Wenn man auf die aktuelle Preisentwicklung und die Materialknappheit blickt, dann sind die Verantwortlichen beim Roten Löwen in St. Georgen bei den aktuellen Aufträgen wohl mit einem blauen Auge davongekommen.

Vier Prozent Steigerung

Um nur vier Prozent seien die Kosten im Vergleich zur Kalkulation im Mai 2021 gestiegen. Auch der Zeitplan könne gehalten werden. Bis Mitte des kommenden Jahres solle die Sanierung abgeschlossen sein. Keineswegs eine Selbstverständlichkeit, wie auch Bürgermeister Michael Rieger in der Sitzung des Gemeinderates am Mittwoch sagte: „Wir hatten Glück mit den Ausschreibungen. Keiner kann momentan sagen, wo die Reise hingeht.“

Der Boden ist freigelegt, zu sehen sind auch die historischen Gewölbekeller, die später als Technikraum genutzt werden.
Der Boden ist freigelegt, zu sehen sind auch die historischen Gewölbekeller, die später als Technikraum genutzt werden. | Bild: Ganter, Patrick

Die Corona-Pandemie, und jetzt der Krieg in der Ukraine, bringen auch für die Baubranche eine Vielzahl an Unwägbarkeiten mit sich. Dennoch: „Wir sind unter den gegebenen Umständen in einem sehr guten Bereich“, sagte Architekt Martin Rosenfelder.

Holz ist der Preistreiber

70 Prozent der Arbeiten seien nun vergeben. Am deutlichsten ausgewirkt hat sich die Preissteigerung bei den Zimmererarbeiten, weil dort das Material deutlich teurer wurde.

Architekt Rosenfelder und Stadtbaumeister Tröndle im Gespräch über den Roten Löwen.
Architekt Rosenfelder und Stadtbaumeister Tröndle im Gespräch über den Roten Löwen. | Bild: Ganter, Patrick

Die aktuellen Gesamtkosten des Roten Löwen belaufen sich nach momentaner Berechnung auf 5,42 Millionen Euro – im Vergleich zu gut 5,2 Millionen Euro in der Kalkulation aus dem Jahr 2021.

Die Treppe des neuen Anbaus am Roten Löwen.
Die Treppe des neuen Anbaus am Roten Löwen. | Bild: Ganter, Patrick

Architekt Rosenfelder habe aber die Hoffnung, dass sich große Preissteigerungen auch bei den restlichen Vergaben vermeiden lassen. Trotzdem sagt er: „Wir können nur auf Sicht fahren.“ Kalkulationen würden, auch für Handwerksbetriebe, derzeit immer komplexer und diese könnten kaum mehr weiter vorausblicken als wenige Tage oder Wochen.

Innen alles entkernt

Apropos Sicht. Die ist, wenn man derzeit das ehemalige Erdgeschoss des Roten Löwen betritt, ziemlich beeindruckend. Weil eine Zwischendecke fehlt, zeigt sich unterhalb des Dachgeschosses, wo später der Bürgersaal ist, ein einziger großer Raum.

Der Gewölbekeller.
Der Gewölbekeller. | Bild: Ganter, Patrick

Das wirkt eher wie in einer Kirche, als in einem historischen, im Ursprungszustand eigentlich eher verwinkelten Gebäude. „Imposant zu sehen“, sagte auch Stadtbaumeister Alexander Tröndle.

„Wir haben alles zurück gebaut und fangen jetzt an, wieder alles einzubauen.“
Martin Rosenfelder, Architekt

Denn im Inneren ist nun alles entkernt. Das Gebäude wird innen und außen gestützt, damit es in diesem Zustand nicht in sich zusammenfällt. „Wir haben alles zurückgebaut und fangen jetzt an, wieder alles einzubauen“, sagt Martin Rosenfelder.

Von außen und auch von innen wird das Gebäude derzeit gestützt, wie hier im Außenbereich zu sehen ist.
Von außen und auch von innen wird das Gebäude derzeit gestützt, wie hier im Außenbereich zu sehen ist. | Bild: Ganter, Patrick

Historisches Messer gefunden

Und beim Entkernen hat man so einiges gefunden. Auf ein paar Artefakte, wie Rosenfelder sagt, sei man gestoßen. „Zum Beispiel ein altes, rostiges Fleischermesser“, wie er erklärt. Es stammt wohl aus der Zeit noch vor dem Stadtbrand 1865 und soll später ausgestellt werden. Ein Beispiel dafür, entgegnet Michael Rieger, wie lange die Geschichte des Roten Löwen zurückreicht.

So soll das Gebäude laut Visualisierung mal aussehen.
So soll das Gebäude laut Visualisierung mal aussehen. | Bild: Stefan Blum

Und genau dahin, zu einem für die Stadt wichtigen Gebäude, soll es eben jetzt zurückgehen. Ein Schmuckstück soll es werden. Bürgermeister Rieger spricht über das Projekt schon seit Jahren und ist begeistert. Jetzt dauert es nicht mehr lange und dann sehen alle, ob das baufällige Haus ein Hingucker geworden ist.