Seit rund drei Stunden stehen Linus Dold und Manuel Pfaff von der Feuerwehr St. Georgen am Ufer des Klosterweihers und halten abwechselnd den Schlauch, der unaufhörlich Wasser in den Badesee pumpt. Es ist kurz nach 15 Uhr. Wie lange sie noch durchhalten müssen, das wissen sie noch nicht. Angefangen hatte alles jedoch bereits Stunden zuvor. Und zwar nicht am Klosterweiher.
Was ist passiert?
Seit Dienstagvormittag sind ein Teil des Nichtschwimmerbeckens, sowie das Kinderbecken am Klosterweiher gesperrt. Grund dafür ist eine vorangegangene Untersuchung des Gesundheitsamtes. „Am Vormittag wurden dem Klosterweiher durch unsere Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Proben im Badebereich und beim Zulauf entnommen“, so Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes auf Nachfrage des SÜDKURIER.
Aktuell werden die Proben nun auf Mikrobiologie und Cyanobakterien untersucht. Aufgrund der massiven Veralgung in Randbereich hat das Gesundheitsamt ein Teilbadeverbot empfohlen, so Frank weiter. „Wir haben gleich reagiert und dicht gemacht“, sagt Bürgermeister Michael Rieger.
Wie kam es zu der Messung?
Pro Badesaison wird das Wasser im Klosterweiher vom Gesundheitsamt zehn Mal untersucht. „Auf Mikrobiologie“, sagt Frank. Routine also. Die Untersuchung am Dienstag jedoch, war keine Routine, vielmehr Zufall.
Ein Unternehmer in der Industriestraße hatte am Dienstagmorgen eine Schaumbildung auf der Brigach bemerkt, er informierte daraufhin sofort das Gesundheitsamt, das sich wiederum mit der Stadt in Verbindung setzte. So erzählt es Michael Rieger am Dienstagmittag. „Ich war gleich in Kontakt mit Herrn Flaig, dem zuständigen Bereichsleiter“, sagt er. „Der Schaum hat sich als harmlos herausgestellt.“ Dann hat das Gesundheitsamt weitere Messungen durchgeführt. In der Kläranlage, der Brigach und am Klosterweiher.

Was wurde bei der Messung gefunden?
Wie Bürgermeister Rieger von Dietmar Flaig (für die Presse war Flaig am Dienstag nicht zu sprechen) dann erfahren hat, wurde wohl ein erhöhter Phosphatgehalt im Einlaufbereich des Weihers festgestellt. Nur dort. Das ist das Komische. In keinem Bach wurde der Düngemittelstoff nachgewiesen, nur eben im Klosterweiher. „Es kann sich niemand erklären, woher er kommen kann. Wir stehen vor einem Rätsel“, sagt Rieger. Phosphat regt die Pflanzenproduktion an.
Daher stammte wohl auch der grüne Algenfilm am Uferrand. „Man geht davon aus, dass es davon kommt und nichts mit der Wassertiefe zu tun hat“, sagt Rieger. Auch die Wassertemperatur sei aktuell mit 23 Grad nicht zu hoch. Seit seiner Amtszeit als Bürgermeister sei ihm ein solcher Fall auch nicht bekannt. „Es ist das erste Mal, das wir sowas haben“, sagt er und fügt hinzu: „Es ist ein Naturbadesee, damit muss man eben rechnen.“
Kann der Weiher kippen?
Umkippen ist ein Wort, das Bürgermeister Michael Rieger im Zusammenhang mit dem Klosterweiher lieber nicht hören will. „Es kommt auf den Sauerstoffgehalt an“, sagt er nur. Und dass man das Ganze jetzt beobachten werde. Auch vom Landratsamt ist zu diesem Punkt keine Antwort zu erhalten. „Wir müssen erst das Ergebnis der Proben abwarten“, so Frank.
Wie geht es jetzt weiter?
Voraussichtlich am Freitag sollen die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen. „Danach wird entschieden, wie weiter verfahren wird“, so Frank. Möglicherweise soll der Weiher nun auch über Nacht aufgemacht werden, sodass Wasser abfließen kann, meint Rieger noch. Und dann haben sie ja immer noch die Feuerwehr.
Auch Christoph Kleiner, der Kommandant der Feuerwehr ist am Dienstag vor Ort. „Das was am schlimmsten ausgesehen hat, das haben wir weggekriegt.“
Er meint damit einen grünen Algenfilm, der sich wie ein Teppich über einen Teil des Wassers im Uferbereich gelegt hatte. „Wir wälzen jetzt das Wasser um und schauen, dass genug Sauerstoff in das Gewässer kommt. Gerade in den Bereichen, in denen es steht.“ Rund vier Kubikmeter pro Minute pumpen sie so mit jedem der fünf Schläuche in den Weiher. Und mit jedem Liter auch ein bisschen die Hoffnung, dass die Badesaison nicht ausgerechnet im Hochsommer auf Eis gelegt werden muss.
Wann ein Gewässer kippt
Unmittelbarer Auslöser des Umkippens ist der Abfall der Sauerstoffkonzentration im Wasser. Dessen häufigste Ursache wiederum ist eine verstärkte Anreicherung des Wassers mit Nährstoffen wie Nitraten und Phosphaten. Die Phosphatanreicherung ist dabei meist ein langsamer, kontinuierlich ablaufender Prozess, bei dem zuletzt ein kleiner Anstoß ausreicht (zum Beispiel warme Wetterbedingungen), um die Kettenreaktion in Gang zu setzen. Ein erstes Anzeichen ist das Absterben beispielsweise von Fischen und das Überhandnehmen insbesondere von Blaualgen und anderen Bakterien. (ang)