Wenn der Schnee weg ist, kommt das Ärgernis zum Vorschein: Wege, Plätze und Grünanlagen sind übersät mit Zigarettenschachteln, Pizzakartons, Getränkebechern, Flaschen, Dosen, Fastfoodtüten und jeder Menge anderem Müll, den Bürger achtlos weggeworfen haben. Der Leiter des städtischen Bauhofs wehrt sich gegen die Unterstellung von Bürgern, die Stadt würde gegen die Verschmutzungen nichts oder zu wenig unternehmen. Er sieht in erster Linie die Bürger in der Pflicht, ihre Stadt sauber zu halten.

Bauhofleiter Hanspeter Boye ist verärgert. Auf der Social-Media-Plattform Crossiety lassen sich Bürger darüber aus, wie schmutzig es in der Stadt sei. Der Split vom Winterdienst liege noch immer „zentimeterhoch“ auf Bürgersteigen und Plätzen und bei den Sitzgelegenheiten am Bärenplatzkreisel lägen hunderte Zigarettenkippen. Auch sonst sei eine „steigende Tendenz beim Verdreckungsgrad in der Stadt festzustellen“. Der Verfasser des Beitrags sehe es als „ureigenste Aufgabe der Stadtverwaltung an“, für ein sauberes Stadtbild zu sorgen. Und erhält für seinen Beitrag Zustimmung anderer Nutzer der Bürger-App.
Zwar liegt der Beobachter nicht falsch, wenn er das Müll- und Zigarettenkippenproblem moniert. Den unterschwelligen Vorwurf, die Stadt würde hier nichts unternehmen, will Hanspeter Boye so jedoch nicht stehen lassen. „Es kann nicht sein, dass hier so auf die Stadt eingedroschen wird. Einer unserer Mitarbeiter ist fünf Tage die Woche ausschließlich damit beschäftigt, den Müll einzusammeln“, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
145 Müllbehälter und 15 Hundeklos leeren
Nediljko Miskovic ist der Mitarbeiter, der diese wenig dankbare Aufgabe übernimmt. „Dazu gehört das Leeren von 145 öffentlichen Müllbehältern und 15 Hundeklos“, zählt Miskovic auf: „Plus das, was neben und um die Mülleimer herum liegt“, ergänzt er. Und das ist nicht wenig. Drei Mal die Woche fährt Miskovic jeweils gute 200 Kilogramm Müll zum örtlichen Entsorgungsunternehmen.

Dass er für seine Arbeit, den Dreck anderer Menschen wegzuräumen, die es nicht schaffen, ihren Abfall in die dafür vorgesehenen Müllbehälter zu werfen, keine Anerkennung bekommt, daran hat sich der Bauhofmitarbeiter längst gewöhnt. Dass er jedoch manchmal auch geradezu herablassend behandelt wird, gefällt ihm gar nicht.
Am Ärmel aus dem Fahrzeug gezogen
„Erst vor kurzem hat mich der Vermieter eines Geschäftshauses am Bärenplatz am Ärmel aus dem Fahrzeug gezogen und mit dem Fuß auf am Boden liegende Zigarettenkippen aufmerksam gemacht mit dem Hinweis, ich müsse diese entfernen. Als ich einen anderen Bürger darauf aufmerksam gemacht habe, er möge seinen Müll nicht auf die Straße werfen hat der nur gemeint, dass ich sonst ja keinen Job hätte“, berichtet Nediljko Miskovic.

Der Müll in der Stadt ist ein Ärgernis. Wilde Müllablagerungen an Waldwegen oder hinter Glascontainern sind ein weiteres Ärgernis, über das sich auch der Bauhofchef aufregt. „Es kann nicht sein, dass Leute Mikrowellengeräte, Bügelbretter, Friteusen, Ölkanister und anderes einfach in den Wald kippen. Man kann diese Dinge zwei Mal pro Woche im Recyclinghof abgeben. Kostenlos“, weist er auf die Abgabemöglichkeit hin.
Alles in allem, rechnet Boye aus, sammelt die Stadt jährlich 26 Tonnen an Müll ein, den die Bürger auf den Straßen der Bergstadt produzieren. Er appelliert an die Einwohner: „Macht vor Eurem Haus sauber, nutzt die Abfallbehälter und nehmt Euren Müll am besten wieder mit.“
Ach ja: Dem Split, der zentimeterhoch auf Bürgersteigen liegt, rückt der Bauhof bald mit den Kehrmaschinen zu Leibe. Aber dazu muss das Wetter passen. „Wir hatten die ersten Einsätze bereits.“ Doch alles auf einmal geht nicht: „Um die komplette Gemarkung mit der Kehrmaschine einmal abzufahren, sind wir sechs Wochen unterwegs.“