40 Patienten mit Drogenproblemen hätten von heute auf morgen ohne ausreichende Versorgung dagestanden. Doch er wollte sich weiter einer Verantwortung stellen, obwohl er auch schon im Rentenalter ist: Der Mediziner Winfried Kadow hat in Schwenningen eine suchtmedizinische Schwerpunktpraxis eröffnet.
Nur sechs Ärzte mit Zusatzqualifikation
Das Angebot gibt es kein zweites Mal im Schwarzwald-Baar-Kreis. Denn nur noch sechs Ärzte im Kreis mit Zusatzqualifikation behandeln Menschen, die von Drogen abhängig sind, zum Beispiel mit Methadon, berichtete Sozialamtsleiter Jürgen Stach im Ausschuss für Bildung und Soziales.
Ebenso wie Kadow, der seine Hausarztpraxis schon einem Nachfolger übergeben hat. Die suchtmedizinische Praxis am Marktplatz 14 in Schwenningen hat er aber im Februar zusammen mit der Fachberatungsstelle Sucht, die sich in diesen Räumen eingemietet hat, neu eröffnet.
Versorgung in direkter Nachbarschaft
„Wir sehen in dieser Praxis ein neues Modellprojekt, das es so in unserem Landkreis noch nicht gibt“, erklärte Stach. Die enge räumliche und inhaltliche Kooperation mit der Fachstelle und deren Angebot psychosozialer Begleitung der Patienten biete die Möglichkeit einer verbesserten Versorgung.
Versorgt für die kommenden fünf Jahre
Ein weiterer Arzt, der bisher noch in einem anderen Landkreis tätig ist und ebenfalls die Zusatzqualifikation zur Behandlung Suchtkranker hat, soll das Team demnächst ergänzen. Das neue Angebot sieht die Kreisverwaltung geradezu als Glücksfall. Denn in den nächsten fünf Jahren sei damit eine relative Versorgungssicherheit gewährleistet.
Kassenärztliche Vereinigung lehnt Zuschuss ab
Angesichts des Ärztemangels und der Tatsache, dass Fachärzte für Suchtmedizin noch seltener sind, habe der Landkreis als Sozialleistungsträger ein „vitales Interesse“ an diesem Angebot. Zwar liege der Sicherstellungsauftrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Diese habe aber einen Zuschussantrag abgelehnt.
Anders die Kreisräte. Einstimmig befürworteten sie einen einmaligen Zuschuss zur Praxiseröffnung in Höhe von 21.770 Euro, weil der Landkreis sonst kein Angebot für die suchtkranken Patienten haben würde.
Mediziner kämpft um Zuschuss
Mit der Kassenärztlichen Vereinigung ist das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen: Mit einem Unterstützungsschreiben der Kreisverwaltung kämpft Kadow weiter um einen Zuschuss. Der Kreistag soll dann die konkrete Höhe des Landkreis-Beitrages festlegen, wenn eine mögliche Beteiligung der Kassenärztlichen Vereinigung geklärt sei.