Der Allgemeinmediziner Wolfgang Bergmann schließt Ende des Monats seine Praxis am Rupertsberg. Nach mehr als 30 Jahren als niedergelassener Hausarzt geht er in den Ruhestand. Was bedeutet das für seine Patienten? Und wie lange wird der Praxissitz für einen möglichen Nachfolger aufrecht erhalten?

Wolfgang Bergmann hat vor einigen Wochen damit begonnen, seine Patienten nach und nach darüber zu informieren, dass er demnächst in den Ruhestand gehen wird. Danach war die Sorge bei vielen Patienten groß.

Die Kollegen nehmen Patienten auf

Wo soll ich künftig hin, welcher Hausarzt wird mich aufnehmen? Ein Nachfolger, der die Praxis übernehmen könnte, ist nicht in Sicht. „Das war alles mit meinen Kollegen abgeklärt, nahezu alle St. Georgener Hausärzte nehmen meine Patienten auf“, sagt Wolfgang Bergmann im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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Das sei keinesfalls selbstverständlich, schließlich haben die verbleibenden niedergelassenen Mediziner vor Ort ihre Praxen selbst voll. „Aber wir haben ein sehr gutes kollegiales Verhältnis und meine Kollegen haben sich bereit erklärt, meine Patienten zu übernehmen.“ Wolfgang Bergmann ist froh, dass seine Patienten künftig nicht ohne medizinische Betreuung sind.

So gelingt der Start vor drei Jahrzehnten

Im Juli 1993 hat sich Wolfgang Bergmann mit einer eigenen Praxis niedergelassen, nachdem er zuvor vier Jahre im St. Georgener Krankenhaus auf der Internistischen und in der Chirurgischen Abteilung gearbeitet hatte. „Aus dieser Zeit kannten mich schon viele St. Georgener“, erinnert sich Bergmann. Diesem Umstand und der Tatsache, dass schon damals ein Mangel an Hausärzten bestand war es zu verdanken, dass seine Praxis schon nach wenigen Monaten praktisch die Maximalzahl von Patienten erreicht hatte.

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Dass Bergmann seine Praxis am Rupertsberg einrichtete, war übrigens eine Anregung des damaligen Bürgermeister Günter Lauffer. „Er sagte, dass im Bereich Rupertsberg und Seebauernhöhe 5000 Menschen leben, die einen Hausarzt bräuchten“, erinnert sich Bergmann.

Arztsitz kann jederzeit besetzt werden

Wie geht es mit dem ab 1. Juli frei werdenden Arztsitz weiter? In der Vergangenheit kam es bei anderen Fachärzten vor, dass ein Arztsitz verfällt, wenn er nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums, in der Regel sechs Monate, neu besetzt wird.

Wie Kai Sonntag, Sprecher der kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) auf Nachfrage erläutert, ist das bei einem Hausarzt nicht der Fall. „Derzeit sind im Mittelbereich Villingen-Schwenningen, zu dem St. Georgen gehört, eine Reihe von Arztsitzen frei. Daher werden keine frei werdenden Arztsitze für einzelne Gemeinden ‚reserviert‘.“ Aktuell könne demnach auch ohne ausscheidenden Hausarzt jederzeit ein anderer Hausarzt eine Praxis in St. Georgen eröffnen.

Er war ein Kümmerer

Wolfgang Bergmann gibt seine Praxistätigkeit indessen mit einem lachenden und einem weinenden Auge ab. „Ich hatte Patienten, die waren von Anfang an bei mir. Meine beiden Mitarbeiterinnen und ich spüren vor allem in den vergangenen Wochen eine große Dankbarkeit“, sagt der Bald-Ruheständler.

Bergmann war „ein Kümmerer“, wie ihn einer seiner Arztkollegen einmal bezeichnete. Bei den Patientengesprächen nahm er sich Zeit und schaute nicht auf die Uhr. Seine beiden Mitarbeiterinnen haben bereits eine neue berufliche Zukunft in Aussicht.

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Weshalb er seine berufliche Tätigkeit genau zum jetzigen Zeitpunkt beendet, kann er so genau gar nicht sagen. „Das hat sich so ergeben und irgendwann muss ja auch mal Schluss sein“, so der 76-Jährige.

Bisher nie Zeit für Hobbys

Was er indessen genau weiß ist, wie er künftig seine neu gewonnene freie Zeit nutzen möchte „Ich hatte ja eigentlich nie Zeit für ein Hobby. Aber ich habe einen großen Garten, der gepflegt werden will. Und meine Enkelkinder freuen sich auch, wenn ich mehr Zeit für sie habe“, sagt Wolfgang Bergmann.

Und dann fällt ihm doch noch etwas in, wie er seine neu gewonnene Freizeit nutzen könnte. „Mit Reisen.“