht, da offenbar nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
  • Moodle, Sdui und Jitsy: Moodle als Lernplattform, Sdui und Jitsy für Videokonferenzen werden ebenfalls positiv genannt. Immer noch im Einsatz in Schulen ist das einfach Dateiablagesystem Schulcloud. „Das funktioniert, wenn man dann auch einmal reinguckt“, schreibt eine Mutter, was jedoch kein Schulproblem sei.
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Negative Erfahrungen

  • Sdui und Jitsy: Allerdings läuft auch nicht immer alles rund. „Bei Sdui ist mein Sohn der falschen Klasse zugeordnet, Änderungen sind nicht möglich“, schreibt uns eine Nutzerin. „Jitsi, ganz okay, wenn die Leitung stabil ist“, ergänzt eine andere Schreiberin. „Sonst fliegt man halt raus. Das Wiederverbinden dauert gefühlte zehn Jahre.“
  • Kein Angebot: Andere Nutzer berichten davon, dass noch gar keine Lösungen für den Fernunterricht angeboten werden. Hier werden eine Grundschule sowie die Deutenberg Realschule genannt. „Da wurde in meinen Augen etwas verschlafen“, so die Meinung einer Frau. Sie fügt hinzu: „Lehrer werden wohl jetzt geschult. Aber das hätte viel früher passieren müssen.“
  • Fehlende Schulung: Ein ähnliches Problem spricht eine andere Mutter an: „Moodle war ganz simple anzuwenden.“ Jedoch hätten einige Lehrer Schwierigkeiten damit gehabt, was am Ende zu einem Aufgabensalat geführt habe. Ein Teil der Lehrer verschickte Aufgaben per E-Mail, andere über Moodle. In eine ähnliche Richtung geht diese Meinung zu Moodle: „Wenn denn alle Lehrer irgendwann bis zum St. Nimmerleinstag drauf geschult sind und die Kinder alle irgendwann eingespeist sind“, dann sei die Lernplattform gut geeignet.
  • Druckkosten und Schülerstreiche: Eine Mutter spricht weitere Probleme an: Druckkosten für Eltern, die Weitergabe von Lösungen durch Schüler und Schüler, die während Videokonferenzen via Teams geschlafen oder gezockt hätten. Für das Druckkosten-Problem schlägt ein Mann entsprechende Programme vor, mit denen man Formulare ausfüllen und digital zurücksenden könne. Dem stimmt die Themenführerin zu, gibt jedoch zu bedenken, dass nicht alle Eltern und Schüler technisch versiert genug seien, um das zu schaffen.

Myriam Müller

Sie ist Lehrerin am Deutenberg-Gymnasium in Schwenningen. Sie sagt, dass der Heimunterricht zu Beginn des Jahres eher chaotisch abgelaufen ist. Nun gebe es eine Lernplattform, die das Land zur Verfügung stellt. Nutzen tun sie und ihre Kollegen diese für den Heimunterricht, falls er wieder kommt, erneut mit eigenen Laptops und Computern. Die Endgeräte, die das Land den Lehrern zur Verfügung stellen will, hätte man aus Müllers Sicht lieber in die IT-Infrastruktur an den Schulen und den Landkreisen investieren sollen. Als Beispiel nennt sie einen digitalen Elternabend vor einigen Tagen kam es zu Serverproblemen.

Myriam Müller ist Lehrerin am Deutenberg-Gymnasium in VS-Schwenningen.
Myriam Müller ist Lehrerin am Deutenberg-Gymnasium in VS-Schwenningen. | Bild: Myriam Müller

Weil zeitgleich auch das Gymnasium am Romäusring und eine Schule in Bad Dürrheim Elternabende veranstalteten, war die Serverkapazität erschöpft, die Leitung zu langsam. Aus Müllers Sich brauche es an Schulen auch Experten, die sich mit der passenden IT-Infrakstruktur auseinandersetzen und diese gewährleisten. Bislang übernehmen diese Aufgabe in der Regel Lehrer – meistens aus den Bereich Mathematik, Physik oder einer Naturwissenschaft – und erhalten dafür Ausgleichsstunden.

Constanze Kaiser

Auch Constanze Kaiser findet, dass Schulen einen externen Profi brauchen, der bei Fragen rund um das Digitale ansprechbar ist. Sie selbst ist Lehrerin an der Bickeberg-Ganztagsschule in Villingen und unterrichtet unter anderem Mathematik, Deutsch und Musik. Der Heimunterricht im Frühjahr habe bei den Schülern, die erreichbar waren, gut funktioniert. Bei allen anderen aber nicht. Inzwischen habe man eine einheitliche Lernplattform und –vorgehensweise eingerichtet. Die Bickeberg-Schule habe 40 Endgeräte für Schüler von der Stadt Villingen-Schwenningen erhalten, weil etliche nicht das passende Equipment für den Heimnuterricht besaßen.

„Das reicht aber nicht aus. An unserer Schule mit etwa 600 Schülern benötigen wird mindestens 200 weitere Endgeräte. Das haben wir über Befragungen herausgefunden“, so die Lehrerin. Generell fehle es für digitalen Unterricht zu Hause und auch an der Schule aber an Vielem. Es beginne während des Studiums, wo zu wenig Digitales gelehrt werde. Weitere Punkte seien instabile Internetverbindungen oder mehr Unterstützung bei solchen Themen seitens der Stadt, die ihrerseits überbelastet sei.

Schülersicht

Lenny Münzer ist Schüler des Gymnasiums am Romäusring und macht 2021 sein Abitur. Er erzählt, mit welchem Gefühl er seit den Sommerferien wieder zur Schule geht: „In der Schule bleibt die Ungewissheit. Besonders ich, als Abiturient 2021, bei dem gerade jetzt in der Oberstufe der Unterricht wichtig ist, bin teilweise sehr unsicher. Ich habe weniger Angst vor einer Ansteckung als vor einem erneuten Lockdown und dem trockenen, zähen Unterricht von Zuhause. Ein Wirrwarr, bei dem die Schüler sich alle Arbeitsaufträge von sieben Lernplattformen mühsam zusammensuchen mussten und eine Flut an Schreibaufträgen, bei denen es um nichts anderes als stoisches Aufgabenlösen ohne ersichtlichen Mehrwert ging, waren genug.

Viele meiner Mitschüler haben mittlerweile einfach keinen Bock mehr auf Arbeitsblatt hin, Lösung zurück. Doch wie soll es anders gehen? Zu Videokonferenzen kommt meist mangels Internet oder Laptop nur der halbe Kurs. Immerhin hier gibt es Ansätze. Wer Unterstützung benötigt, kann sich an die Schule wenden, die im Zweifelsfall mit Technik aushilft. Das hilft aber nichts, wenn Schüler im ländlichen Raum zwei Stunden auf halbwegs funktionierendes Internet warten müssen.“