Es ist gefährlich und der Albtraum eines jeden Autofahrers: Der Frühling ist da, die Gräser blühen und das Wild läuft über die Fahrbahn. Gerade in den Morgen- und Abendstunden ist die Gefahr, mit dem Fahrzeug einem Reh oder Wildschwein auf der Straße zu begegnen, hoch. Nicht immer lässt sich dann ein Unfall vermeiden. Michael Rodgers war deswegen schon mehrmals in diesem Jahr unterwegs. Der 53-Jährige ist einer der rund sieben Jäger in und um die Bergstadt, die sich neben dem Wildbestand auch um Wildunfälle kümmern.
Mehrere Szenarios
Dabei gibt es verschiedene Szenarios, die eintreten können. Bei einem toten Tier muss sich der Jägr um die Beseitigung des Kadavers kümmern, erklärt er seine Aufgabe. Ist das Tier noch vor vor Ort verletzt, muss Rodgers es von seinem Leid erlösen. So verlangt es das Tierschutzgesetz, erklärt er. "Mit dem Fangschuss wird das Tier dann getötet."
Am meisten Arbeit macht die Suche
Besonders unangenehm sei es, wenn das Wild vor den Augen der Fahrzeuginsassen erschossen werden muss. "Das bereitet mir Bauschmerzen, wenn die zuschauen müssen", sagt der Jäger. Das dritte Szenario bereitet die meiste Arbeit: Schleppt sich das verletzte Tier in den Wald, muss der Jäger auf die Suche gehen, um es zu erlösen. "Dann kann es sein, dass ich es stundenlang mit dem Hund suchen muss."
Viele Unfälle sind vermeidbar
Viele der Wildunfälle seien aus der Sicht von Michael Rodgers leicht zu verhindern. Für ihn sind es vor allem überhöhte Geschwindigkeiten, die für die Unfälle mit den Tieren auf der L 175 im Bereich Brigach verantwortlich sind. Oftmals halten sich Fahrer nicht an das Tempolimit von 80 km/h, sodass keine Zeit zum Reagieren bleibe, so der Jäger.
"Das stinkt mir"
"Bei Tempo 80 ist es schon schwer genug, noch rechtzeitig zu reagieren", erklärt er. Am Unfallort sehe der Jäger oft, dass die Fahrer zu schnell unterwegs gewesen sein müssen. Diese geben jedoch an, sich an das Geschwindigkeitslimit gehalten zu haben. "Dabei ist die Bremsspur 30 Meter lang. Das stinkt mir", so Rodgers.

Geschwindigkeit Thema im Ortschaftsrat
Dass gerade im Bereich Brigach viele Autofahrer den Fuß auf dem Gaspedal haben, ist auch dem Brigacher Ortsvorsteher Georg Wentz aufgefallen. Dies sei auch schon öfters Thema im Ortschaftsrat gewesen, so Wentz. "Tendenziell fahren manche hier schneller. Wenn 80 ist, fahren sie halt 90." Auch innerorts werde sich auch nicht immer an die zulässige Geschwindigkeit von 50 km/h gehalten. Für die Leute, die dort wohnen, sei dies eine Zumutung, beschwert sich Georg Wentz. Deshalb habe man bereits einen Antrag auf eine Radaranlage gestellt. "Bisher haben wir vom Landratsamt aber noch nichts gehört", sagt der Ortsvorsteher.
Raser gefährden die Jäger
Wegen der zu hohen Geschwindigkeit macht sich Michael Rodgers auch Sorgen um die eigene Sicherheit. "Für mich und die anderen Jäger ist die Arbeit sehr gefährlich", erklärt der Jäger. Trotz orangener Warnweste, eingeschaltetem Warnblinklicht und einer roten Lampe zum Signalisieren einer Gefahrenstelle bringen ihn andere Verkehrsteilnehmer regelmäßig in Gefahr, beklagt er sich. "Ich bin da besorgt um mich selbst. Genug Menschen fahren zu schnell vorbei und nehmen keine Rücksicht."
Gaffer erhöhen Unfallgefahr
Auch gefährlich seien Gaffer, die abbremsen, um ihn bei der Arbeit zu beobachten. Sie erhöhen das Risiko eines Auffahrunfalls, meint Rodgers. Deshalb versuche er immer die Polizei zu bitten, so lange wie möglich die Stelle des Wildunfalls mit eingeschaltetem Blaulicht abzusichern. "Leider klappt das nicht immer, weil sie auf einen anderen Einsatz müssen. Dann versuche ich mich zu beeilen."
Wildunfälle
Immer im Frühling und Herbst ist durch den Wildwechsel die Gefahr eines Wildunfalls besonders groß. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) gab es im Zeitraum vom 1. April 2017 bis März 2018 deutschlandweit 191 500 Unfälle mit Rehen und 34 550 mit Wildschweinen. Insgesamt wurden in dieser Zeit 233 070 Wildunfälle registriert. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungsgesellschaft meldete für das Jahr 2017 einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von 744 Millionen Euro, der durch Wildunfälle entstanden sein soll. (hal)