Was für ein Schreck am frühen Samstagabend: Ein Zug rammt in St. Georgen einen Kleinwagen, der auf dem Bahnübergang steht. Verletzt wurde niemand: Die Fahrerin des VW Polo konnte sich und ihr einjähriges Kind in Sicherheit bringen, die Fahrgäste und der Zugführer kamen mit dem Schrecken davon.

Mit nassen Reifen, so steht es im Polizeibericht, war der Wagen ins Gleisbett gerutscht. Ein Rad war dabei stecken geblieben.
Mit nassen Reifen, so steht es im Polizeibericht, war der Wagen ins Gleisbett gerutscht. Ein Rad war dabei stecken geblieben. | Bild: Sprich, Roland

Die 34-jährige Autofahrerin wollte offenbar noch Hilfe holen, nachdem sie den Wagen zusammen mit ihrem Kind verlassen hatte, sagt Polizeisprecher Dieter Popp am Mittwoch. Doch der Akku ihres Mobiltelefons sei leer gewesen. Daraufhin hatte sie sich zu Fuß auf den Weg gemacht.

Zu Fuß auf der Suche nach Hilfe

Die Chancen standen dafür denkbar schlecht: An einem Samstagabend, noch dazu direkt vor Weihnachten, sind Passanten in einem Industriegebiet rar. Der Bahnübergang befindet sich im Bereich Gsod in der Nähe der Firma Kaspar. Noch bevor die Frau ein bewohntes Haus erreichen und um Hilfe bitten konnte, hatte die Schwarzwaldbahn den auf dem Bahnübergang stehenden Kleinwagen schon erfasst und rund 80 Meter weit geschleift.

Gegen die Frau werde nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahn-, Schiff- und Luftverkehr ermittelt. Dabei gehe es um die Frage, inwieweit sie das Unglück womöglich mit verursacht hat, erklärt der Polizeisprecher. Im weiteren Verlauf prüfe die Staatsanwaltschaft, ob ein Verfahren eröffnet oder eingestellt wird.

„Ein Zug hält in der Regel viel aus. Ein Auto nicht.“
Dieter Popp, Polizeisprecher

Warum war die 34-Jährige überhaupt auf dem Bahnübergang stecken geblieben? Wie Dieter Popp sagt, sei das Auto mit einem Rad auf der nassen Fahrbahn in den Schotter des Gleisbett geraten und habe sich dabei festgefahren.

Der Bahnübergang Gsod mit Blickrichtung St. Georgen. Von hier aus wurde das Auto etwa 80 Meter weit mitgeschleift.
Der Bahnübergang Gsod mit Blickrichtung St. Georgen. Von hier aus wurde das Auto etwa 80 Meter weit mitgeschleift. | Bild: Sprich, Roland

Indem sie das Auto mit ihrem Kind sofort verließ, habe sie genau richtig reagiert. „In einem solchen Fall sollte man sofort die 110 wählen“, sagt Dieter Popp. Die Polizei habe den direkten Draht zum Notfallmanagement der Bahn, das Züge stoppen kann. Ganz wichtig: weg vom Auto. „Ein Zug hält in der Regel viel aus. Ein Auto nicht“, sagt Dieter Popp. Durch herumfliegende Teile drohen schwere Verletzungen.

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Wenn möglich, sollte man vor Verlassen des Autos Warnblinkanlage und Beleuchtung einschalten, so dass der Zugführer zumindest noch eine kleine Chance zur Bremsung hat. Bei einer zweispurigen Strecke sei es sinnvoll, mit einem Warndreieck in die entgegengesetzte Richtung zu laufen – natürlich nicht auf den Gleisen – um Züge zu warnen. Bei einspurigen Strecken, bei denen man nicht wisse, aus welcher Richtung sich der nächste Zug nähert, jedoch schwierig.

Bahnübergänge bergen immer Gefahren

Generell seien Bahnübergänge gefährliche Bereiche, die nicht umsonst meist mit Schranken versehen seien. Erst im September war es in der Region zu einem tödlichen Unfall gekommen, als ein Lastwagen in Gutmadingen bei Geisingen von einem Zug gerammt wurde. Der 26 Jahre alte Lastwagenfahrer starb noch an der Unfallstelle.