St. Georgen – Der Gang in die Apotheke ist für Kunden seit längerer Zeit ein Glücksspiel. Ist das benötigte Medikament verfügbar oder nicht? Seit längerem bangen vor allem Eltern, ob Arzneimittel für ihre kranken Kinder vorrätig sind. Wir haben nachgefragt, wie die Situation in St. Georgen ist. Und warum es keine gute Idee ist, Medizin einfach aus dem Nachbarland zu besorgen.

„Es hat sich nichts gebessert zum vergangenen Jahr“, so die ernüchternde Aussage von Bernhard Lobmeier, Apotheker und Inhaber der Rathaus-Apotheke. Die Liste der nicht verfügbaren Arzneimittel ist nahezu unverändert lang im Vergleich zu vor einem Jahr. Für Kinder waren in den vergangenen Monaten vor allem verschiedene Antibiotika, Fiebersäfte und Zäpfchen oft Mangelware.

„Das neue Gesetz zeigt bislang keine Wirkung“, so Lobmeier. Er meint das Lieferengpassgesetz, das unter anderem regeln soll, gerade im Bereich der Kinderarzneimittel und Antibiotika eine Vorratshaltung aufzubauen. Zudem sollen Preisregeln gelockert werden, um Deutschland als Lieferland für Hersteller attraktiver zu machen.

Wie kommen Lieferengpässe überhaupt zustande? Einer der Hauptgründe ist die Rohstoffknappheit. Auch wurden während der Corona-Pandemie die Produktionsmengen reduziert. Ebenso kann die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland, Produktionsausfälle und Qualitätsprobleme Ursache für Lieferengpässe sein.

Immerhin: „Bei Fiebersäften und Zäpfchen hat sich die Situation aktuell leicht entspannt. Aber Antibiotikasäfte für Kinder sind weiterhin rar“, wie Lobmeier sagt. Im Sommer habe er sich mit Säften und Zäpfchen einigermaßen bevorraten und ein kleines Depot anlegen können, so dass „wir noch ein paar Fläschchen und Packungen vorrätig haben.“ Wenn Eltern also dringend Arzneimittel für ihre Kinder benötigten, könne es laut Lobmeier aktuell sinnvoll sein, „mehrere Apotheken abzuklappern in der Hoffnung, dass das benötigte Medikament in einer anderen Apotheke erhältlich ist.“

Wie ein Blick über die Landesgrenze zeigt, hat beispielsweise Frankreich das Problem mit Knappheit von Antibiotikasäften für Kinder nicht. Der Grund ist, dass Frankreich im vergangenen Jahr mit dem Hersteller eines Wirkstoffs eine Liefergarantie vereinbart hat und dafür zehn Prozent mehr bezahlt als beispielsweise Deutschland. Bernhard Lobmeier rät jedoch davon ab, sich die Medikamente einfach so im Ausland zu besorgen. „Arzneimittel sind prinzipiell nur in dem Land, in dem sie verkauft werden, zugelassen.“